Während beim DFB-Bundestag in Frankfurt am Montag wohl endgültig darüber entschieden wird, wie es mit dem restlichen Saisonverlauf der wegen der Corona-Pandemie ausgesetzten 3. Liga weitergehen soll, bereitet sich die Mannschaft des SV Waldhof unabhängig davon auf den für das Wochenende vorgesehenen Wiederanpfiff der Spielzeit vor. Wie nach dem Hygienekonzept gefordert, hat sich die Mannschaft am Sonntagabend im Mannheimer Radisson Hotel in der Innenstadt versammelt und pendelt von dort täglich zu den Trainingseinheiten. Nach den Vorstellungen des DFB geht es für die Blau-Schwarzen am Samstag (14 Uhr, Carl-Benz-Stadion) mit dem Geisterspiel gegen den KFC Uerdingen wieder los.
„Wir bereiten uns so gut es geht vor. Andere Dinge müssen wir ausblenden“, beschreibt Trainer Bernhard Trares den Ansatz des Tabellenzweiten und möchte nach Möglichkeit die gute Ausgangsposition im Aufstiegskampf verteidigen. „Wir nehmen den Kampf an“, sagt Trares. Wo sein Team steht, wird sich allerdings erst zeigen, wenn der Ball tatsächlich wieder rollt. Mit dem allgemeinen Fitness-Zustand seiner Spieler ist der Bergsträßer aber zufrieden. „Es ist natürlich nicht so, wie wenn du aus einer geregelten Vorbereitung kommst“, berichtet der SVW-Coach. „Es ist aber jetzt auch nicht so, dass einem angst und bange werden müsste. Andere Teams werden auch Defizite haben.“
Seegert angeschlagen
Seit Freitag sind die Mannheimer nach den negativ verlaufenen Corona-Testungen wieder im Mannschaftstraining, bis auf Torhüter Markus Scholz (Muskelfaserriss), Dorian Diring (Reha nach Knorpelschaden), Raffael Korte (Kniebeschwerden) und Marcel Seegert (Leistenbeschwerden) sind alle Waldhof-Profis am Ball. Zuletzt konnte sogar der lange verletzte Außenverteidiger Jan Just wieder ins Teamtraining einsteigen. Die Stimmung beschreibt Trares als gut. „Wir sind natürlich happy, dass wir alle wieder miteinander arbeiten können. Diese lange Pause war schon außergewöhnlich. Auch dass wir wieder als Team trainieren können, macht natürlich einen riesigen Unterschied“, sagt der 54-Jährige.
In der nun beginnenden Woche vor dem Neustart ist bei Trares und seinem Trainerteam nun jede Menge Fingerspitzengefühl gefragt. Im Hotel in den Mannheimer Q-Quadraten, in dem für die SVW-Profis ein kompletter Bereich reserviert ist, sollte kein Lager-Koller aufkommen, und auf dem Trainingsplatz muss das richtige Maß zwischen „Kampfmodus“ (Trares) und der entsprechenden Dosierung gefunden werden. Deshalb wird bis auf Ausnahmen wohl nur einmal täglich trainiert, auch auf den SVW mit seinem nicht gerade breiten Kader warten schließlich elf Spiele in 30 Tagen - die aufwendige Reise nach Rostock in der ersten Juni-Woche (3. Juni, 20.30 Uhr) inklusive. „Da können wir unmöglich in den normalen Rhythmus“, sagt Trares, der das Carl-Benz-Stadion ebenfalls als Trainingsstätte ins Auge gefasst hat.
Wie es sich anfühlt, dort vor leeren Rängen zu agieren, hat für den Trainer dabei weniger Stellenwert. „Es geht darum, ein Platzgefühl zu kriegen, zu merken, wie der Ball läuft“, sagt der Ex-Profi, der seine Spieler im Hotel nun auch wieder per Video auf den nächsten Gegner vorbereiten kann. Am Alsenweg war das vor den Corona-Tests aufgrund der Abstandsbestimmungen bislang nicht möglich, nun bieten sich dem Trainerteam des Drittligisten wieder neue Möglichkeiten. „Es ist für alle eine extrem schwierige Zeit, aber wir wollen versuchen, das Beste daraus zu machen.“
DFB widerspricht Kostenforderung
Die Sportliche Leitung und Geschäftsführer Markus Kompp werden unterdessen am Montag gespannt nach Frankfurt schauen, wo beim DFB-Bundestag weiter um den weiteren Saisonverlauf der 3. Liga gestritten werden dürfte. Dabei stehen sich extreme Forderungen wie die nach einem Saisonabbruch, der von den Landesverbänden Sachsen und Sachsen-Anhalt gefordert wird, und der Wunsch nach einer sportlichen Entscheidung wohl weiter unversöhnlich gegenüber. Auch der SV Waldhof hatte sich früh für einen Abbruch der Spielzeit stark gemacht und ist zuletzt immer wieder auf Konfrontationskurs mit dem Dachverband gegangen.
Dem jüngsten Ansinnen der Mannheimer, dem DFB die Kosten rund um das Hygienekonzept in Rechnung zu stellen, erteilte die DFB-Zentrale allerdings eine Absage. SVW-Geschäftsführer Kompp hatte sich auf die Verordnung des Landes Baden-Württemberg vom 15. Mai bezogen, wonach die Kosten für das Konzept und die sich daraus ergebenden Maßnahmen von der für „die für die Durchführung des Wettbewerbs- oder Wettkampfbetriebs verantwortliche Organisation“ zu tragen seien. Kompp schickte nun eine Rechnung über 21 000 Euro nach Frankfurt, eine zweite über 58 000 Euro soll folgen.
Vereine sollen zahlen
Der DFB reagierte darauf mit einer Stellungnahme. „Dem DFB wurde am 15. Mai nach Abstimmungen zwischen dem baden-württembergischen Kultus- und Sozialministerium seitens beider Behörden bestätigt, dass die Kosten der mit dem Hygienekonzept verbundenen Maßnahmen von den einzelnen Vereinen zu tragen sind. Diese Bestätigung wurde nun noch einmal bekräftigt“, heißt es in der DFB-Mitteilung, die zudem anführt, dass den Clubs für die Corona-Maßnahmen die angekündigten Unterstützungsgelder der Deutschen Fußball Liga (DFL) zur Verfügung gestellt werden.
Quelle: Mannheimer Morgen
