Fußball / Bundesliga
04.07.2011
50+1 bleibt: Kind nimmt Wolfsburg und Bayer ins Visier
Hannovers Präsident überrascht im Streit um die Investoren-Regel. Liga-Boss Rauball ist erleichtert - eine Lösung scheint nahe.
Frankfurt/Main - Die 50+1-Regel bleibt erhalten, die "Lex Leverkusen und Wolfsburg" steht auf der Kippe:
Im Streit über die Investoren-Regel im deutschen Profifußball hat Hannovers Präsident Martin Kind als Kläger für eine Überraschung gesorgt.
Bei der ersten Anhörung vor dem Ständigen Schiedsgericht des DFB am Montag in Frankfurt änderte Kind seinen Antrag und greift nun die seit dem 1. Januar 1999 durch einen DFB-Paragraphen bestehenden Wettbewerbsvorteile von Bayer Leverkusen und dem VfL Wolfsburg an.
"Wir sind mit dem Änderungsantrag auf einem guten Weg. Eine Entscheidung wird aber wohl erst in zwei Monaten fallen. Sollte dem Antrag nicht stattgegeben werden, dann sind wir aber natürlich weiter bereit, durch alle Instanzen zu gehen", sagte Kind, der sich damit zunächst einmal dem Solidargedanken der Liga beugte und für einen Kompromissvorschlag plädierte, der anscheinend auch beim Ständigen Schiedsgericht Anklang fand.
Rauball erleichtert
Mit großer Erleichterung nahm am Montag im Nobelhotel Frankfurter Hof Liga-Boss Reinhard Rauball den von Kind neu eingeschlagenen Weg auf.
"Die Abschaffung der 50+1-Regel hätte eine Sprengkraft wie einst das Bosman-Urteil. Nun sind wir aber hoffnungsvoll, dass die 50+1-Regel in ihrer Grundform erhalten bleibt", sagte Rauball, der massiv für den Erhalt der Investorenregel und gegen einen neuen Fall Bosman plädierte:
"Solchen Zirkus wollen wir nicht, und wir wollen auch keine Profilneurotiker, die sich mit ihrem Geld in der Bundesliga ein Spielzeug zulegen."
Kompromiss im Sinne der Liga
Kind hatte sich zuvor seit fast zwei Jahren für die Abschaffung der 50+1-Regel ausgesprochen. ( SERVICE: Sommerfahrpläne der Bundesligisten)
Im Sinne der Liga scheint sich der Hörgeräte-Unternehmer nun aber auf einen Kompromiss einlassen zu wollen, der Hannover aber erst in ein paar Jahren zugute kommen kann.
Denn Präsident Kind und die von ihm akquirierten Unternehmen der Region Hannover sind erst seit 1997 im Verein aktiv, sie könnten damit frühestens in sechs Jahren eine Mehrheitsbeteiligung am Verein anstreben.
Abschaffung des Stichtags
Denn der Kompromiss bezieht sich auf einen Paragraphen, in dem Investoren nur dann eine mehrheitliche Beteiligung an den Bundesligisten zugestanden wird, wenn das Unternehmen vor dem Stichtag 1. Januar 1999 bereits 20 Jahre im Klub aktiv war.
Hannover hat nun die Abschaffung des Stichtags beantragt. Damit könnten in Zukunft alle Bundesligisten mit Investoren zusammenarbeiten, die seit mehr als 20 Jahren im Verein aktiv sind.
"Jemand, der seit 20 Jahren die Würste im Stadion verkauft, ist damit aber nicht gemeint", sagte Rechtsanwalt Peter Duvinage (DIASHOW: Bundesliga-Auftakt).
Entscheidung frühestens in zwei Monaten
Sollte diesem Antrag stattgegeben werden, wird Kind nicht mehr weiter gegen die 50+1-Regel prozessieren.
Ohnehin läuft alles darauf hinaus, dass die "Lex Leverkusen und Wolfsburg" nach elf Jahren abgeschafft wird.
Eine Entscheidung über den neuen Antrag wird das Schiedsgericht unter dem Vorsitzenden Udo Steiner zwar frühestens in zwei Monaten treffen, die Änderung des Paragraphen ist aber so gut wie sicher.
Die 50+1-Regel verhindert, dass Geldgeber - wie zum Beispiel in England - mehr als die Hälfte der Anteile an einem Klub erwerben können.
Die Liga hatte sich bis auf Hannover 96 zuletzt unisono gegen die Abschaffung der Investorenregel ausgesprochen.
Quelle:
http://www.sport1.de/de/fussball/fussba ... 26282.html-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ich kenne einen Verein bei dem ein Investor bereits seit mehr als zwanzig Jahren tätig ist - hier würde durch die Abschaffung des Stichtages der "Lex Wolfsburg und Leverkusen" dann eine Mehrheitsbeteiligung des Investors am Verein legalisiert werden.
Interessant in diesem Zusammenhang auch die vor wenigen Tagen veröffentlichte Bilanz der TSG Hoffenheim Spielbetriebs GmbH aus der Saison 09/10:
https://www.ebundesanzeiger.de/ebanzwww ... ryId=07564In der zweiten BuLi-Saison mal eben 30 Millionen Miese gemacht, aber ist ja Null Problemo solange man Mittelzuflüsse aus atypisch stillen Beteiligungen von stillen Gesellschaftern von mittlerweile 140 Millionen Euro (Stand 30.06.2010) in der Bilanz verbuchen kann.
Ich frage mich wie man bei einem derartigen Zahlenwerk ernsthaft davon ausgehen kann, dass sich die TSG Hoffenheim ohne finanzielle Zuwendungen des allseits bekannten Mäzen kurz- bis mittelfristig selbständig finanzieren kann.
Zumindest für die "Anschubfinanzierung" von kostspieligen Transfers wird man immer die Hilfe von Mister X benötigen.