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Ein Schalker feiert in Dortmund: Warum Henning Matriciani jetzt beim SV Waldhof Mannheim angekommen ist
Fünf Spiele, viermal kein Gegentor: Die Defensive des SV Waldhof ist momentan so stabil wie seit Jahren nicht mehr. Das hängt auch damit zusammen, dass Henning Matriciani zu seiner Topform gefunden hat. Die Gründe
Mannheim. Vor der Rückfahrt des SV Waldhof aus Dortmund am Dienstagabend war Henning Matriciani einer der letzten, der an der Schnittstelle zwischen dem BVB-Fußballtempel Signal Iduna Park und dem Kult-Stadion „Rote Erde“ aus den Kabinen kam. Einen Kasten Wasser in der linken Hand, die Verpflegung für die Busreise in der rechten, stand dem Innenverteidiger des Mannheimer Drittligisten noch immer ein Lächeln im Gesicht. Und sein spätes Erscheinen hatte wohl auch damit zu tun, dass die blau-schwarze Party offenbar schon in der Kabine in Schwung gekommen war. Mittendrin der 24-Jährige, der als einer der Leistungsträger beim 1:0-Erfolg gegen Borussia II allen Grund hatte, den ersten Auswärtssieg der Mannheimer in dieser Saison und zugleich das nächste Ausrufezeichen der aktuellen SVW-Erfolgsgeschichte zu genießen.
Waldhof mit 1:0 gegen Borussia II: Matriciani einer der Leistungsträger
Vor allem in der anfänglichen Druckphase der Dortmunder, als nicht viel für den Waldhof sprach und das Führungstor der jungen Borussen in der Luft lag, war es immer wieder Matriciani, der Bälle ablief, Flanken wegköpfte, Zweikämpfe gewann und Fehler ausbügelte, als hätte er das schon immer so im Waldhof-Trikot gemacht. „Die ersten 20 Minuten waren wir nicht so da, haben uns dann aber reingekämpft und sind zu unseren Möglichkeiten gekommen“, beschrieb der Abwehrspezialist die Partie aus seiner Perspektive in der letzten Reihe vor Keeper Bartels, die sich bereits über die vierte „Zu-Null-Partie“ im fünften Spiel freuen konnte. „Zu null ist immer am besten“, grinste der 1,87-Meter-Mann.
Matricianis Formanstieg sinnbildlich für Aufschwung des SV Waldhof
Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hat nicht zuletzt Matriciani selbst, dessen Formanstieg sinnbildlich für den Aufschwung der Blau-Schwarzen steht. Der Innenverteidiger ist inzwischen nicht mehr aus der Defensiv-Achse wegzudenken und bildet mit seinem Mentalitäts-Zwilling Marcel Seegert ein echtes Bollwerk, was angesichts seiner ersten Auftritte so nicht abzusehen war.
Von einem „Horror-Debüt“ berichtete beispielsweise „Der Westen“ nach Matricianis etwas glückloser Premiere gegen den 1. FC Saarbrücken Ende August (0:1). Elfmeter verursacht, ein paar Zentimeter zu klein, um den kuriosen Gegentreffer auf der Linie zu verhindern - es hätte tatsächlich besser laufen können für den gebürtigen Lippstädter, der sich dann auch bei der anschließenden Pokal-Katastrophe in Gommersdorf nahtlos in den fehlerhaften Grusel-Auftritt der Waldhöfer beim Siebtligisten einreihte.
Vorschnell wurden auf den Tribünen schon erste Zweifel daran laut, wie die Leihgabe des FC Schalke 04 den Mannheimern weiterhelfen soll. „Er hat natürlich etwas Zeit gebraucht und kam mit wenig Spielpraxis aus einem nicht so einfachen Umfeld. Dann hatten wir überhaupt keinen guten Start und waren nicht gefestigt. Da ist es eben auch für so einen Spieler extrem schwer, reinzukommen“, erinnert sich Sportchef Anthony Loviso an den Stotterstart der Last-Minute-Verpflichtung auf der Zielgeraden des Sommer-Transferfensters. „Aber auch er wächst mit der Mannschaft, zeigt seine Qualitäten und geht voran. Und dafür haben wir ihn schließlich auch geholt“, freut sich Loviso über die Tatsache, dass der Ende August gefeierte Transfer-Coup nun auch die erhoffte Wirkung zeigt.
Schließlich konnte Matriciani vor seinem Wechsel nach Mannheim 63 Schalke-Partien in der 1. und 2. Liga vorweisen. Ebenso stand der Abwehr-Allrounder bei der U-21-Europameisterschaft 2023 in jedem Spiel der deutschen Nationalmannschaft in der Startformation.
Kann der SV Waldhof Serie gegen SV Wehen Wiesbaden fortsetzen
„Das ist ja auch noch ein junger Spieler“, gibt Waldhof-Trainer Bernhard Trares mit Blick auf die 24 Jahre des Defensivspezialisten zu bedenken. Ein Profi, der älter wirkt, als er ist. „Henning fühlt sich aber langsam wohl und bringt seine Qualität, seine Schnelligkeit, seine Beine ein. Jetzt sieht man so langsam, was er tatsächlich kann. Und diese Spiele tun ihm sicherlich gut“, sagt der Coach, was Matriciani bestätigt. „Man muss sich erstmal mit den Leuten austauschen, rauskriegen, wie der andere tickt. Aber mit jeden 90 Minuten, die du nebeneinander spielst, kommst du besser rein“, ist der Rechtsfuß zuversichtlich, dass der Waldhof seine Serie auch am Sonntag (19.30 Uhr) gegen den SV Wehen Wiesbaden fortsetzen kann.
Dass der Schalker im SVW-Trikot ausgerechnet in Dortmund feiern durfte, war für den Westfalen natürlich die Kirsche auf der Sahne, der sich mit seinem Einsatz beim vorerst letzten Bundesliga-Derby zwischen Schalke und Dortmund im März 2023 in die Herzen der Schalker Fans gegrätscht hatte. „Stimmt, da war was“, schmunzelte der Fußball-Malocher. „Da habe ich noch ein paar gute Erinnerungen und das hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht, hier zu gewinnen“, war der Mannheimer Sieg beim BVB II schließlich noch eine ganz persönliche Geschichte für Henning Matriciani, dem das Lächeln im Gesicht wohl noch eine ganze Weile erhalten blieb.
Das nächste Spiel: SV Waldhof gegen SV Wehen Wiesbaden, Sonntag, 19.30 Uhr - live bei MagentaSport und im Ticker des "Mannheimer Morgen"