von Backes » 22.03.2022, 12:05
Szene 1: Nach Luftzweikämpfen gehen sowohl Fabian Greilinger als auch Philipp Steinhart von 1860 zu Boden, das Spiel läuft weiter. Kurz danach will Lenadro Morgalla (1860) im Strafraum nach einem Kopfball von Marcel Seegert (Mannheim) klären, bekommt den Ball dabei aber an die Hand. Schiedsrichter Florian Badstübner gibt Elfmeter für 1860. [TV-Bilder – ab Minute 20:00]
Babak Rafati: Im ersten Zweikampf läuft Greilinger selbst beim Rückwärtslaufen gegen seinen Gegenspieler, der sich nicht in Luft auflösen kann. Auch sind die Arme des Gegenspielers im Bereich des Erlaubten, denn er schubst nicht. Beim zweiten Zweikampf will Steinhart zum Kopfball hoch, verschätzt sich dabei jedoch, springt am Ball vorbei und kommt selbstverschuldet und ohne Fremdeinwirkung auf dem Boden auf. Somit sind beide Zweikämpfe kein Foulspiel. Richtig, weiterspielen zu lassen.
Das anschließende Handspiel von Morgalla im eigenen Strafraum ist sicherlich eine grenzwertige Angelegenheit. Was für einen Elfmeter spricht ist, dass er den Arm abgespreizt hat und somit in Kauf nimmt, den Ball an den Arm zu bekommen, wenngleich er sicherlich den Ball nicht mit dem Arm spielen wollte und der Ball aus kurzer Entfernung kommt. Es ist eher die rücksichtslose Vorgehensweise, die dieses Handspiel strafbar macht. Morgallas Blick und seine möglichen Gedanken zu diesem verschuldeten Elfmeter sind auch vielaussagend. Somit eine richtige Entscheidung, auf Elfmeter zu entscheiden, zumindest gemäß den Anweisungen.
Szene 2: Richard Neudecker (1860) bleibt nach einem Zweikampf mit Marcel Seegert (Mannheim) benommen liegen. Eine Karte sieht Seegert nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:26:10]
Babak Rafati: Bei diesem Luftzweikampf setzt Seegert zwar die Arme gegen Neudecker ein und foult diesen, allerdings ist ein Pfiff ohne Karte ausreichend. Das fällt unter die Kategorie "Allerweltsfoul." Die Verletzung, die Neudecker erleidet, resultiert nicht durch den Armeinsatz, sondern aus einem Kopftreffer, der unabsichtlich passiert. Seegert köpft den Ball, und Neudecker will das gleiche auch tun, jedoch trifft er anstatt den Ball den Hinterkopf seines Gegenspielers, was natürlich große Schmerzen bei Neudecker verursacht. Eine richtige Entscheidung, lediglich auf Foulspiel zu entscheiden und keine Karte zu zeigen.
Szene 3: Nach einer Ecke bekommt Kevin Goden (1860) den Ball im Strafraum an die Hand, wieder gibt es Strafstoß für Mannheim. [TV-Bilder – ab Minute 1:42:20]
Babak Rafati: Der Ball wird nach einer Ecke verlängert, und Goden bekommt den Ball unmittelbar danach an den Arm. Er hat dabei eine absolut natürliche Haltung und versucht sogar noch den Arm wegzuziehen, was ihm aufgrund der kurzen Entfernung nicht mehr gelingt. Das ist ein klassisches Nicht-Handspiel. Genau diese Entscheidungen sind es, warum die Beteiligten die Handregel und diese "Rotations-Auslegung" Woche für Woche nicht verstehen. Der Schiedsrichter wird sicherlich nach Studium der Fernsehbilder einsehen, dass das eine klare Fehlentscheidung ist.
Anmerkung: Ich fände es zielführend, wenn die Schiedsrichter nach jedem Spiel der drei Topligen bei der Pressekonferenz dabei wären, um solche Szenen zu erklären. Dann würde diese Szene z.B. als eine Fehleinschätzung definiert werden, und es würde zumindest Klarheit bezüglich der Regel entstehen. Das schafft gleichzeitig mehr Akzeptanz und Glaubwürdigkeit, was das Schiedsrichterwesen unbedingt wieder bräuchte.
Mein persönliches Highlight:
SV Waldhof Mannheim - 1. FC Kaiserslautern 4:3, Mittwoch, 15. April 1987, 20:00 Uhr, Südweststadion, 32000 Zuschauer, Ludwigshafen
1:0 Fritz Walter 3. Minute
1:1 Frank Hartmann 29. Minute
2:1 Fritz Walter (Elfmeter) 31. Minute
2:2 Harald Kohr 39. Minute
2:3 Frank Hartmann 61. Minute
3:3 Fritz Walter 83. Minute
4:3 Fritz Walter (Elfmeter) 89. Minute