
Randalierende Sandhausen-Fans: Anklagen folgen
PFORZHEIM. Der Fußball zeigte in Pforzheim wieder einmal seine hässliche Fratze. Fans des SV Sandhausen benahmen sich im Stadion Brötzinger Tal und auf dem Hauptbahnhof komplett daneben. Die Polizei hatte viel zu tun. Dass es keine Verletzten gab, ist ein kleines Wunder. Am Ende der dramatischen und für die Polizeibeamten bedrohlichen Aktion standen fünf Festnahmen. Die Täter, alles Fans des SV Sandhausen, müssen mit Anklagen wegen versuchter Körperverletzung, Landfriedensbruch und versuchter Gefangenenbefreiung rechnen.
Am Samstag reisten knapp 50 Schlachtenbummler des SV Sandhausen nach Pforzheim, um sich am Nachmittag das Spiel der Fußball-Verbandsliga 1. CfR Pforzheim gegen SV Sandhausen II anzusehen. Eigentlich rätselhaft, weil zeitgleich die erste Mannschaft des SV Sandhausen in der 3. Liga zuhause gegen Jahn Regensburg antrat. Es sollte eine Art Liebesentzug für die so schwach gestartete Sandhäuser Mannschaft sein. Außerdem sind die Fans verärgert über die Vereinsführung, die einige Stadionverbote verhängt hat.
Also kutschierte man in die Goldstadt, um die „Zweite“ zu unterstützen. Zum Glück bekamen Polizei und Verantwortliche des 1. CfR Pforzheim schon am Freitagabend Wind davon und trafen entsprechende Vorkehrungen. „Wir haben kurzfristig eine Security-Firma mit acht Mann engagiert, um die Sache im Griff zu behalten“, sagte CfR-Vorstandsmitglied Marco Nabinger gestern. Auch die Pforzheimer Polizei war mit 14 Beamten im Stadion.
Die Sandhausener machten ordentlich Rabatz im Gästeblock. Höhepunkt ihrer „Choreografie“ war es, die Pforzheimer Zuschauer als A...löcher zu beschimpfen und parallel dazu kollektiv die blanken Hinterteile zu präsentieren. „Die Stimmung war eigentlich ganz gut. Ich habe bei der Ausführung eines Eckstoßes etwas Bier abbekommen. Aber das tut ja nicht weh“, sah CfR-Kapitän Bruno Martins die Ereignisse innerhalb des Stadions relativ entspannt.
Weniger harmlos verlief die Zeit nach dem Spiel. Im Bus Richtung Hauptbahnhof benahmen sich die Gäste aus der Kurpfalz schon richtig daneben. Nach Polizeiangaben wurde unter anderem in das Fahrzeug uriniert. Am Bahnhof attackierten die Sandhäuser grundlos drei Jugendliche. Höhepunkt der Jagdszenen war der Angriff eines Sandhäusers, der einen Pforzheimer über die Gleise hinweg verfolgte. Die Polizei, jetzt waren auch Beamte der für den Bahnhof zuständigen Bundespolizei dabei, ergriffen den Übeltäter. Bei der Feststellung der Identität des Angreifers durch die Polizei solidarisierten sich die restlichen Sandhäuser und versuchten, ihren Kameraden zu befreien. Hierzu bewaffneten sich die Randalierer mit Schottersteinen und begannen sich, zu vermummen. Die Situation drohte endgültig zu eskalieren. Nur mit Hilfe von Schlagstock und Pfefferspray konnten die Angreifer zurückgedrängt werden, heißt es im Bericht der Bundespolizei.
Um die Lage nicht weiter zu verschärfen, ließ man die Heißsporne in den Zug Richtung Karlsruhe steigen. Die Polizei begleitete die aggressiven Fans. Am Bahnhof in Durlach war Verstärkung eingetroffen. Dort wurden dann die Personalien von 28 Sandhäuser Fans aufgenommen. Fünf wurden vorläufig in Gewahrsam genommen und später wieder entlassen. Gegen sie wird nun ermittelt. Im Falle einer Verurteilung drohen den Tätern bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe.