'Türkische Spieler haben auf uns eingeprügelt' 17.11.2005
Raphael Wicky ist fassungslos
Es wurde geschubst, getreten und geschlagen - türkische Spieler und Sicherheitskräfte rasteten nach dem WM-Aus völlig aus. Der Schweizer Raphael Wicky war mittendrin und schildert im Interview auf der Homepage des Hamburger SV seine Eindrücke.
Nach dem Abpfiff sind Sie und Ihre Kollegen sofort in die Katakomben geflüchtet. Was ist im Kabinengang passiert?
Raphael Wicky: Es war unfassbar. Türkische Spieler und Ordnungskräfte haben auf uns eingeprügelt. Ich habe Schläge gegen den Kopf und in den Rücken bekommen. Damit war ich aber noch gut bedient. Die Altintop-Brüder haben mich in die Mitte genommen und mich gegen ihre eigenen Mannschaftskollegen verteidigt und mich schließlich in die Kabine gebracht.
Wenn die beiden nicht gewesen wären, dann Gute Nacht... Benjamin Huggel ist gestürzt und alle sind über ihn getrampelt, Stephane Grichting hat einen Tritt in den Genitalbereich bekommen, er musste ins Krankenhaus gebracht werden. Das sind untragbare Zustände, da muss etwas passieren. Ich kann nicht glauben, dass die Spieler ihre Gegner verfolgen und auf sie einschlagen.
Wann konnten Sie das Stadion verlassen?
Wicky: Wir haben uns zwei Stunden in der Kabine eingeschlossen. Von da aus habe ich einige Telefonate geführt. Ich wollte meinen Eltern und meinen Freunden sagen, was sich gerade abspielt und dass ich in Sicherheit bin. Später wurden wir dann mit Polizeischutz ins Hotel gebracht.
Die Nacht war dann einigermaßen ruhig. Jetzt gerade werden wir wie irgendein Staatspräsident zum Flughafen in Istanbul eskortiert. Aus Sicherheitsgründen müssen wir geschlossen nach Zürichzurückfliegen. Erst von da kann ich zurück nach Hamburg kommen.
Schon bei der Einreise wurden Sie und Ihre Kollegen schikaniert...
Wicky: Das war ja noch harmlos gegen das, was sich nach dem Spiel zugetragen hat. Bei der Einreise mussten wir drei Stunden aufs Gepäck warten und wurden mit Steinen, Eiern und Milchtüten beworfen. Ich denke, dass die FIFA sich dieser Fälle annehmen wird.
Quelle: hsv.de