Für mich war das gestern schon ein reines Psycho-Spiel. Wenn man solange nicht mehr gewonnen hat, zweifelt man ja nicht nur daran, dass man überhaupt jemals wieder ein Spiel gewinnen wird, sondern man trifft außerdem auch noch auf Gegner, die selbst bei ungünstigstem Spielverlauf immer noch denken, sie machen Dich platt. Und dann fällt womöglich wirklich mal ein Tor für die, und schon denkt bei uns alles "Auweia" und bei denen "Na bitte!" In so einer Situation muss man sich auch in die Köpfe des Gegners reinarbeiten, muss da Verunsicherung pflanzen, und das ist uns gestern ideal geglückt. Die Tore sind aus meiner Sicht auch nicht zufällig Mitte der ersten Halbzeit gefallen, sondern eben genau zu dem Zeitpunkt, wo bei Aue angekommen ist, dass das für sie kein Selbstläufer wird. Zwanzig Minuten gekickt gegen den Versager der Hinrunde und dabei noch nicht einmal gefährlich vor's Tor gekommen - diese Abwehrleistung hat unsere Treffer mindestens genauso vorbereitet wie die tolle Einzelleistung von Okpala oder der Streichelball von Gouras. Und jetzt hast Du zwar noch Restzweifel und der Gegner immer noch Hoffnung (und zwar nicht wegen der eignen Leistung sondern weil sie immer noch denken, der Waldhof versemmelt das wieder) aber zum ersten Mal bist Du selbst in der Lage mit einem weiteren Treffern jeden derartigen Glauben abzutöten.
Nach dem Spiel ist man jetzt auch nicht auf einen Schlag raus aus dem Dilemma. Aber man ist weiter. Ungefähr an dem Punkt, für den wir uns gegen Aue zwanzig Minuten lang abarbeiten mussten. 60 weiß zwar auch, dass wir eine miese Halbsaison hinter uns haben und uns selbst steckt die auch in den Knochen - Sieg hin, Sieg her - aber mit der Idee, dass sie hier schon irgendwie gewinnen, weil wir ja nix auf die Reihe kriegen, reisen sie jetzt schon mal nicht mehr an. Und da es bei ihnen selbst ja auch nicht so toll lief, sollten unsere Chancen durch den gestrigen Sieg dann doch auch leicht gestiegen sein.