Marcel Seegert verkörpert Herz und Seele im aktuellen Team des SV Waldhof Mannheim. Sportlich spielt er zurzeit aber keine Rolle. Der Kapitän erklärt, wie er mit dieser schwierigen Situation umgeht.
Er bekommt gerade einen unerfreulichen Chrashkurs in Sachen Schnelllebigkeit des Geschäfts. Im Oktober war Marcel Seegert noch der gefeierte Mann beim SV Waldhof. Der Kapitän, Publikumsliebling und Identifikationsfigur, bestritt gegen Erzgebirge Aue sein 300. Profispiel für den SVW. Aus der Fankurve wurde der 30-Jährige besungen, dem gerührten Seegert standen nach dem 3:0-Sieg die Tränen in den Augen.
Ein knappes halbes Jahr später könnte Seegert aus anderen Gründen emotional werden. Der Kapitän ist sportlich zurzeit kaum oder gar nicht mehr gefragt, in der Hierarchie der Waldhof-Innenverteidiger steht der einstige Platzhirsch nur noch auf dem vierten Platz. Zweimal reichte es für den gebürtigen Mannheimer zuletzt bei Liga-Spielen noch nicht einmal für die Ersatzbank, insgesamt stand er in der Rückrunde nur 69 Liga-Minuten auf dem Rasen - beim 1:2 in Saarbrücken Anfang Februar. Und als Seegert am vergangenen Donnerstag im Test gegen Zweitligist SV Elversberg wieder mal für 90 Minuten spielen durfte, kassierte der SVW beim 1:6 gleich sechs Gegentore. Aus dem treuen Cello ist aktuell der traurige Cello geworden, der Waldhof-Kapitän gerade nur noch in der Statistenrolle. Sein persönliches Fußball-Jahr 2025 ist bisher eines zum Vergessen.
Trares: „Da musst da als Sportler mit umgehen“
Nach dem Elversberg-Kick gab Seegert erstmals einen kleinen Einblick in seine Gefühlswelt. „Ich weiß, dass es in der Vergangenheit schon mal solche Phasen gab. Es gibt immer Höhen und Tiefen“ , sagte er. „Ich versuche das, was ich beeinflussen kann, gut zu machen. Auch mit einem Strahlen im Gesicht. Warum sollte man als Miesepeter rumlaufen? Es kommen auch wieder bessere Zeiten. Ich gebe weiter Gas.“
Trainer Bernhard Trares weiß um die Bedeutung von „Cello“ für sein Team. Die Fans lieben ihn, in der Mannschaft ist er als Kommunikator und ausgleichendes Element hochgeachtet. Aber sportlich, so Trares, seien zurzeit eben andere besser. Die Innenverteidigung mit Lukas Klünter und Tim Sechelmann hat zuletzt gut funktioniert. „Man sieht, dass er von Klünter noch ein bisschen weg ist. Das muss man ehrlicherweise sagen. Da musst du als Sportler mit umgehen. Wenn andere besser sind, spielen eben die“, sagte Trares nach dem Elversberg-Test.
In der Kabine lasse sich Seegert allerdings nicht anmerken, dass er mit seiner Situation unzufrieden ist, betont der Trainer. „Marcel hält weiter die Stimmung hoch. Er verhält sich top, völlig korrekt. Da gibt es überhaupt kein Wenn und Aber“, sagte Trares.
Spielt Seegert im Schlussspurt noch einmal eine Rolle?
Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass Seegert im letzten Saisondrittel noch einmal eine größere Rolle als zurzeit spielen könne. „Die nächste Zeit wird sicher der eine oder andere ausfallen. Da ist es einfach wichtig, dass man mal über 90 Minuten gespielt hat“, sagte Trares am Donnerstag. Innenverteidiger Sechelmann etwa wäre bei der nächsten Gelben Karte für ein Spiel gesperrt.
Bis dahin muss sich Marcel Seegert in Geduld üben, im Training über Leistung überzeugen. Um vielleicht doch noch einen Beitrag auf dem Platz zum Klassenerhalt seines Herzensvereins leisten zu dürfen. Spätestens in der neuen Saison wird die Kämpfernatur, die noch einen Vertrag bis 2026 beim SVW besitzt, ganz sicher wieder voll angreifen. Denn im schnelllebigen Fußballgeschäft kann es nach schwierigen Phasen auch schnell wieder in die andere Richtung gehen.
Quelle: Mannheimer Morgen
