Es geht Schlag auf Schlag: Bei RW Essen steht für den SV Waldhof am Sonntag das nächste enorm wichtige Spiel im Abstiegskampf an. Dabei treffen die Mannheimer auf einen alten Bekannten
Mannheim/Essen. Es ist ein offenes Geheimnis. Der SV Waldhof hätte Dominik Martinovic in der Winterpause nur zu gerne verpflichtet. Der Schwabe mit kroatischen Wurzeln war im Januar eines der heißesten Eisen, das auf dem Drittliga-Markt im Teilbereich Stürmer zu bekommen war.
Die Mannheimer kämpften damals mit gravierenden Offensivproblemen, aber die Rückholaktion zum SVW scheiterte. Auch 1860 München buhlte erfolglos um den temporeichen Angreifer. Martinovic entschied sich für RW Essen und ein Angebot, das er offenbar nicht ablehnen konnte.
Kuriose Rückrunde mit RW Essen im Aufwind
Seitdem der 27-Jährige in der Ruhrpott-Metropole stürmt, läuft es bei RWE. Sagenhafte 15 von 21 möglichen Punkten haben die Essener in den sieben Spielen mit Martinovic geholt. Zuletzt blieb die Mannschaft von Trainer Uwe Koschinat sechsmal in Folge ungeschlagen. Das bedeutet in Summe Platz zwei in der Rückrundentabelle hinter dem VfL Osnabrück.
Dass Essen trotz dieser famosen Serie vor dem Duell gegen den SV Waldhof am Sonntag (19.30 Uhr) weiter im Abstiegskampf steckt, hängt zum einen mit den Nachwirkungen einer miserablen Vorrunde zusammen, die RWE als Drittletzter beendete. Und zum anderen mit einer ganz speziellen Situation in der 3. Liga, bei der einige Teams aus dem Tabellenkeller in der Rückrunde punkten wie Aufstiegskandidaten (Essen, Osnabrück), während andere aus dem Mittelfeld des Klassements immer weiter in Richtung der bedrohten Zone rutschen (SV Sandhausen, Borussia Dortmund II).
Der Name Martinovic steht für bessere Waldhof-Zeiten
„Grundsätzlich sagt man ja immer, dass man seine eigenen Aufgaben erledigen muss. Die erledigen wir zurzeit. Aber nach jedem Sieg schaust du, wie die anderen gespielt haben, und siehst, dass die auch gepunktet haben. Da denkst du dir schon: ganz schön krass“, sagt Martinovic. Andererseits habe es im Winter den Eindruck gemacht, dass nur noch ein paar Teams um den Ligaverbleib spielen, jetzt aber „spielt gefühlt die halbe Liga gegen den Abstieg“.
Weil sich in der unteren Tabellenhälfte weiter niemand sicher wähnen kann, wird Martinovic am Sonntag auch keine Rücksicht auf den Verein nehmen können, bei dem er zwischen 2020 und 2023 den Durchbruch im Profifußball geschafft hat. In 117 Spielen für den SV Waldhof traf der Schwabe 41 Mal und bereitete 23 weitere Treffer vor. Eine starke Quote, die mit dafür sorgte, dass die Mannheimer in jenen Jahren als Topteam der 3. Liga galten.
Martinovic wollte seine Karriere auf die nächste Stufe heben. Er heuerte beim damaligen Zweitliga-Aufsteiger SV Elversberg an und wechselte ein Jahr später zum kroatischen Erstligisten Slaven Belupo. Wichtige Erfahrungen, aber sportlich stagnierte der wendige Angreifer. „Grundsätzlich kann die kroatische Liga ein super Sprungbrett sein, weil du viel Aufmerksamkeit bekommst. Aber es lief für mich nicht ideal mit einem neuen Trainer und neuen Sportdirektor“, sagt Martinovic. Deshalb der Schritt zurück nach Deutschland in die 3. Liga, um endlich wieder regelmäßig zu spielen.
Für RWE sind sechs Punkte Vorsprung auf den Waldhof möglich
Das hat geklappt in Essen. Auch wenn Martinovic noch auf sein erstes Tor für RWE wartet, hat er mit vier Vorlagen seinen Anteil am Aufwärtstrend an der Hafenstraße. „Das Momentum ist zurzeit sicher bei uns, aber wir wissen auch, dass wir nicht jedes Spiel gewinnen können“, sagt der Stürmer.
Gegen seinen Ex-Verein stehe ein „für beide Seiten sehr wichtiges Spiel“ an. Der Tabellenzwölfte aus Essen kann Mannheim mit einem Sieg auf sechs Punkte distanzieren, andererseits könnte der SVW bei einem Erfolg am Sonntagabend auch an RWE vorbeiziehen.
Fünf vertraute Gesichter, darunter das eines starken Torhüters
„Mannheim hat auch eine gute Form mit sieben Punkten aus drei Spielen. Da treffen zwei gute Mannschaften aufeinander und es wird um Kleinigkeiten gehen. Aber mit unseren Fans im Rücken wollen wir die Punkte hierbehalten“, sagt Martinovic.
Die Anknüpfungspunkte an den SV Waldhof sind in den vergangenen anderthalb Jahren weniger geworden, der normale Lauf der Zeit im Profifußball. Aus der letzten Martinovic-Saison 2022/23 spielen nur noch vier Profis weiterhin beim SVW: Marcel Seegert, Malte Karbstein, Kennedy Okpala und Torhüter Jan-Christoph Bartels. Die zuletzt großartigen Leistungen des Schlussmanns sind auch an Martinovic nicht vorbeigegangen. „Barto macht es im Tor gerade richtig gut“, sagt er.
Gemeinsame Geschichte mit Waldhof-Spielmacher Arianit Ferati
Mit einem, der im Winter nach Mannheim zurückgekehrt ist, verbindet Martinovic zudem eine gemeinsame Geschichte, die weit zurückreicht: Arianit Ferati. „Wir sind der gleiche Jahrgang und haben beim VfB zusammen in der Jugend gespielt. Auch so verstehen wir uns gut. Ari ist für mich ein überragender Zehner“, sagt Martinovic.
In ihrer Heimatstadt Stuttgart laufen sich die beiden immer noch regelmäßig über den Weg, weil sie den gleichen Personal-Trainer haben. Eine alte Freundschaft, die am Sonntag allerdings für mindestens 90 Minuten ruhen muss.
Quelle: Mannheimer Morgen
