von Backes » 09.10.2020, 07:47
Fußball | 3. Liga FCK gegen Waldhof: Die Analyse vor dem Südwest-Derby
Annika Braun & Jannik Hausmann
Derby-Time im Südwesten. Am Samstag treffen der 1. FC Kaiserslautern und der SV Waldhof Mannheim im Fritz-Walter-Stadion aufeinander (ab14 Uhr live im SWR-Fernsehen). Dabei ist die Ausgangslage der Klubs sehr unterschiedlich. Der Teamcheck von SWR Sport vor der Partie:
Die letzten Duelle
Zwanzig Mal stieg das Südwest-Derby bereits in drei verschiedenen Ligen sowie dem DFB-Pokal. In der Gesamtbilanz führen die Lauterer knapp: Sieben Duelle gewann der FCK, sechs der SV Waldhof Mannheim. Zwei der sieben Unentschieden stammen aus der letzten Saison. Beide Drittliga-Spiele endeten 1:1.
Der bisherige Saisonverlauf
1. FC Kaiserslautern: Den Saisonauftakt der Roten Teufel kann man nur mit einem Wort betiteln: Fehlstart. Zwei Niederlagen, ein Unentschieden, eine Trainer-Entlassung, vorletzter Platz. Das Problem beim FCK: Die Roten Teufel kriegen den Ball zu selten vors, geschweige denn ins Tor und zeigen in der Rückwärtsbewegung zu große Schwächen. Nicht nur die neu formierte Offensive braucht offensichtlich noch Zeit zum Einspielen. Auch die Abwehr hat sich noch nicht wirklich gefunden. Damit wird es für die Defensive der Pfälzer ein echter Härtetest
SV Waldhof Mannheim: Mit dem 13. Tabellenplatz sind die Kurpfälzer mäßig in die Saison gestartet. Zwar verließ das Team von Trainer Patrick Glöckner den Rasen nach drei Spieltagen noch nicht als Verlierer, ein Sieg war aber auch noch nicht dabei. Nach den beiden eher unspektakulären Unentschieden gegen Dynamo Dresden und Viktoria Köln ging am vergangenen Spieltag so richtig die Post ab: Mit 4:4 trennten sich die Mannheimer im Heimspiel gegen Aufsteiger Türkgücü München und zeigten dabei eine klasse Moral. Drei Rückstände egalisierte Waldhof, beim zwischenzeitlichen 2:4 war das Spiel eigentlich schon verloren, ehe Neuzugang Joseph Boyamba seinem Team mit einem Doppelpack immerhin noch einen Punkt rettete.
Die Prognose: Vorteil SV Waldhof Mannheim
Der Mann an der Seitenlinie
1. FC Kaiserslautern: Seit gut einer Woche hat der FCK mit Jeff Saibene einen neuen Trainer, der als gewiefter Taktiker und guter Motivator gilt. Der 52-Jährige soll dem Team wieder kampfbetonten, laufintensiven und mutigen Fußball einimpfen. Geht es nach den Fans und den Ansprüchen der vergangenen Jahre, müsste das Saisonziel Aufstieg heißen, auch um die finanzielle Notlage des Vereins zu entschärfen. An den Aufstieg will Saibene derzeit aber nicht denken. Ihm geht es darum, der Mannschaft "Leidenschaft und Herz" einzuimpfen. Bei seiner Vorstellung beschwor Saibene das traditionelle "Betze-Feeling" und zeigte damit, dass er durchaus weiß, in welch schwierigem Umfeld er sich durchsetzen muss.
Kaiserslautern gegen Waldhof live im SWR Fernsehen und auf swr.de/sport
Die Drittligapartie zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Waldhof Mannheim können Sie live im SWR Fernsehen und auf swr.de/sport verfolgen. Los geht's am Samstag um 14 Uhr.
SV Waldhof Mannheim: Neuling ist auch Patrick Glöckner, der die Mannheimer seit dieser Saison coacht und die Nachfolge von Bernhard Trares antrat. Der Fußballlehrer kennt die Liga bestens: Als Trainer des Chemnitzer FC hat er vergangene Saison bereits in der 3. Liga gearbeitet. Unschöne Erfahrungen sammelte er zuvor im Mai 2019, als der gebürtige Bonner vor dem letzten Spieltag trotz Tabellenführung beim Regionalligisten Viktoria Köln gefeuert und ihm somit der Aufstieg "geklaut" wurde. Glöckner gilt als genauer Analyst, der seine Spieler auch begeistern kann. Diese Eigenschaften werden auch am Samstag gefordert sein.
Die Prognose: Vorteil 1. FC Kaiserslautern
Die Fans
Das Südwest-Derby treibt normalerweise Zehntausende Fans ins Stadion. Statt den knapp 40.000 Zuschauern im vergangenen Jahr sind in dieser Saison maximal 7.500 auf dem Betzenberg zugelassen. Die Hygieneregeln des DFB und die Abmachungen der DFL aufgrund des Corona-Virus sorgen außerdem dafür, dass keine Gästefans ins Fritz-Walter-Stadion dürfen. Damit schauen die Waldhof-Anhänger in die Röhre: Klarer Heim-Vorteil dagegen für den FCK. Die Partie Waldhof gegen Kaiserslautern galt bisher als Hochrisiko-Spiel: Zerstörtes Denkmal, Hass-Botschaften, Randale, Platzsturm und Pyrotechnik - die Liste der deplatzierten Verfehlungen beider Fan-Lager rund um das Derby ist lang. Dieses Mal könnte der Fokus mehr auf dem Sportlichen liegen.
Die Prognose: Vorteil 1. FC Kaiserslautern
Der Transfer-Check
1. FC Kaiserslautern: In Kaiserslautern wollten die Verantwortlichen den Kader eigentlich so gut es geht zusammenhalten. Das ist aber zumindest in der Offensive nicht gelungen. Mit Florian Pick, Christian Kühlwetter und Timmy Thiele musste der FCK die Top-Torjäger schlechthin verkaufen, mit Lennart Grill ging außerdem der Stammtorhüter. Zwar holte der FCK neun neue Spieler, wirklich gezündet haben sie aber bisher nicht. Mittelstürmer Marvin Pourié verpasste mit einer unnötigen Gelb-Rot Sperre eine Partie, mit Nicolas Sessa, Alexander Winkler und Marius Kleinsorge fielen drei Neuzugänge verletzt aus. Und auch der erfahrene Adam Hlousek war in der Defensive bisher fehleranfällig. Seit Saibenes Amtszeit wurden mit Kenny Prince Redondo (SpVgg Greuther Fürth) und Daniel Hanslik (Holstein Kiel) kurzfristig zwei Zweitliga-Spieler für die Offensive verpflichtet. Beide könnten beim Derby erstmals zum Einsatz kommen.
SV Waldhof Mannheim: Ein großer Umbruch liegt ebenfalls hinter dem Glöckner-Team. Zehn Neuzugängen stehen 15 Abgänge gegenüber. Mit 23 Spielern ist der Kader der Mannheimer noch nicht komplett, zumal einige Spieler verletzt fehlen. Deshalb wurde am "Deadline Day" Stürmer Anthony Roczen aus Magdeburg verpflichtet, der allerdings bis November wegen einer Innenbandverletzung ausfällt. Da der Transfermarkt seit Montag geschlossen ist, kann sich der SV nur noch mit vereinslosen Spielern verstärken. Eine Option könnte beispielsweise Flügelspieler Florian Hansch sein, der seit Dienstag bei den Kurpfälzern vorspielt und zuletzt für den Halleschen FC (ausgeliehen vom SV Sandhausen) am Ball war. Erfreulich für die Mannheimer: Mit Dominik Martinovic (1 Tor), Marcel Costly (1) und Joseph Boyamba (2) netzten bereits drei Neue ein. Die neuformierte Abwehr muss sich dagegen erst noch finden, zuletzt unterliefen dem SV Waldhof viele individuelle Fehler. Mit Jesper Verlaat haben die Mannheimer noch einen Innenverteidiger mit Zweitligaerfahrung im Kader. Zuletzt kickte der Niederländer für Sandhausen, stand diese Saison aber noch nicht auf dem Platz.
Die Prognose: Vorteil SV Waldhof Mannheim
Fazit
Kaiserslautern zwei, Mannheim zwei. Die SWR-Sport-Prognose endet mit einem Unentschieden. Dies spricht für eine spannende Partie am Samstag auf dem Betzenberg. Sportlich ist der SV Waldhof Mannheim nicht nur aufgrund des Tabellenplatzes Favorit. Nach dem furiosen Comeback gegen Türkgücü dürfte das Team mit Selbstvertrauen aufs Feld gehen. Für den 1. FC Kaiserslautern spricht hingegen der Heimspiel-Faktor. Zudem darf mit Spannung erwartet werden, wie sich die Mannschaft beim Betzenberg-Debüt des neuen FCK-Trainers Saibene schlägt.
Interessanterweise sieht der SWR uns beim "Transfer-Check" besser als die Hinterpfälzer.
Mein persönliches Highlight:
SV Waldhof Mannheim - 1. FC Kaiserslautern 4:3, Mittwoch, 15. April 1987, 20:00 Uhr, Südweststadion, 32000 Zuschauer, Ludwigshafen
1:0 Fritz Walter 3. Minute
1:1 Frank Hartmann 29. Minute
2:1 Fritz Walter (Elfmeter) 31. Minute
2:2 Harald Kohr 39. Minute
2:3 Frank Hartmann 61. Minute
3:3 Fritz Walter 83. Minute
4:3 Fritz Walter (Elfmeter) 89. Minute