„Brutal peinlich“: B-Team des SV Waldhof gerät gegen Elversberg unter die RäderFast ohne Stammspieler verliert der SV Waldhof ein Testspiel gegen Zweitligist SV Elversberg mit 1:6. Trainer Trares erkennt einen „Klassenunterschied“.Auf der Tribüne im gähnend leeren Carl-Benz-Stadion schüttelte am Donnerstag ein alter Bekannter ein paar Hände. Kevin Koffi, mittlerweile 38 Jahre alt und noch als Stürmer der zweiten Mannschaft der SV Elversberg in der fünftklassigen Saarlandliga am Ball, war mit den Profis zum Testspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit nach Mannheim gereist. Beim SV Waldhof hatte der Ivorer in der ersten Drittliga-Saison 2019/2020 trotz oder gerade wegen sehr viel Abschlusspechs als grundsympathischer Typ die Fan-Herzen erobert.
Koffi sah einen am Ende deutlichen Elversberger 6:1 (2:0)-Sieg gegen ein B-Team des SVW, das vor allem in der zweiten Halbzeit heftig unter die Räder kam. „Da haben wir viel zu einfache Gegentore bekommen. Hintenraus hat man schon gesehen, dass es ein Klassenunterschied ist und wir von der 2. Liga noch ein bisschen weg sind“, sagte Waldhof-Trainer Bernhard Trares. Mit der Leistung im ersten Abschnitt sei er jedoch noch zufrieden gewesen, meinte der 59-Jährige. „Da hätte es bei unseren beiden Großchancen auch 2:2 statt 0:2 stehen können. Das Ergebnis war am Ende schon ein bisschen hoch, 1:6 verliert man nicht gerne. Dennoch war der Test wichtig für uns, damit unsere Ersatzspieler mal über so eine Distanz gehen und sich quälen mussten.“
Nur Sietan als Stammkraft in der Startelf des SVWBeide Trainer verschafften ihrer zweiten Reihe Spielpraxis. Beim SVW lief in Janne Sietan nur ein Profi auf, der zuletzt zum Stammpersonal gezählt hat, bei Zweitligist Elversberg wechselte Trainer Horst Steffen seine Startelf im Vergleich zum 0:1 gegen Preußen Münster bis auf eine Position komplett aus – nur Innenverteidiger Lukas Pinckert begann.
„Es geht darum, dass die Jungs Minuten in die Beine bekommen und jeder die Chance bekommt, auf sich aufmerksam zu machen. Wenn die Mannschaft funktioniert und die Ergebnisse stimmen, wechselst du als Trainer natürlich weniger. Aber man braucht als Trainer auch das Gefühl: Wen kann ich bringen? Auf wen kann ich mich verlassen?“, umriss Mannheims Sportchef Anthony Loviso vor dem Anpfiff das Anforderungsprofil. Beweisen durften sich unter anderem Kapitän Marcel Seegert, Martin Kobylanski, Ersatztothüter Malwin Zok sowie im Angriff Kennedy Okpala und Shipnoski.
Bei frühlingshaften 20 Grad zum Zeitpunkt des Anstoßes um 13 Uhr startete die Waldhof-B-Elf couragiert in die Partie. Elversberg besaß zwar durch Luca Schnellbacher die erste Gelegenheit des Spiels (13.), aber der SVW war vom Grundsatz her gut drin. Nach einem Ballgewinn ging es schnell über Shipnoski zu Kelvin Arase, der aber aus zehn Metern knapp vorbeizielte (17.).
Eine kurzzeitige Elversberger Tempoverschärfung brachte den Saarländern aber mit einem Doppelschlag die 2:0-Führung. Erst konnte Niklas Hoffmann eine Flanke nicht verhindern und Manuel Feil köpfte in der Mitte zum 0:1 ein (30.). Zwei Minuten später ging es wieder zu schnell für die Mannheimer Defensive, diesmal schoss Younes Ebnoutalib aus kurzer Distanz ein (32.). Beide Gegentore waren über die Seite des jungen Linksverteidigers Manuel Braun gefallen, der zuletzt in der Verbandsliga-Mannschaft des SVW aushelfen musste.
Okpala vergibt gute Chance kurz vor der PauseNach einer schnellen Umschaltsituation hatte Okpala noch einmal einen guten Abschluss, den Elversbergs Keeper Tim Boss entschärfte (44.), dann war Pause. Auf der Tribüne verfolgten unter anderem die Waldhof-Stammspieler Felix Lohkemper, Jan-Christoph Bartels und André Becker mit Sonnenbrillen eine erste Halbzeit, in der die Kollegen unten auf dem Rasen gegen den Neunten der 2. Liga in der Defensive zu anfällig wirkten – und in der kein SVW-Reservist großartig Eigenwerbung betreiben konnte.
Auch mit Beginn des zweiten Abschnitts behielt die SVE die Spielkontrolle, der Waldhof leistete sich viel zu viele einfache Ballverluste. Der freigespielte Luca Schnellbacher schoss aus spitzem Winkel und fünf Metern darüber (55.).
Nach einer guten Stunde durfte auch der frühere Waldhof-Jugendspieler Semih Sahin noch ein bisschen Mannheimer Frühlingsluft schnuppern, offensiv ging beim SVW in dieser Phase so gut wie nichts mehr. Die weiterhin zu großen Räume in der Hintermannschaft des Drittligisten nutzte Elversberg dagegen wieder zu zwei schnellen Toren. Erst traf der eingewechselte Tom Zimmerschied zum 0:3 (68.), dann tat es ihm Sahin mit dem vierten Elversberger Treffer nach (70.). Feil (81.) und Luca Schnellbacher erhöhten auf 6:0 und sorgten damit für ein Ergebnis, das in der Höhe schmerzte.
Da half auch Nicklas Shipnoskis Ehrentreffer nicht mehr (88.), den schlechten Gesamteindruck zu begradigen. Der zweite Anzug des SVW passt zurzeit offensichtlich nicht. „Wir haben die Lücken zwischen den Ketten nicht mehr schließen können. Elversberg spielt es dann schon seit Jahren richtig gut, selbst in der 2. Liga kommen dann hohe Ergebnisse zustande“, sagte Kapitän Seegert. „Trotzdem ist das Ergebnis brutal peinlich.“ Nach einem freien Wochenende starten die Mannheimer erst am Dienstag mit der Vorbereitung auf das wichtige Liga-Duell gegen Borussia Dortmund II am Samstag in einer Woche.
Quelle: Mannheimer Morgen
