Die beiden Ex-Zweitligisten in der Fußball-Oberliga jubelten am letzten Spieltag: Waldhof Mannheim sicherte sich den Meistertitel, der SSV Reutlingen konnte mit sehr viel Glück dem Abstieg entrinnen.
Der Mann hat Nerven: „Wenn wir gewinnen, steigen wir nicht ab“, prophezeite Lothar Mattner vor dem Saisonfinale in der Oberliga. Der Reutlinger Trainer wäre mit seiner Einschätzung um ein Haar daneben gelegen. Denn Reutlingen hatte den Klassenerhalt einzig den Stuttgarter Kickers 2 zu verdanken, die beim SGV Freiberg in der zweiten Minute der Nachspielzeit noch zum 1:1-Ausgleich kamen. Und das in zweifacher Unterzahl und durch den Ex-Freiberger Predrag Sarajlic!
Neben Weinheim, Linx, Durlach und Neckarrems steigen nun die Freiberger in die Verbandsliga ab – dabei hatte Ex-Teammanager Walter Wenninger vor der Runde einen „Platz zwischen eins und vier“ als Ziel ausgegeben.
Vorne mitspielen wollte von Anfang der SV Waldhof Mannheim, der zur Saison-Halbzeit allerdings deutlich hinter Wintermeister FC Nöttingen zurück hinkte. Während der Rückrunde holte der Ex-Bundesligist aber Zähler um Zähler auf, übernahm vorige Woche erstmals die Tabellenführung und überquerte den Zielstrich nun sogar mit fünf Punkten Vorsprung als Erster. Die Mannheimer fegten vor mehr als 18 000 Zuschauern den FV Illertissen aus dem Carl-Benz-Stadion, zeitgleich unterlagen völlig demoralisierte Nöttinger, die schon in der Vorwoche mit 1:4 in Balingen unter die Räder geraten waren, mit 0:3 dem Tabellendritten FC 08 Villingen.
Der Traditionsklub kehrt somit nach nur einem Jahr zurück in die Viertklassigkeit. Aufstiegsheld wurde Daniel Reule mit einem lupenreinen Hattrick in der ersten Halbzeit. Schon vor dem Spiel konnte sich der SV Waldhof erstmals auf die Schulter klopfen: Als feststand, dass weit über 15 000 Fans ins Stadion strömen würden, war klar, dass es einen neuen Zuschauerrekord geben wird: Im März waren beim Derby zwischen Rot-Weiss und Schwarz-Weiß Essen 12 512 Besucher gezählt worden. Im August 2009 sahen knapp 15 000 Zuschauer das Leipziger Derby zwischen dem FC Sachsen und dem 1. FC Lok. Waldhof Mannheim hält nun die deutsche Fünftliga-Bestmarke.
Gegen Illertissen stand's nach nur 22 Minuten schon 2:0, zur Pause 4:0, und am Ende 6:0. Bitter für den Vizemeister, der keine Aufstiegschance erhält: Nöttingen hatte 36 Runden lang die Tabelle der Oberliga Baden-Württemberg angeführt, ehe Waldhof Mannheim am vergangenen Spieltag erstmals an die Spitze des Tableaus kletterte. Damit hat der einstige Bundesligist (1983 bis 1990) den direkten Wiederaufstieg in die Regionalliga geschafft und die erste Fünftliga-Saison seiner 104-jährigen Vereinsgeschichte blitzschnell korrigiert.
