von ZED » 06.04.2006, 08:45
14:02 04Apr2006 WM2006-Fußball eher Stimmungsmacher als Merchandising-Kracher
- von Michael Knauer -
Düsseldorf, 04. Apr (Reuters) - Zwei Monate vor dem Start der Fußball-Weltmeisterschaft sind die Regale der deutschen Einzelhändler randvoll mit Fan-Artikeln für den erwarteten Ansturm aus aller Welt.
Vom T-Shirt bis zum Zollstock haben die Einkäufer fast alles geordert, worauf sich ein Fußball drucken lässt. Doch ob das reine Fan-Geschäft ein Renner wird, ist noch offen. "Bislang hält es sich noch sehr in Grenzen", sagt beispielsweise eine Verkäuferin eines eigens eingerichteten "WM-Shops" in einem Düsseldorfer Warenhaus. Branchenanalysten bezweifeln, ob die Sportbegeisterten angesichts teurer WM-Tickets und saftiger Reisekosten noch viel Geld fürs Shoppen übrig haben. Und alle Produkte, ob mit oder ohne offizielles WM-Logo, haben ein unsichtbares Verfallsdatum: Nach dem Finale am 9. Juli ist alles vorbei. Entscheidend dürfte auch der Erfolg der deutschen Kicker sein: "Wenn die deutsche Mannschaft früh ausscheidet, ist das wie ein Weihnachtsbaumverkauf an Silvester," fürchtet Rewe-Vorstandschef Josef Sanktjohanser.
Der Tag eines echten Fans beginnt nach den Vorstellungen der Marketing-Strategen so: Unter dem Bettbezug mit Fußball-Motiven wacht er aus den Träumen vom Spiel am Vorabend auf. Seine Frau liegt in Dessous in Schwarz-Rot-Gold oder im "Bälle-Look" neben ihm. Den Nachwuchs steckt er in "Trendy-Baby-Puschen" mit Fußball-Logo und schlurft in seinen Fußball-Pantoffeln ins Bad, wo er sich mit dem offiziellen "Fifa World Cup-Parfüm" bestäubt. Beim Bäcker um die Ecke holt er dann die "WM-Brötchen" und schneidet sie auf dem "Frühstücksbrettchen Kicker" auf.
Auf dem Weg ins Stadion besorgt er sich noch rasch die "WM-Perücke im Irokesenstil in den Farben einer beliebigen Nationalmannschaft." Wenn das Geld dann für die Eintrittskarte nicht mehr reicht, kann er nach dem Endspiel immer noch ein Stück vom Original-Rasen in Berlin erwerben - naturbelassen oder in Acryl gegossen, für 75 Euro pro Rasen-Reliquie.
HANDEL SETZT AUF DIE KAUFKRAFT DER MILLIONEN BESUCHER
Doch der Merchandising-Rummel ist nur ein Nebenschauplatz für den Einzelhandel. Der kalkuliert vielmehr mit der Kaufkraft der Millionen Besucher aus dem Ausland. "Es kommen nun mal 1,5 Millionen Menschen zusätzlich nach Deutschland, und die werden auch einkaufen", ist Hubertus Pellengahr sicher, der Sprecher des Handelsverbandes HDE. Die WM selbst soll dem Einzelhandel zwei Milliarden Euro mehr Umsatz bescheren - das ist freilich nur ein halbes Prozent mehr als sonst. In vielen Unternehmen ist man noch vorsichtiger: "Wir haben Schätzungen, dass die WM nur einen Zehntel-Prozentpunkt mehr bringt," sagt Rewe-Chef Achim Egner. Das sei vor allem auf mehr Umsatz bei Knabbereien zurückzuführen.
Immerhin wird der Ladenschluss während der Weltmeisterschaft in fast allen Bundesländern gelockert. Der Chef einer großen Elektronik-Handelskette hofft deshalb auf gute Geschäfte später: "Der Standort Deutschland soll den Leuten als Einkaufsparadies im Gedächtnis bleiben." Der HDE gießt freilich auch hier etwas Wasser in den Wein. Die längere Ladenöffnung sei eine Chance, aber: "Die Erfahrungen der Weltausstellung Expo in Hannover haben gezeigt, dass längere Öffnungszeiten allein noch nicht mehr Umsatz bedeuten müssen", sagt Pellengahr. Auch Analystin Carmen Hummel von der HypoVereinsbank ist skeptisch. Viele Fans würden wegen der hohen Ticketpreise und der Angst vor überhöhten Preisen den Gürtel enger schnallen. Sie rechnet mit einem WM-Effekt auf das Bruttoinlandsprodukt von nur 0,1 Prozent.
Zu den Gewinnern der WM wird neben den Sportartiklern und Großsponsoren Adidas<ADSG.DE> und Puma<PUMG.DE> nach Ansicht von Experten vor allem Metro<MEOG.DE> gehören: Die Handelsgruppe hat mit ihren Warenhäusern, Elektronik- und den Großmärkten gleich drei Vertriebsschienen, die als "WM-sensibel" gelten. Die HVB schätzt das zusätzliche Umsatzpotenzial auf 500 Millionen Euro - rund 0,8 Prozent des Konzernumsatzes. Karstadt<KARG.DE> baut auf die Lizenz als offizieller Fifa-Fanshop-Betreiber. 100 Millionen Euro zusätzlicher Umsatz könnten es werden, glaubt die HVB. Das wären 0,7 Prozent des Konzernumsatzes.
Aber auch anderswo wittert man das Geschäft mit dem Fan. Die zuletzt schrumpfende Bierbranche erhofft sich von der WM eine Renaissance der Dose, der Kosmetikhändler Douglas<DOHG.DE> eine allgemein gesteigerte Kauflust. Anzeichen verspürt Vorstandschef Henning Kreke bereits: Das "Fifa World Cup"-Parfüm verkaufe sich gut, beteuert er. Dessen Produktbeschreibung liest sich wie eine Wunschliste an die deutsche Nationalelf: "Die frisch-fruchtige Kopfnote aus einem Mix spritziger Zitrone, Bergamotte und grünem Apfel steht für Sportlichkeit, Dynamik und Körperbewusstsein."
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19:04 30Mar2006 WM2006-Zeitung - Oddset darf nicht mit WM-Eintrittskarten werben
Berlin, 30. Mär (Reuters) - Die staatliche Sportwette Oddset darf einem Zeitungsbericht zufolge nicht mehr mit der Verlosung von Eintrittskarten für die Fußball-Weltmeisterschaft um Kunden werben.
Eine entsprechende einstweilige Verfügung habe das Landgericht München I auf Antrag eines niederländischen Privat-Konkurrenten erlassen, meldete die "Süddeutsche Zeitung" am Donnerstag vorab unter Berufung auf Oddset-Anwalt Boris Hoeller. Oddset hat den Angaben zufolge als nationaler Sponsor der WM vom Organisationskomitee (OK) insgesamt 9.000 Karten für das Eröffnungsspiel, das Finale und weitere Partien erhalten und verlost die Karten vor allem unter den Teilnehmern von Lotto, Toto und anderen staatlichen Glücksspielangeboten.
Das Bundesverfassungsgericht hatte am Dienstag entschieden, das staatliche Wettmonopol sei nur zulässig, wenn es dem Schutz vor der Spielsucht diene. Die Vermarktung von Oddset müsse eingeschränkt werden. Damit habe die niederländische Lotto-Agentur ihren Antrag begründet, berichtete die Zeitung. Der Beschluss sei gegen das Land Bayern ergangen, dessen Lotteriegesellschaft bei Oddset bundesweit die Federführung innehabe.
Nach Hoellers Ansicht ist durch die Vorgaben des Verfassungsgerichtes auch die Werbung von Oddset mit OK-Chef Franz Beckenbauer und in den Stadien in Frage gestellt. Die Justizentscheidungen seien ein schwerer Rückschlag für den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der DFB erhalte für das WM-Rahmenprogramm von Oddset einen Millionenbetrag. Je höher die Umsätze der staatlichen Sportwette ausfielen, desto mehr Geld bekomme der DFB. Der Verband, das WM-OK und die staatlichen Lotteriegesellschaften hätten angestrebt, mit Beckenbauers Hilfe und weiteren Werbekampagnen die Oddset-Umsätze zu steigern.
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13:45 30Mar2006 WM2006-Taxis dürfen nicht in Sicherheitsring von WM-Stadien
Berlin, 30. Mär (Reuters) - Taxis dürfen bei der Fußball-Weltmeisterschaft nicht in den äußeren Sicherheitsring von Stadien hineinfahren, sondern müssen Haltebuchten außerhalb dieser Sicherheitszone ansteuern.
Ab dem äußeren Sicherheitsring gelte das Hausrecht des Weltfußballverbands FIFA, teilte die Bundesregierung in einer Antwort auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion mit. Danach hätten nur Personen zum Sicherheitsring um die Stadien Zutritt, die über eine Akkreditierung oder ein Ticket für den Spieltag verfügten. Fahrzeuge bräuchten eine besondere Berechtigung für die Einfahrt in die Sicherheitszone, teilte die Bundestagspressestelle mit.
Die Bundesregierung widersprach zugleich der Einschätzung der FDP, dass das Taxigewerbe durch die Sicherheitsvorkehrungen benachteiligt werde. Der Confederations Cup im Juni 2005 habe gezeigt, dass es trotz dieser Einschränkungen eine hohe Nachfrage nach Taxis gebe. Die WM-Städte hätten mit dem örtlichen Taxigewerbe bereits Kontakt aufgenommen.
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12:56 30Mar2006 WM2006-Werbewirtschaft schießt sich auf Fußball-WM ein
Frankfurt, 30. Mär (Reuters) - Die nahende Fußball-Weltmeisterschaft hinterlässt in der Werbewelt deutliche Spuren.
Von September 2005 bis Februar 2006 seien die neu geschalteten Werbe-Motive mit WM-Bezug kontinuierlich auf 264 von 45 gestiegen, resümierte das Marktforschungsunternehmen Nielsen Media am Donnerstag eine aktuelle Studie. Insbesondere das Fernsehen und Publikumszeitschriften profitierten von dem WM-Werbeaufkommen. Die Zahl der neuen Werbe-Motive werde in den kommenden Monaten noch wachsen, prognostiziert Nielsen. Die Studie bezieht Werbemotive mit dem offiziellen WM-Logo ein, aber auch solche, die sich inhaltlich direkt auf das sportliche Großereignis beziehen oder durch Symbole oder Slogans eine Assoziation zur Fußball-WM herstellen.
Die größten Auftraggeber kamen der Studie zufolge aus den Branchen Telekommunikation, Handel, Straßen- und Schienenverkehr, Hotels und Gastronomie, Finanzdienstleistungen und Automobil. "Das ist insofern keine Überraschung, weil zahlreiche offizielle Partner und nationale Förderer der WM diesen Branchen angehören", erläuterte Nielsen. Neun der größten zehn Werbetreibenden sei im vergangenen halben Jahr aus dieser Gruppe gekommen. Ausreißer sei die Elektroniksparte des Handelsunternehmens Metro<MEOG.DE> mit Media Markt und Saturn.
15 offizielle Sponsoren und sechs nationale Förderer dürfen als einzige mit den von der Fifa geschützten Begriffen wie "WM 2006" und "Fußball-WM 2006" werben und zahlen dafür insgesamt 700 Millionen Euro an den WM-Ausrichter. Dazu gehören Firmen wie die Deutsche Telekom<DTEGn.DE>, der Fußballausrüster Adidas<ADSG.DE> oder der Reifenhersteller Continental<CONG.DE>. Der große Rest, der auf das kostspielige Sponsoring verzichtet, versucht, die Werberestriktionen zu umgehen.
Im vergangenen Jahr war der gesamte deutsche Werbemarkt nach Nielsen-Daten um 6,7 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro gewachsen. Für 2006 prognostizieren die Marktforscher für die klassischen Medien ein Umsatzwachstum von sieben bis acht Prozent. Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) geht davon aus, dass die deutschen Unternehmen 2006 mehr als 30 Milliarden Euro für Werbeproduktion und -schaltung ausgeben werden. Doch das wären gerade zwei Prozent mehr als im WM-losen Jahr 2005. Denn das Gros der Firmen gebe nicht mehr Geld aus, sondern münze die Werbung nur inhaltlich auf Fußball um.
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17:21 29Mar2006 WM2006-Studie-Italienischer WM-Sieg hilft Wirtschaft am meisten
Zürich, 29. Mär (Reuters) - Der Weltwirtschaft ist gemäß einer Bankenstudie ein WM-Finale mit deutscher Beteiligung zu wünschen, bei dem allerdings die italienischen Kicker siegreich vom Rasen gehen sollten.
Aus ökonomischer Sicht heißt das Traumfinale der Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland gegen Italien, schrieb die volkswirtschaftliche Abteilung von ABN Amro in der am Mittwoch vorliegenden Studie "Soccernomics 2006". Ein WM-Sieg einer größeren Volkswirtschaft hat das Potenzial, einen kräftigen Wachstumsschub in Europa auszulösen. Damit könnte der alte Kontinent Auswirkungen der unvermeidlich erscheinenden Korrektur des hohen US-Haushaltsdefizits wirtschaftlich abfedern.
In der Vergangenheit habe der WM-Titel dem jeweiligen Land ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent beschert, fanden die Wirtschaftsexperten der Bank heraus. Bei den vergangenen drei Turnieren übertraf die Börsenentwicklung im Siegerland die des zweitplatzierten spürbar. Zwei der vergangenen drei Turniere konnte Brasilien für sich entscheiden, einmal gewann Frankreich.
Deutschland und Italien zählen zu den wichtigsten Wirtschaftsnationen in Europa, doch hinkt ihr Wachstum seit Jahren hinter dem anderer Länder hinterher. So nahm das deutsche Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr real lediglich um 0,9 Prozent zu, während die italienische Wirtschaft mit einem Null-Wachstum EU-weit das Schlusslicht bildete. Zum Vergleich: das durchschnittliche BIP-Wachstum in der EU betrug vergangenes Jahr 1,6 Prozent.
Am meisten könnte die europäische Wirtschaft deshalb von einem Sieg des ökonomischen Kellerkindes Italien profitieren, hieß es. "Ein italienischer Sieg im Weltmeisterschaftsfinale würde dem Vertrauen der Konsumenten und Produzenten Auftrieb verleihen und damit zu höheren Konsumausgaben führen", so ABN Amro-Volkswirt Charles Kalshoven. Das Markenzeichen "Made in Italy" könnte durch einen Sieg der so genannten "squadra azzurra", der italienischen Nationalmannschaft, im Ausland neue Sympathien ernten. Hingegen seien oft zitierte, direkte wirtschaftlichen Auswirkungen durch höhere Umsätze in Bars und Cafes vernachlässigbar.
Ob das Wirtschaftswachstum durch ein Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bereits in der Vorrunde in Mitleidenschaft gezogen würde, haben die Banker nicht berechnet.
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13:22 24Mar2006 WM2006-Wirtschaftsweiser sieht in WM keine Konjunkturlokomotive
Zürich, 24. Mär (Reuters) - Die Fußball-Weltmeisterschaft wird das deutsche Wirtschaftswachstum nach Einschätzung des Wirtschaftsweisen Wolfgang Wiegard kaum positiv beeinflussen.
Selbst im günstigsten Fall, dass die deutsche Elf ins Finale komme, sei nur ein marginaler Effekt auf die Konjunktur zu erwarten, sagte der Regenburger Finanzwirtschaftler am Freitag in einem Reuters-Interview in Zürich. Die fünf Wirtschaftsweisen erwarten in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von ein bis 1,25 Prozent, bekräftigte Wiegard. Der zusätzliche Impuls von der WM werde allenfalls in der Größenordnung von einem Zehntelprozentpunkt liegen. Scheide die deutsche Mannschaft schon in der Vorrunde aus, werde der Effekt noch geringer sein.
sob/chr
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09:34 24Mar2006 WM2006-FEATURE-Leere Minibars und kein Pay-TV für Moslem-Teams
- von Sabine Siebold -
Berlin, 24. Mär (Reuters) - Kein Alkohol in den Minibars, Rind- statt Schweinefleisch in den Maultaschen und die Fernsehkanäle mit allzu freizügig bekleideten Damen abgeklemmt: Zur Fußball-WM stellen die Teams aus islamischen Staaten ihre Mannschaftshotels vor eine besondere Herausforderung.
"Pay TV gibt's dann nicht mehr, das ist klar", sagt Stefan Fischer vom Hotel "Dolce" in Bad Nauheim, in dem die Mannschaft aus Saudi-Arabien absteigen wird. Stattdessen will er eine zusätzliche Satellitenschüssel installieren lassen, damit die Fußballer möglichst viele arabische Kanäle schauen können. Sender dagegen, die zu viel nackte Haut zeigen, fliegen vorläufig raus. "Wenn die da zufällig reinzappen, ist die Hölle los", befürchtet Fischer. Aus den Zimmern werden neben dem Inhalt der Minibars auch die Bibeln verschwinden. "Das Neue Testament kommt raus, aber nicht der Koran rein. Da sind tausend Faktoren zu beachten, wie er korrekt wo zu liegen hat", sagt Fischer. Im Zweifel könne das Hotel aushelfen. Er gehe aber davon aus, dass die Gäste ihren Koran selbst mitbringen würden.
BAD NAUHEIM - ISLAMISCHE GEMEINDE HILFT BEI GEBETSRAUM
Bei der islamischen Gemeinde vor Ort hat sich das Hotel "Dolce" bereits Unterstützung besorgt, um einen Gebetsraum einzurichten. Mit Karte und Kompass soll die Gebetsrichtung nach Mekka ausgemessen und an der Wand angezeichnet werden. Für das leibliche Wohl der saudischen Sportler wird der Mannschaftskoch sorgen, der in den Kurort in der Nähe von Frankfurt mitreist. Die letzten Absprachen zum Essen seien zwar noch nicht getroffen, das Hotel sei aber auf alles eingestellt, sagt Fischer. Wer im Zweifel Baklava oder Fleisch von geschächteten Tieren liefern könne, sei längst geklärt.
Servieren werden die Speisen vor allem Männer, auch wenn dies von dem arabischen Team nicht zur Auflage gemacht worden sei. "Wir versuchen, möglichst männliches Personal einzusetzen", sagt Fischer. Abgesehen davon sei den Fußballern die europäische Kultur nicht fremd: "Man darf nicht vergessen: Das sind Sportler, die durchaus europäisch angehaucht sind". Dennoch sollen in den kommenden Wochen alle Mitarbeiter von einem Trainer in der Kultur Saudi-Arabiens geschult werden - um Fettnäpfchen zu vermeiden. Das Hotel hatte explizit um die Fußballer aus dem Wüstenstaat geworben. "Wir wollen unseren Gästen ein Gefühl von Zuhause vermitteln", betont Fischer. Gerade bei einem mehrwöchigen Aufenthalt helfe das, einen Hotelkoller zu vermeiden.
ZWIEBELROSTBRATEN UND KÄSSPÄTZLE FÜR DIE IRANER
In Schnetzenhausen am Bodensee ist der Koch des Ringhotels "Krone" schon seit einiger Zeit dabei, sich im Internet und bei Gesprächen mit Exil-Iranern in die persische Kochkultur einzuarbeiten. "Kein Schweinefleisch, aber vielleicht einen Zwiebelrostbraten mit Kässpätzle", sinniert der Junior-Chef des Hauses, Guido Ruess, über die Essensplanung für das iranische Nationalteam, das im Juni bei ihm unterkommt. Die Iraner seien vergangenes Jahr drei Wochen lang zum Trainingslager gekommen und hätten das deutsche Essen gemocht. Diesmal wolle der Koch den Fußballern auch Heimatgefühle vermitteln.
Sonderwünsche wegen ihrer Religion hätten die Spieler kaum, der Sport stehe im Vordergrund. "Die Minibars werden ausgeräumt, das ist klar", sagt Ruess. Bibeln lägen im Hotel ohnehin nicht aus, Kreuze hingen nicht an den Wänden. Etliche iranische Nationalspieler kickten in Deutschland, so dass sie die Religion nicht so strikt auslegten wie Sportler, die nie ins Ausland kämen. So müsse das Fleisch, das während der WM auf den Tisch komme, nicht von geschächteten Tieren stammen. Allerdings achte das Hotel darauf, dass im Saal für die Pressekonferenzen kein weibliches Personal unterwegs sei, sagt Ruess. Nicht wegen der Mannschaft, sondern wegen der Fernsehteams aus streng islamischen Staaten, die keine Bilder von unbedeckten Frauen zeigen dürften.
sas/tso
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16:49 22Mar2006 WM2006 - Fußball-Fans können Rasenstücke des WM-Endspiels kaufen
Düsseldorf, 22. Mär (Reuters) - Fußball-Fans können zum ersten Mal den Rasen eines WM-Endspiels kaufen. Der Versandhandelskonzern Quelle<KARG.DE> verkauft den Original-Rasen des Endspiels vom 9. Juli im Berliner Olympiastadion in kleine Stücke zerlegt - zu 75 Euro pro Stück.
Die Fans könnten die Rasen-Reliquie in Stückchen zu etwa 30 auf 20 Zentimeter ab sofort erwerben und dazu Reservierungen vornehmen, teilte Quelle am Mittwoch mit. Neben einer naturbelassenen Version bietet der Versandhändler auch eine in Acryl gegossene kleinere Variante an.
Da das Spielfeld 105 Meter lang und 68 Meter breit ist, könnte der Endspiel-Rasen theoretisch rund 8,9 Millionen Euro einbringen - vorausgesetzt, der Zustand des Spielfeldes erlaubt dann noch den Verkauf der gesamten Fläche. Der speziell gezüchtete Rollrasen kostete ursprünglich samt Verlegung nur rund 100.000 Euro. Quelle rechnet allerdings mit einer geringeren Menge an verfügbaren Stücken. "Wir kalkulieren mit einigem Ausschuss, was natürlich im Wesentlichen vom Wetter abhängt," sagte ein Unternehmenssprecher. So wäre etwa der wegen Regen aufgeweichte Endspiel-Rasen von 1974 nicht zu verwenden gewesen. Bei frühreren WM-Spielen seien Rasenstücke nur an Fifa-Funktionäre, Spieler oder andere beteiligte Organisationen gelangt, hob der Sprecher hervor.
Welchen Preis das Fürther Versandhaus der Berliner Olympia-Stadion GmbH für die Aktion bezahlte, gibt Quelle nicht bekannt. "Wir gehen davon aus, dass die verfügbaren Rasenstücke schon vor der WM vergriffen sein werden," warb der Sprecher für das "heilige" Grün. Ausgeliefert werde der Rasen nur an Adressen in Deutschland. Brasilianische Fans sollten sich also beizeiten nach einem freundlichen Helfer in Deutschland umsehen.
mik/ker
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07:05 21Mar2006 WM2006-Samba in Rüdesheim - die Fußball-WM als Touristenmagnet
- von Andreas Möser -
Frankfurt, 21. Mär (Reuters) - Samba tanzende Brasilianer in der Rüdesheimer Drosselgasse - die Fußball-Weltmeisterschaft stellt Deutschland nicht nur sportlich vor große Herausforderungen. Auch in punkto Gastfreundschaft wird dem Land der Dichter und Denker Höchstform abverlangt, wenn Fans aus 31 Ländern anreisen.
4500 brasilianische Fußballfans werden ihr Hauptquartier in Köln aufschlagen. Damit zwischen den Spielen keine Langeweile aufkommt, hat der brasilianische Reiseveranstalter schon einige Ausflüge gebucht: Städtetouren nach Aachen, Düsseldorf und Bonn/Königswinter und eine Schifffahrt auf dem Rhein mit der "MS Goethe" ins Fachwerk-Städtchen Rüdesheim.
"Deutschland rollt den roten Teppich aus" heißt das Motto der Freundlichkeitskampagne von WM-Organisatoren und Tourismuswirtschaft. In Handreichungen für Hoteliers und anderes Servicepersonal können sich auch die Rüdesheimer Gastwirte Tipps im Umgang mit Brasilianern holen. Die zuweilen belächelte Kampagne hat einen Grund: Im Gegensatz zu anderen Branchen sieht die Reisewirtschaft das Sport-Großereignis weniger als kurzfristigen Konjunkturmotor, sondern vor allem als Chance für die Zukunft. Hunderttausende von ausländischen Fußballfans, die im Sommer erwartet werden, sollen die Deutschland-Touristen von morgen sein - so jedenfalls die Kalkulation der Reisemanager.
Dabei müssen die Deutschen zeigen, dass sie nicht nur perfekt organisieren können, sondern ein solches Fußballfest auch zu feiern verstehen. "Was ich mir wünsche, ist eine nationale Party. Den Begriff von der Servicewüste Deutschland, den ich in der Tourismusbranche sowieso für ein falsches Bild halte, soll die WM jedenfalls Lügen strafen", sagt Petra Hedorfer, Chefin der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT).
Fünf Millionen zusätzliche Übernachtungen werden in Deutschlands Hotels und Pensionen vor, während und nach der WM in diesem Jahr erwartet. "Die Fußball-WM ist eine Riesenchance, um dieses Land auch im Tourismus zu einem der Großen zu machen", sagt Hedorfer. Schon in den vergangenen Jahren ist das Interesse ausländischer Gäste an Deutschland stärker gewachsen als das an Spanien, Frankreich, Italien und Großbritannien, den führenden Reisezielen in Europa.
BERLIN ZUM ENDSPIEL NOCH NICHT AUSGEBUCHT
Damit deutsche Gastfreundschaft nachwirkt, fordern Hedorfer und andere Verantwortliche der Tourismusvermarktung eines mit Nachdruck: keine Preistreiberei. "Die Gastgeberrolle beinhaltet auch vernünftige Preise", sagt die DZT-Präsidentin. Wer das nicht beherzige, vergraule künftige Kunden. Im Fünf-Sterne-Hotel in der Frankfurter City kann ein Zimmer an WM-Spieltagen schon jetzt durchaus 500 Euro und mehr je Nacht kosten. Im Schnitt lägen die Hotelpreise in den zwölf WM-Städten bei der zentralen FIFA-Hotelvermittlung WCAS aber bei knapp 180 Euro, sagt deren Geschäftsführer Thomas Edelkamp.
Die fast 600 Fifa-Partnerhotels mit gut 50.000 Betten sind für die WM-Zeit bisher knapp zur Hälfte gebucht. In einzelnen Hotels mit guter Lage seien für bestimmte Termine keine Betten mehr zu bekommen. Aber Meldungen, WM-Hotels seien ausgebucht, seien falsch. "Es gibt auch noch Zimmer zum Endspiel in Berlin", sagt Edelkamp.
Die zwölf WM-Städte können Untersuchungen zufolge mit erheblichen Mehreinnahmen durch die Fußball-Touristen rechnen. Allein für Berlin wird mit 200 Millionen Euro gerechnet. Für eine Weltmeisterschafts-Stadt wie das ansonsten wirtschaftlich schwache Kaiserslautern wären die prognostizierten zusätzlichen 15 Millionen Euro, gemessen an der Einwohnerzahl, ein noch viel stärkerer Schub.
"ANDERE VÖLKER PLANEN KURZFRISTIGER"
Die Nachfrage nach Trips in andere Regionen Deutschlands hält sich noch in Grenzen. "Wir haben in den WM-Städten schon jetzt einen klaren Effekt im Juni. In anderen deutschen Urlaubsregionen dagegen ist das noch nicht festzustellen", sagt Stefanie Rother, Sprecherin des Touristikkonzerns TUI<TUIGn.DE>.
Angebote für den Kurzurlaub zwischen den Spielen gäbe es reichlich: etwa "Celle in drei Tagen", "Entspannt genießen im Schwarzwald" oder "Das barocke Dresden entdecken". Die Buchungen tröpfeln aber eher. Dafür sei es zu früh, sagt Projektmanagerin Evelyn Schmidt vom eigens gegründeten Fifa-Touristikvermarkter Travel & Event Services. "Wir Deutsche planen gern möglichst alles weit im Voraus. Das ist bei anderen Völkern nicht so." Auch die brasilianischen Fans hätten bisher nur wenige Ausflüge wie den nach Rüdesheim geplant. "Wir sind darauf eingestellt, dass vieles erst kurzfristig gebucht wird."
amr/axh
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10:46 19Mar2006 WDHLG-WM2006-Zeitung - Unternehmen bleiben auf WM-Karten sitzen
Berlin, 19. Mär (Reuters) - Viele Unternehmen haben nach einem Zeitungsbericht Probleme, ihre Karten für die Fußball-Weltmeisterschaft etwa bei den als Empfängern anvisierten Kunden auch abzugeben.
Grund dafür sei die Furcht vor Ermittlungen wegen Korruption, berichtete die Zeitung "Welt am Sonntag". Nach geltendem Recht könnten die begehrten Tickets nicht so einfach zur Kundenbindung eingesetzt werden, zitierte das Blatt die Bielefelder Jura-Professorin Britta Bannenberg. Sollten Amtsträger oder Angestellte anderer Firmen Karten geschenkt bekommen, drohten den schenkenden Unternehmen Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Korruption. "Das Delikt ist relativ früh strafbar", sagte Bannenberg. Eine WM-Karte sei schließlich kein Allerweltsgeschenk.
Zahlreiche Konzerne haben sich als Sponsoren der Weltmeisterschaft große Kartenkontingente gesichert. Dem Zeitungsbericht zufolge überlegt der RWE-Konzern, nicht vermittelbare Tickets zurückzugeben. "Es soll ja keine leeren Plätze geben", sagte ein Unternehmenssprecher der Zeitung. Bei der vorigen Fußball-WM in Japan und Südkorea hatten zahlreiche Spiele vor halbleeren Rängen stattgefunden, weil von Unternehmen gekaufte Tickets nicht genutzt wurden.
kps/hoh
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