Kellers Doppel-KnallFußball-Oberliga: Waldhof rechnet mit 15 000 Fans
Der Mann stand vor der Saison nicht einmal auf der Spielerliste. Trotzdem könnte Kevin Keller (19) das Titelrennen in der Fußball-Oberliga entschieden haben. Der Youngster traf zweimal für die TSG Balingen.
„Die wahren Helden dieses Spieltages sind die Balinger“ schreibt ein Fan des SV Waldhof Mannheim in einem Internet-Forum. Damit könnte er Recht haben, viel eher noch aber kann die Lobhudelei auf einen einzigen Spieler gemünzt werden: Mit seinen beiden Toren beim 4:1 gegen den entthronten Spitzenreiter FC Nöttingen stieg der 19-jährige Kevin Keller quasi über Nacht zum Star auf. Der noch bei den A-Junioren spielberechtigte Mittelfeldakteur köpfte erst das 2:1 und traf später mit einem ebenso raffinierten wie frechen Schlenzer zum 4:1-Endstand.
Ohnehin war das letzte Heimspiel wie gemalt für die TSG. Mit Nöttingen kreuzte ein potenter Kontrahent auf, 850 Zuschauer sahen ein begeisterndes Duell. „Meine Mannschaft hat sich in der zweiten Halbzeit extrem gesteigert“, freute sich Balingens Trainer Karsten Maier. Seinem Kollege Michael Wittwer blieb derweil fast die Spucke weg: „Ich kann mir den Einbruch in den zweiten 45 Minuten nicht erklären“, sagte Nöttingens Coach.
Bei der Ursachenforschung halfen ihm prompt einige Fans auf die Sprünge: Von falschen Ein- und Auswechslungen war die Rede, von einer rudimentären Spielvorbereitung ebenso. Dabei hatte Wittwer doch 34 Spieltage lang alles richtig gemacht: Nöttingen verlor am vergangenen Wochenende zum ersten Mal überhaupt in dieser Runde die Tabellenführung.
Nutznießer des Balinger Husarenritts war der SV Waldhof Mannheim, der zeitgleich beim SSV Reutlingen nach einem Treffer von Daniel Reule (53. Minute) mit 1:0 gewann. Nach 16 Spielen ohne Niederlage besitzen die Blau-Schwarzen nun zwei Punkte Vorsprung. Am letzten Spieltag empfängt Mannheim Illertissen, Nöttingen muss gegen Villingen ran. „Ich rechne mit 15 000 Fans“, teilt SVW-Trainer Reiner Hollich mit.
Trotzdem warnt der Waldhof-Chefcoach: „Wir haben es zwar jetzt in der Hand, aber noch ist nichts erreicht. Vor uns liegen schwere 90 Minuten. Wenn es danach 1:0 für uns steht, können die Jungs von mir aus den Wasserturm umgraben und feiern. Wir bereiten uns diszipliniert vor.“
Über die Zwischenstände aus Balingen war Hollich zwar nicht direkt im Bilde, registrierte jedoch den viermal aufbrandenden Jubel im Waldhof-Block: „Da habe ich mir schon gedacht, dass in Balingen etwas passiert. Und zwar zu Ungunsten von Nöttingen.“
Der Abstiegskampf verspricht ebenfalls eine heiße Kiste zu werden. Derzeit müsste der SSV Reutlingen in die Verbandsliga runter – neben Linx, Weinheim, Neckarrems und Durlach, die ohnehin längst abgestiegen sind. „Wenn wir gegen Kirchheim gewinnen, bleiben wir drin“, ist SSV-Trainer Lothar Mattner überzeugt. Sein Argument: „Mit 45 Punkten ist noch niemand abgestiegen.“
Vor Reutlingen rangieren der Bahlinger SC, der FSV Hollenbach (alle 42 Punkte) sowie der SGV Freiberg (43). Ein direktes Duell gibt es am letzten Spieltag nicht. Reutlingen spielt gegen Kirchheim (der Spielort steht wegen Sicherheitsbedenken noch nicht fest), Bahlingen trifft auf Walldorf, Hollenbach empfängt Kehl und Freiberg trifft auf die „Zweite“ der Stuttgarter Kickers.
Derweil könnte die TSG Balingen mit einem Sieg in Neckarelz noch Siebter werden.
Die Lage in der LigaMit einem Sieg gegen Illertissen kann sich der SV Waldhof Mannheim den Oberliga-Titel und den Aufstieg in die Regionalliga sichern. Nöttingen wird Meister, wenn Mannheim maximal unentschieden spielt und die Nöttinger gegen Villingen gewinnen. Den fünften Absteiger machen im Fernduell Reutlingen, Bahlingen, Hollenbach (alle 42 Punkte) und Freiberg (43) unter sich aus. Aus der Regionalliga Süd kommt zur neuen Saison der SSV Ulm 1846 neu hinzu. Aus den drei Verbandsligen steigen neben einem Vizemeister die Tabellenersten Offenburg, Bonlanden und Spielberg direkt auf.
