Die SportWoche im Gespräch mit …
… Walter Pradt, gestern entlassener Trainer des Zwangsabsteigers aus der Regionalliga, SV Waldhof Mannheim. Sportbild Online sprach mit dem Waldhof-Urgestein über die Gründe der Entlassung.
Sportwoche Online: Herr Pradt, sportlich haben Sie mit Ihrer Mannschaft den Klassenerhalt geschafft, trotzdem wurden Sie entlassen. Kennen Sie die Gründe dafür?
Walter Pradt: Ich bin für einige Leute offenbar zu unbequem. Man hat mir erklärt, ich hätte mich in einigen Situationen zu kritisch über den Verein geäußert.
Sportwoche: Was haben Sie den genau gesagt?
Walter Pradt: Dass sich nun endlich Dinge ändern müssen. Wie jeder weiß, hat der Waldhof schon lange eine ganze Reihe von Problemen. Das wollte ich ansprechen. Der Waldhof liegt mir am Herzen. Ich mache mir Sorgen um den Verein und habe Angst, dass er noch weiter nach unten rutscht. Und nachdem wir die Klasse knapp gehalten haben, habe ich exakt gesagt: ‚Die Mannschaft und der Trainer haben ihre Hausaufgaben gemacht, jetzt sind aber auch einmal andere gefragt.’
Sportwoche: Und diese Aussage war der Auslöser?
Walter Pradt: Natürlich habe ich öfter davon gesprochen, dass sich etwas ändern muss, wenn wir unsere Probleme in den Griff bekommen wollen. Aber ich habe das Gefühl, man darf nicht mehr die Wahrheit sagen. Noch einmal: Mir geht es ausschließlich um den Verein SV Waldhof. Ich bin mit diesem Verein seit 37 Jahren verbunden.
Nachdem dann einige Fans ihrem Unmut lautstark Luft gemacht haben, weil man uns die Lizenz verweigert hatte, hat man das so interpretiert, dass meine Aussagen diese Unruhen verursacht hätten.
Sportwoche: Wie haben Sie von Ihrer Entlassung erfahren?
Walter Pradt: Ich habe gestern Günter Sebert angerufen um für den Abend ein Gespräch auf dem Waldhof zu vereinbaren. Es ging dabei um Planungen für die kommende Saison. Dabei hat Günter Sebert erwähnt, dass Hans-Jürgen Pohl auch dabei sein wird – er ist Mitglied des Sanierungsausschusses. Ja und dann hat mir abends Hans-Jürgen Pohl mitgeteilt, dass dieser Sanierungsausschuss einstimmig meine Entlassung beschlossen hätte.
Sportwoche: Ihnen wurde Ihre Entlassung also nicht vom Vorstand mitgeteilt?
Walter Pradt: Nein. Ich bin – oder genauer, ich war – Angestellter des Vereins und unterstehe somit dem Vorstand. Somit müsste mich normalerweise auch der Vorstand über eine Entlassung in Kenntnis setzen. Aber auch das ist bezeichnend für die augenblickliche Führungslosigkeit des Waldhofs. Wir haben ein „Restpräsidium“, das sich im Grunde nur selbst kontrolliert und offenbar tun und lassen kann, was es will.
Sportwoche: Wie hat Günter Sebert, der sportliche Leiter, auf Ihre Entlassung reagiert?
Walter Pradt: Er hat sich mir gegenüber darüber nicht geäußert.
Sportwoche: Die Verträge der Spieler sind nur für die Regionalliga gültig, also inzwischen hinfällig. Viele Mannschaften haben Ihre Planungen abgeschlossen, sodass Neuverpflichtungen kaum noch in Frage kommen werden. Mit welcher Mannschaft wird der SV Waldhof in die Saison 2010/11 gehen?
Walter Pradt: Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Das sollte ja gestern Thema des Gesprächs mit Günter Sebert sein. Laut Sanierungsausschuss wolle man in der jetzigen Situation verstärkt auf den Jugendbereich zurück greifen …
Sportwoche: … und damit in der Oberliga bestehen?
Walter Pradt: Dazu will ich eigentlich jetzt gar nichts sagen. Ich fürchte nur, dass der SV Waldhof für lange Zeit nicht mehr nach oben kommen wird. Und das tut mir leid. Vor einem Jahr habe ich das Traineramt übernommen, weil ich auch mithelfen wollte, den Verein wieder zu stabilisieren und nach Möglichkeit wieder nach oben zu bringen.
Sportwoche: Wie geht es mit dem Trainer Walter Pradt jetzt weiter?
Walter Pradt: Ich werde von mir aus im Augenblick erst einmal gar nichts unternehmen. Aber ich bin heute auch schon mehrfach angerufen worden. Und natürlich werde ich Gespräche führen, wenn man auf mich zukommt.
Sportwoche: Vielen Dank für dieses Gespräch und für die Zukunft alles Gute.
http://www.spowo.net/index_news.php?Akt ... _jahr=2010
Nicht nach hinten, nur nach vorne geht der Blick. Waldhof in Liga 2.