Ungläubige Gesichter, aber gut, ich habe in der Firma ohnehin den Ruf nicht gerade der typische 08/15 Büromensch zu sein, insofern, Vorurteile muss man sich einfach auch hart erarbeiten

In der Lobby dann auch perfekte Organisation als wir aus Hamburg und Lenny sowie JD aus Mannheim kommend nahezu gleichzeitig eincheckten. Lenny hatte sich dankenswerterweise um das Mitbringen meiner Karte gekümmert, dass hatte schonmal gut geklappt

Ab in unsere Duisburger Niederlassung, ich beim Intro "so also ich muss hier spätestens um 17:30 Uhr los, nur zur Info." Die Uhr schlägt 17:30 Uhr, ich war dort mit meinen Themen durch, kommt eine Kollegin "ja, wir haben aber doch noch so viele Fragen an sie, haben sie nicht vielleicht doch noch ein paar Minuten Zeit?" Sympathischen Frauen Wünsche abzuschlagen war leider noch nie einer meiner Kernkompetenzen, also ab in die Fragerunde der dortigen Teamleiter...
Laberlaberlaberlaber, 18 Uhr

Dieselbe Dame "Hatten Sie eigentlich schon das Feedbackgespräch mit dem Dienststellenleiter?" - ARGHHH
Ab zum Dienststellenleiter...
Laberlaberlaberlaber, 18:30 Uhr





Unsere Dienststelle ist im Duisburger Innenhafen, also einmal quer durch die Stadt

Am Arsch die Waldfee haben wir das geschafft, ich kann aus erster Hand berichten warum die Partie eine halbe Stunde nach hinten verschoben wurde, rund um das Stadion war verkehrstechnisch nämlich Panik in Dosen angesagt. Rückstau vom Stadion bis auf die Autobahn

Etwas irrtiert war ich dadurch das, obwohl bereits nach 19 Uhr, noch diverse Gassenhauer aus dem Stadion schallten, statt Anfeuerungsrufe. Eiskalt kombiniert, die haben wohl den Anpfiff verschoben


19:15 Ankunft Gästeblock, ich weiß schon gar nicht mehr wieviele Leute ich im und um das Stadion getroffen habe, irgendwie sind die Aufstiegsspiele auswärts immer so etwas wie ein Familientreff, der harte Kern unter sich

Es gibt ja immer wieder die Formulierung, dass Fanszenen durchaus hin und wieder einen Querschnitt der Gesellschaft wiederspiegeln, nirgends stimmt das mehr wie beim SV Waldhof. Hardcoreassi neben Geschäftsmann, Barackler neben Akademiker und mittendrin Beetz senior mit Fischerhut. Ich liebe diesen Verein...
Zum eigentlichen Spiel selbst ist hier schon alles geschrieben worden. Ich möchte daher auch eher auf andere Aspekte der Aufstiegsspiele eingehen...
Was mich als erstes stört ist die landläufig häufig genutzte Betitelung der Spiele als "Relegation". In einer Relegation spielt ein Verein gegen den Abstieg und einer für den Aufstieg. Weder Uerdingen noch wir spielen gegen den Abstieg. Die Bezeichnung ist schlicht und ergreifend falsch und engt psychologisch ein. Wir spielen nicht gegen den Abstieg sondern für die Chance einen Aufstieg zu realisieren. Eine Chance und Ausgangslage, um die uns die Offenbacher Kickers beispielsweise mehr als beneiden. 17 andere Vereine der Regio Südwest 17/18 würden sich die Finger danach ablecken so ein Spiel wie wir am Donnerstag spielen zu dürfen. Wir "müssen" nicht in die Relegation, wir "dürfen" um den Aufstieg spielen, dass ist eine Geisteshaltung die jeder für den Sonntag verinnerlichen sollte. Wir haben am Sonntag nichts, aber auch gar nichts zu verlieren, nur alles zu gewinnen



Ansonsten erinnern mich die Aufstiegsspiele(!) jedesmal an die erste Vorlesung meines berufsbegleitend abgerissenene Studiums. Audimax der Uni Mannheim, prall gefüllt mit Erstsemestern, der Leiter der Akademie spricht "Ich möchte sie bitten jetzt einmal kurz ihren Nachbarn in der Sitzreihe anzuschauen:" Alle gucken den Nachbarn an, kurze Pause. Der Akademiechef wieder "Ihnen muss klar sein, er oder sie, wir haben hier 50 Prozent Abbrecherquote, er oder sie..." Sozialdarwinismus pur, analog der Aufstiegsspiele und ich muss ganz ehrlich sagen diese Geisteshaltung hatten die Uerdinger für meinen Geschmack am Donnerstag abend mehr als wir. "Er oder Sie" bzw. im Mannschaftssport "Wir oder die" beeinhaltet auch den Willen es unbedingt und im Zweifelfall auch mit allen Mitteln schaffen zu wollen. Insbesondere der letztgenannte Punkt war mehr als auffällig...
Ganz ehrlich, wenn die Uerdinger jedesmal meinen sich bei vielversprechenden Kontersituationen für uns mit einem ach so schlimmen Krampf auf den Rasen zu legen und nach ihrer Mami weinen zu müssen - DRAUF GESCHISSEN UND WEITERSPIELEN



Der Schiedsrichter ist dafür da das Spiel zu unterbrechen - PUNKT



Wenn die Pussys aus Uerdingen in der Winterpause eher damit beschäftigt waren ihre Russen-schlampenkohle zu zählen, statt vernünftig Kondition zu bolzen - NICHT UNSER PROBLEM



Dürfen ihre konditionellen Defizite außerordentlich gerne diesen Sommer in der Vorbereitung auf die erneute Regionalliga West-Saison beheben...
Insofern hätte ich es am Sonntag bei erwarteten 32 Grad auch ehrlich gesagt nicht zwingend eilig damit, als erstes Etappenziel mal das 1:0 zu erzielen. Spätestens in der 60. Minute wird bei einigen Uerdingern körperlich ohnehin wieder der Warnblinker angehen. Allerspätestens in einer Verlängerung erwarte ich bei den Laufwundern aus Krefeld personelle Verluste durch vorhandene konditionelle Mängel...
Um nochmal auf den schönen Begriff des "Mindset" einzugehen. Ich muss sagen in Sachen "Weinerlichkeit" kann es hier der ein oder andere Fan durchaus mit den Spielern der Uerdinger aufnehmen...
Nach Schlußpfiff der Partie bin ich zu Fuß an den wartenden Bussen an einer Armada von Fans vorbeigelaufen, mindestens jeder dritte Satz den ich im Vorbeigehen aufgeschnappt habe:
"Mimimimimi, wir schießen in der Relegation(immer wieder der beknackte Begriff), nieeeeee ein Tor" *heul* - *schnief* - *piens*
"Schon fünf *heul* Spiele *schnief* ohne Tor *piens*"
An die Jammerfraktion: Seid ihr alle Memmen denen die Antidepressiva ausgegangen sind oder was??? Zum Kotzen...
Allen, aber auch wirklich allen Beteiligten die ein derart beknacktes Mindset pflegen empfehle ich dringendst folgendes Buch:
https://www.amazon.de/Selbstbild-Denken ... 3593379112
Wer am Sonntag mit dem festgelegten Selbstbild ins Stadion kommt das wir "ja in der Relegation (Aufstiegsspiele!!! zum Donnerwetter) sowieso nie ein Tor schießen" soll doch bitte am besten gleich zuhause bleiben und sich da an seinem rückwärts gewandten Lebensverständnis ergötzen.
Ich für meinen Teil sehe ein Team bei uns auf dem Feld was es am Sonntag schaffen kann, dass wir gewinnen. Zu Verlieren hat man in einem Aufstiegsspiel nämlich ohnehin nichts. Hinzu kommen die Eindrücke vom Donnerstag, als sich die Uerdinger in der ein oder anderen Druckphase von uns in der Abwehr gegenseitig lautstark angekeift haben. Die haben Angst es als turmhoher Favorit gegen uns zu vergeigen...
An unser Team: Wenn man sich schon bis an den 16er durchkombiniert hat, einfach mal draufhalten, sollen ja auch schonmal Bälle abgefälscht ins Tor gegangen sein...
Um beim Fußmarsch aus dem Stadion wieder anzusetzen, erst wird man von "La Policia" in Richtung der S-Bahnstation geleitet, nur um dann dort den Zugang zu der Station verwehrt zu bekommen. Erst nach beginnendem lautstarken Protest der mehreren hundert sich mittlerweile angestauten Mannheimer, erbarmte sich Team Green uns zur nächstgelegenen Bahnstadion zu eskortieren. Das war durchaus nochmal ein ganzes Eckchen zu laufen. Dort angekommen lächelte einen dann die Anzeige "Nächster Zug in 23 Minuten an."
Alles im Leben ist für etwas gut und so führte die Aktion der Polizei dazu, dass ich nach ewigen Zeiten den guten alten "Wie ist das eigentlich, wenn die zweite Mannschaft von.." Rutsch1 mal wieder persönlich getroffen habe. Er saß da nämlich gerade gemütlich wartend auf die irgendwannmal kommende Bahn und bei unserem außerordentlich netten Smalltalk hätte die Bahn von mir aus auch gerne erst in zwei Stunden kommen können. Während der mehr als spaßigen Fahrt wurde dann die ganze Bahn noch von Rutsch1 darüber belehrt, dass nur der Lange von der Barrikade daran schuld ist das wir das Spiel in Uerdingen versemmelt haben...
"Her Longer, die ganze Zeit wo de uff Amrum warscht, hammer jedes Spiel gewunne un kaum bisch widda do, verliere mer."
"Her Longer, bleib am Sunndag bloß weg aus Monnem, mir lege alle zusammen, donn konnscht widda uff Amrum oder irgend eh onnere Insel, Hauptsach du kummschd am Sunndag net ins CBS."
Die Art wie er es gesagt hat kann ich leider nicht rüberbringen, aber alle in der Nähe sitzenden inklusive mir haben sich bepisst vor Lachen

Leichte Gegenwehr vom allseits bekannten Barrikade-Member "Ah, her, isch konn doch ah nix dafür, wenn die..."
Rutsch gleich reingegrätscht "Hald dei Maul, was hoschd donn du für eh Scheiß Karma, hosch du in em friehere Lebe Tiere gequält oder was?"
Ganz ehrlich, mit der geilste Teil des Abends



Leider nicht so geil war, dass Team Green die Bahn immer wieder zu Stop and Go gezwungen hat und einige der Jungs ihre Bahn nach Mannheim um 23:15(!) Uhr verpasst haben. Ticket mit Zugbindung und kein Hotel gebucht - danke Team Green...
Auf dem Rückweg zum Intercity-Hotel noch zufällig Waldhof4ever am Pommesstand am Bahnhof getroffen


Nach zwei Burgern für den kleinen Hunger wieder zurück ins Hotel wo ich dann noch an einem kleinen Sit-In mit Herrn Wilkening, Herrn Müller vom Mannheimer Morgen, Lenny und JD teilnehmen durfte. War wirklich eine sehr angenehme Runde und guter Abschluss eines ereignisreichen Tages.
Ich musste in den letzten Tagen übrigens öfter an jene Waldhöfer denken die das Spiel gestern leider nicht mehr miterleben konnten. Walter Pradt, Nikki Baruti, Schalker um nur einige zu nennen. Sie wären stolz gewesen, wenn sie gestern hätten miterleben dürfen welchen Auftritt die Fanszene des SV Waldhof in Duisburg hingelegt hat. Jeder einzelne der dort war hat Charakter bewiesen. Nämlich den Charakter Fan eines Vereins zu sein der seit Ewigkeiten deutschlandweit in der medialen Präsenz schlicht weg vom Fenster ist. So alte Knochen wie ich die noch mit eigenen Augen mitansehen durften wie wir Bayern, Dortmund, Schalke, Gladbach ja im Prinzip alles was Rang und Namen hat in Deutschland geputzt haben, wir haben noch die Erinnerungen an die Glory Days. Großen Respekt vor allen die aus diesen Zeiten noch dabei sind, ebenso großen Respekt habe ich aber auch vor dem Haufen an jungen Fans die noch nie mehr als die Regionalliga sehen durften und trotzdem bedingungslos den Waldhof unterstützen obwohl in geographischer Nähe auch weiß Gott genug andere Vereine in höheren Ligen kicken. Ich erlaube mir herausnehmen zu dürfen das wir die charakterstärkste und treuste Fanszene Deutschlands haben, kein Club kann uns in der Hinsicht das Wasser reichen, ich bin stolz Teil dieser Szene sein zu dürfen. Jeder von uns ist ein Bruder oder eine Schwester im Geiste...
Bestürzt hat mich die Nachricht das einer unserer Brüder den Weg nach Hause nicht mehr gefunden hat, ein Fan hat in Duisburg sein Leben verloren, ich bin unfassbar traurig.
Ruhe in Frieden, mein Beileid an die Angehörigen...