Erstes Heimspiel in der dritten Liga "Hin da" dachte ich mir und so führte mich der Weg am Wochenende wieder in die alte Heimat.
Ich habe mir angewöhnt zu unseren Heimspielen mit der Bahn anzureisen und finde es mittlerweile bemerkenswert wie an Heimspieltagen in der City das Erscheinungsbild der Stadt durch Waldhoffans mitgeprägt wird. An jeder Haltestelle auf den Planken warteten da reichlich Trikot- und T-Shirtträger. Schöne Randerscheinung, gefällt mir

Stadiongelände gut 45 Minuten vor Spielbeginn geentert, alles Easy. Die langen Schlangen an den Tickethäuschen hatte ich grundsätzlich mal als hohe Anzahl "kurzentschlossener" interpretiert. Es handelte sich aber wohl eher um einen Ausdruck des Chaos was durch die "dynamische Preisgestaltung" angerichtet wurde. Wenn ich als Stadionbesucher an der Kasse im Zweifelsfall auf derselben Tribüne mit drei verschiedenen Preisen konfrontiert werde, ist das gewöhnungsbedürftig. Sollte der Verein an dem Modell festhalten wollen, wäre ich für deutlich mehr Transparenz in der Preisgestaltung. Von mir aus wie beim HSV wo vor Saisonbeginn die Gegner in drei Kategorien eingeteilt werden und sich danach die Preise bemessen, aber nicht vor jedem Spiel mit Tabellenstand hoch Pi minus Punktzahl des Gegners mal Trainerentlassungen von Uerdingen durch Aktienkurs von Microsoft die Preise auswürfeln. "Reule anwesend plus 7 Euro" habe ich übrigens gefeiert

Zum Spiel muss ich sagen das mich die Maßnahme die Chemnitz-Startelf unverändert erneut beginnen zu lassen doch überrascht hat.
Mit Kevin Conrad als LV kauft man sich natürlich Vor- und Nachteile ein. Für mich überwiegen allerdings ehrlich gesagt schon die Nachteile, spätestens in der Überzahlsituation hätten wir da anders agieren müssen. Klar, Seite dicht, mit Schultz, Seegert und Conrad bei Standards stabil, alles gut, verstehe ich auch. Aber nach vorne geht mit der Aufstellung über die LV-Position halt nüscht. Wie bereits nach dem Chemnitzspiel geschrieben würde ich da aktuell Mete Celik sehen. Marcel Hofrath hat mich nach seiner Einwechslung nicht hundertprozentig überzeugen können.
Der generelle Spielverlauf wurde hier ja schon thematisiert. Ich finde man hat in der Anfangsphase schon gesehen, dass der SV Meppen uns in der Entwicklung des Vereins/der Mannschaft genau die zwei Jahre voraus ist, die der SVM aus bekannten Begleitumständen im Gegensatz zu uns schon in der dritten Liga mitspielt. Zu Beginn war klar erkennbar wer der Aufsteiger der beiden Teams war, so deutlich muss man das sagen. Spielerisch fand ich übrigens Meppen auch in der Anfangsphase gar nicht so prall. Da wurde insbesondere im "Spielaufbau" doch außerordentlich gerne der lange Hafer aus der eigenen Deckung genommen.
Aprospo langer Hafer, für mich war in der Anfangsphase aus meiner Sicht die Balance im Spielaufbau unser Hauptproblem. Es entstand für mich nicht zwingend der Eindruck, dass unser Team ein gutes Gefühl dafür hatte wann "Bruda, schlag de Ball lang" oder "lass uns mal von hinten gepflegt rauskombinieren" angesagt war. Das der SV Meppen uns in der Phase sehr engagiert und im Zweifelsfall auch gerne mal rustikal angelaufen hat, war zudem noch ein weiterer Faktor. Ich glaube aber ernsthaft das Meppen das nicht mehr deutlich länger in der Intensität durchgehalten hätte. Daher empfinde ich auch die Aussage das Meppen die Partie mit elf gegen elf definitiv gewonnen hätte als Nonsens.
Bei der Szene zum Platzverweis hätte ich aus meiner Sicht von der Tribüne heraus gesagt "gelb reicht." Nach Studium der TV-Bilder könnte ich mir vorstellen, dass Sportskamerad Evseev hier zurecht mal ein paar Wochen lang auf der Tribüne über seine Art der Zweikampfführung sinnieren darf. Für die gestenreichen Proteste von Herrn Neidhart wäre er mit Trikot auf dem Platz sehr wahrscheinlich gleich direkt mit duschen gegangen, so beließ es der Schiedsrichter bei sehr generösem gelb gegen den Gästecoach.
Mit elf gegen zehn war es dann natürlich wenig überraschend ein anderes Spiel was mich zu weiteren Aspekten führt die ich bereits nach dem Chemnitzspiel thematisiert hatte. Was zum Geier macht Sulejmani auf links? Der Junge muss ins Zentrum...
Bezeichnend für mich die Großchance von Diring als Sule im Zentrum angespielt wurde und genau das richtig gemacht hat was man im Zentrum in so einer Szene machen muss. Kugel sichern, zum eigenen Mann ablegen, feiner Doppelpass und schon stand Dori frei vor der Kiste.
Also falls hier irgendeiner aus dem Trainerstab mitlesen sollte "Bitte, bitte, bitte, noch mit ganz viel Zuckerguss oben drauf, aber büdde, büdde, Sulejmani ins Zentrum

"
Zu Kevin Koffi, der Junge hat für mich bis zu der Szene mit dem Platzverweis auf knien flehend um seine Auswechslung gebettelt. Das war nüscht. Nach der Platzverweisszene hat er dann aber sein Potential angedeutet und durchaus brauchbare Szenen gehabt. Wie er das Ding dann allerdings in Persiflage von Sitzfussball aus fünf Metern Entfernung am leeren Kasten vorbeilöffelt
Ich glaube wenn er vorher gesagt hätte "genau so will ich den danebenhauen" hätte er ihn reingemacht...
Aufsteigende Tendenz bei Koffi unbenommen, aber Torjäger geht anders. Könnte mir übrigens auch vorstellen, dass er gegen körperlich abbauende Gegner ein Top-Einwechselspieler sein könnte.
Weiterhin auffällig für mich, unsere rechte Seite. Marco Meyerhöfer heute in der Startelf von Greuther Fürth, überrascht mich null. Der Junge hat hier letztes Jahr schon in der Regionalliga auf Zweitliganiveau gekickt. Dementsprechend war Deville-Meyerhöfer auch unsere absolute Schokoladenseite. Dazu fehlt Deville-Marx noch so einiges. Insbesondere im "wer geht wann, wie und wohin?" ist da noch Luft nach oben. Aber gut, die zweite Partie in der Kombination zusammen, woher soll das blinde Verständnis was Devillle und Meyerhöfer am Ende hatten auch kommen?
Wie hier bereits erwähnt ist mir Marx vor gut 1 1/2 Jahren beim Groundhoppen bei Offenbach-Worms aufgefallen. Er hatte seine Position als RV in der Partie so offensiv interpretiert, dass mir erst nach einigen gespielten Minuten aufgefallen ist das er eigentlich als rechter Verteidiger eingeteilt war und nicht als rechter offensiver Außenbahnspieler. Ähnliches ist mir am Samstag auch wieder aufgefallen, leider nicht immer positiv. Insbesondere in der zweiten Halbzeit stand mir Marx viel zu hoch. Er hat dadurch Räume selbst zugestellt in die Deville und er eigentlich aus der Laufbewegung heraus reinstossen sollten. An der Stelle auch nichts gegen den wackeren Hassan Amin, der auch für mich am Samstag eine gute Partie gemacht hat, aber ganz ehrlich, musste er viel machen um seine Seite abzudichten? Im Prinzip haben wir es Amin an der Stelle viel zu einfach gemacht. Wie es hätte gehen können, war in Halbzeit eins zu besichtigen, als Marx einmal von Deville steil geschickt mit Anlauf in den Raum gezogen ist den er sich über weite Strecke der zweiten Halbzeit selbst zugestellt hat.
Aprospo Deville, der Kopfball nach Diring-Ecke in der Schlußphase war richtig gut gesetzt. Domaschke hatte an der Stelle bei seiner Rettungsaktion auf der Linie auch mehr Glück als Verstand. Das er nach der Tat von den eigenen Fans nach der Partie gefeiert wurde war durchaus verdient. Wenn der reingeht gewinnen wir das Ding, zumal offensiv in Halbzeit zwei bei Meppen der Ofen aus war.
Bei dem tollen Freistoß von Seegert in Halbzeit zwei hätte Domaschke allerdings auch nichts mehr machen können. Das Bällchen von Marcel einige Zentimer tiefer gesetzt und die Kugel schlägt ein. Glück gehabt @SVM.
Was bleibt hängen?
Was mich grundsätzlich positiv stimmt ist die Tatsache das wir defensiv weitestgehend stabil stehen. Das ist für mich, insbesondere in Liga 3, erstmal das A und O. "Nach vorne" ruckelt es noch, insbesondere in der Verwertung der Gelegenheiten die sowohl in Chemnitz als auch gegen Meppen durchaus zu einem Sieg hätten reichen können. Hatte ich eigentlich schon erwähnt das man es vielleicht mal mit Sulejmani im Zentrum versuchen sollte?
Die Kritik an der Positionierung von Kevin Conrad als LV ist übrigens meinerseits nicht als Plädoyer zu verstehen, dass ich ihn aus der Startelf nehmen möchte. Ganz im Gegenteil...
Nach Spielende musste ich leider feststellen, dass der von mir gerne mal gepflegte Stadion-Rundlauf nach der Partie so nicht mehr möglich ist. Blocktrennung durch Zäune wird an der Stelle jetzt sehr konsequent umgesetzt. Schade...
Wenigstens der Weg bis zur Haupttribüne ist noch frei und so durfte ich neben dem ein oder anderen netten Smalltalk am Rande noch einen Blick auf den vorbeilaufenden Nadiem Amiri im formschönen Designer T-Shirt erhaschen...
Tja und als ich schon mit 1 1/2 Beinen im Abmarschmodus war, ist mir noch eingefallen das PW ja einen Umtrunk hinter dem Stadion organisiert hatte und ein Bierchen nach dem Spiel doch ganz gut kommen würde. Um es kurz zu machen, aus dem einen Bierchen wurden dann drei. Hat Spaß gemacht und darf gerne wiederholt werden. Sven K. hat mir im Smalltalk dann auch noch drei Sätze dazu gesagt was alles so an Vorlauf und Manpower zu investieren ist, damit da ein paar Waldhöfer nach Spielende noch eine gute Zeit miteinander haben können. Respekt...
Bei der Gelegenheit durfte ich dann noch einen anderen Verrückten kennen lernen der zu jedem Heimspiel aus Köln anreist

Da wir beide zum Bahnhof mussten sind wir dann auch zusammen mit der Bahn abgedampft. Unser netter Smalltalk wurde dann einige Stationen vor Tattersall durch den Einstieg von zwei offensichtlich angetrunkenen Herrschaften, einer davon im BVB-Trikot, gestört. Bei dem "Kölner" ging dann auch leicht die Aggrokappe runter und er so "Ey, bist du Dortmundfan?" / Antwort: "Ja, warum, schon mein Leben lang?" / Zweiter Kumpel "Nein Jungs, bitte keinen Stress." / Kölner "Kommst du aus dem Pott oder was?" / Antwort: "Näää." / Kölner "Warst du da überhaupt schonmal im Stadion?" / Antwort: "Ahjo, im Westfalenstadion war ich schon. Ich bin schon mein Leben lang Dortmundfan und deswegen hab ich mit meiner Familie auch schon mein Leben lang riesigen Ärger." / Kölner: "Woher kommst du denn?" / Antwort: "Aus Kaiserslautern."
Zu sagen das wir uns nach der Antwort mal gepflegt bepisst haben wäre deutlich untertrieben

Beim Aussteigen haben wir ihm dann noch mit auf den Weg gegeben, dass er dann doch besser Dortmundfan bleiben soll und es im übrigen eine ernste Angelegenheit ist, wenn man in Kaiserslautern Ärger mit der eigenen Familie hat. Ist ja dann im Prinzip gleich die ganze Stadt mit der man Stress hat. Aber ich glaube unseren Anmerkungen haben ihn intellektuell überfordert...
Fazit: Auch ein 0:0 kann Spaß machen. Man sieht sich in Magdeburg...