RHEIN-NECKAR
Ein Fest für die Fans
Von Christopher Frank
vor 8 Stunden
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Die Waldhof-Fans feiern am heutigen Samstag den 25. „Geburtstag“ ihres Carl-Benz-Stadions.Archivfoto: AfP Asel
MANNHEIM - Mit einem Sieg gegen den FSV Frankfurt will der SV Waldhof am heutigen Samstag (23.) die Tabellenführung in der Fußball-Regionalliga Südwest untermauern. Anpfiff im Carl-Benz-Stadion ist um 14 Uhr. Grund zum Feiern haben die Fans aber schon vor dem Spiel – völlig unabhängig vom Ergebnis. Denn bereits um 12.30 Uhr beginnen rund ums CBS die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des Stadions im Osten der Quadratestadt. Mit von der Partie sind dann unter anderem die ehemaligen Profis Kari Laukkanen, René Hecker, Enrico Barth, Norbert Nachtweih und Manfred Schnalke. Sie standen allesamt am 25. Februar 1994 gegen Hertha BSC auf dem Rasen. Mit der Zweitliga-Partie gegen den Hauptstadtclub war das Stadion vor 25 Jahren offiziell eröffnet worden.
Vorangegangen war eine jahrzehntelange Debatte um den Stadionneubau, die darin gipfelte, dass „der Waldhof“ seine erfolgreichste Zeit zwischen 1983 und 1989 ausgerechnet im Südweststadion der Nachbarstadt Ludwigshafen verbringen musste.
Erste Gedanken für einen Stadion-Neubau hatte es unterdessen bereits 1979 gegeben. Aufgrund von Rechtsstreitigkeiten und Anwohnerklagen dauerte es jedoch 13 Jahre, ehe im Juli 1992 der Abriss des alten Rhein-Neckar-Stadions begann. An Ort und Stelle erfolgte kurz darauf unter der Leitung des Architekten Folker Fiebiger der Bau eines – damals – professionellen und neuwertigen Fußballstadions.
BUNDESLIGA
Zwar steht der SV Waldhof kurz vor der Rückkehr in den Profi-Fußball, von der Bundesliga ist der Traditionsverein aber nach wie vor weit entfernt. Das Carl-Benz-Stadion wurde hingegen – zumindest kurzzeitig – doch bereits zum Bundesligastadion: In der Hinrunde der Saison 2008/09 bestritt die TSG 1899 Hoffenheim hier ihre Heimspiele.
„Wir sind in der Lage, mit knapp 30 Millionen Mark ein Stadion zu errichten, das seinesgleichen sucht“, sagte der damalige Sport-Bürgermeister Lothar Mark stolz – kaum ahnend, dass im Zuge der deutschen Bewerbung um die Weltmeisterschaft im Jahr 2006 in der gesamten Republik moderne Multifunktionsarenen entstehen sollten, die das CBS fortan locker in den Schatten stellten. „Eigentlich ist unser Stadion zehn Jahre zu früh gebaut worden“, blickt der SVW-Fanbeauftragte Sören Runke zurück, merkt aber auch an: „Wir haben dadurch aber immerhin noch ein Fußballstadion – und eben keine Arena.“ Auch deshalb haben sich die traditionsbewussten Anhänger in den vergangenen 25 Jahren mit dem neuen Stadion in einem anderen Stadtbezirk mehr als arrangiert.
Der Standort selbst ist indes fester Bestandteil der deutschen Sportgeschichte. 1927 entstand hier das „Stadion Mannheim“, das in der Folge mehrmals umgebaut und 1963 in „Rhein-Neckar-Stadion“ umbenannt worden war. Bekannt wurde die 35 000 Zuschauer fassende Arena in erster Linie durch seine 500-Meter-Aschenbahn sowie als Austragungsort einiger Fußball-Länderspiele in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Namensgeber des 25 721 Zuschauer fassenden Neubaus wurde der aus Mannheim stammende Erfinder des Automobils. Pikante Randnotiz: Die Daimler Benz AG sicherte sich die Namensrechte am Stadion ohne zeitliche Befristung. Wohlgemerkt nicht mithilfe eines millionenschweren Sponsoring-Vertrages, sondern durch die finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung der Anzeigetafel. Zum Vergleich: Das Pharma-Unternehmen Merck überweist nach Angaben der Wirtschaftswoche jährlich rund 300 000 Euro für die Namensrechte am Stadion am Böllenfalltor in Darmstadt. Andere Erst- oder Zweitligisten erzielen noch deutlich höhere Erlöse aus der Vermarktung des Stadionnamens.
Zusätzliche Erträge erschwert überdies ein Abkommen, das die Stadt Mannheim als Stadion-Eigentümer mit den Anwohnern im Jahr 2001 getroffen hat: Im CBS dürfen demnach pro Jahr maximal 27 Veranstaltungen ausgetragen werden. Bei aktuell 17 Waldhof-Heimspielen und diversen Partien im Landes- und DFB-Pokal bleibt da für Konzerte oder andere Einnahmequellen kaum Platz.
Und selbst die Haupteinnahmequelle sprudelt nur bedingt: Zuschauerrekorde wie die 18 313 Besucher beim Oberliga-Spiel gegen den FV Illertissen am letzten Spieltag der Saison 2010/11 oder gar ein ausverkauftes Haus wie bei den Relegationsspielen gegen Meppen (2017) oder Uerdingen (2018) sind die Seltenheit. Im Schnitt kommen aktuell nur rund 5000 Zuschauer zu den Waldhof-Spielen.
https://www.echo-online.de/lokales/nach ... s_19976263