„Super Ausgangslage“: Warum sich die Stimmung beim SV Waldhof radikal gedreht hatTrotz des 2:1-Siegs gegen Aachen steht der SV Waldhof Mannheim weiter auf einem Abstiegsplatz. Doch die Zuversicht, die Rettung zu schaffen, ist plötzlich riesig.Am Sonntagabend bereinigten Arminia Bielefeld und der VfB Stuttgart II die Tabelle in der 3. Liga – mit einem für den SV Waldhof erfreulichen Ergebnis. Durch den 4:1-Sieg des DFB-Pokal-Halbfinalisten aus Ostwestfalen gegen die abstiegsgefährdete U23 der Schwaben bleiben die Mannheimer nach dem 2:1-Arbeitssieg gegen Aachen am Sonntag auf Rang 17.
„Wir wussten: Wenn wir das Spiel heute gewinnen, befinden wir uns in einer super Ausgangslage und das hat uns auch die Motivation gegeben, heute alles reinzuhauen“, sagte Waldhof-Mittelstürmer André Becker, mit einem Tor und einer Vorlage der Mann des Spiels. Moment mal, super Ausgangslage? Der SVW steht immer noch auf dem ersten Abstiegsplatz, mit einem Punkt Rückstand auf die ersten Konkurrenten über dem Strich.
Beckers Aussage unterstreicht jedoch, wie radikal sich die Stimmung beim Drittligisten aus Mannheim gedreht hat. Aus den zurückliegenden drei Spielen holte der Waldhof sieben Punkte – und fuhr nach dem 5:0 gegen Rostock vor zwei Wochen am Sonntag gegen widerspenstige Aachener den zweiten Heimerfolg in Folge ein. Nach dem Ergebnistief im Dezember und Januar, als die Kurpfälzer acht Spiele sieglos blieben, scheint Trainer Bernhard Trares eine Mannschaft gefunden zu haben, die den speziellen Anforderungen des Abstiegskampfs gewachsen ist.
Sportchef Loviso: „Wir dürfen keinen Schritt weniger machen“„Es liest sich so, als sei die Trendwende geschafft“, sagte Sportchef Anthony Loviso nach über 90 intensiven und nervenzehrenden Minuten, schickte aber gleich eine Warnung mit, bloß keinen Deut nachzulassen: „Wir dürfen keinen Schritt weniger machen.“
Der Formtrend bereitet im Lager des SVW keine Sorgenfalten mehr, denn dieser ist mittlerweile konstant gut. Aachen konnte bei einigen weiteren Waldhof-Großchancen im ersten Abschnitt froh sein, nur mit einem 0:1-Rückstand nach Beckers Tor (17.) in die Pause zu gehen. Und als die Alemannia nach Julian Rieckmanns 2:0 (68.) zum 1:2-Anschlusstreffer durch Sasa Strujic kam (76.), zeigte der SVW eine Widerstandsfähigkeit und Stabilität, die man dringend benötigt, wenn man den in der 3. Liga um die Existenz spielt. Dafür gibt es keinen Schönheitspreis, aber drei Punkte.
Problematisch aus Mannheimer Sicht ist allerdings die völlig unberechenbare Lage in der gefährdeten Tabellenzone. Zieht man die beiden designierten Absteiger Unterhaching (18 Punkte) und Hannover II (22) ab, liegen zwischen dem Tabellen-18. Stuttgart II (28) und dem Elften Dortmund II (33) nur fünf Zähler. Es geht sehr eng zu.
Im Idealfall kann es mit einem Sieg von Platz 17 auf 11 gehenDer SVW, mit 30 Punkten und dem vergleichsweise sehr guten Torverhältnis von 0 ausgestattet, kann mit einem Sieg im nächsten Abstiegsduell bei RW Essen (Sonntag, 19.30 Uhr) im Idealfall von 17 auf 11 springen. „Man sieht, mit einer kleinen Serie ist man schon wieder raus, andere rutschen unten rein“, sagte Abwehrchef Lukas Klünter.
Zu den Vereinen, die sich momentan in rasantem Sinkflug Richtung Regionalliga befinden, gehören Aachen (31 Punkte, sechs Spiele ohne Sieg), der SV Sandhausen mit Trainer Kenan Kocak (31, Vorletzter der Rückrundentabelle) und Dortmund II (33, zuletzt nur vier von 18 möglichen Punkten). Andererseits gewinnen der VfL Osnabrück (32) und der nächste Waldhof-Gegner Essen (33) zurzeit fast jedes Spiel.
Der Druck wird nicht weniger, dessen ist sich SVW-Trainer Trares bewusst. „Man muss in den entscheidenden Wochen der Saison ähnlich punkten wie ein Aufstiegskandidat, um den Klassenerhalt zu schaffen“, sagt er. Vielleicht könnten in dieser Saison sogar 45 Punkte, die gemeinhin als Richtschnur für die sichere Rettung in der 3. Liga gelten, zu wenig sein. „Uns muss klar sein, dass es bis zum Ende der Saison knapp wird. Unser Ziel ist, eine Serie zu starten und schnellstmöglich ein bisschen Puffer nach unten zu bekommen“, sagte Klünter.
Gelingt in Essen der erste Auswärtssieg seit Oktober 2024?Um die eigene Serie auszubauen, müsste dem SVW bei formstarken Essenern, die zuletzt viermal nacheinander gewonnen haben, aber der erste Auswärtssieg seit dem 22. Oktober 2024 (1:0 bei Dortmund II) gelingen. „An dem Thema sind wir dran und wollen natürlich auch auswärts mal wieder einen Sieg einfahren“, sagte Trares. Nach den jüngsten Erfolgserlebnissen wäre es dem Waldhof zuzutrauen, die Misere in gegnerischen Stadien zu beheben.
Die Ergebnisse stimmen wieder, Trares hat offensichtlich eine funktionierende Stammelf für den Schlussspurt gefunden. Gegen Aachen nominierte der Trainer zum dritten Mal in Folge die identische Formation. Die Abläufe greifen immer besser. „Das Vertrauen der Spieler untereinander wächst. Man weiß, wie man jemanden anspielen muss. Das war in der Vergangenheit nicht immer so, das tut uns schon gut“, sagte Trares.
Nur Vielspieler Janne Sietan, deutete der Trainer an, könnte in Essen einmal eine Pause bekommen. „Janne läuft viel und hat viele Partien auf einer Position gemacht, die nicht von Haus nicht seine ist“, sagte Trares über seinen Aufsteiger im defensiven Mittelfeld. „Wir werden schauen, wer ist am frischesten und hat die besten Beine, wer ist am besten drauf? Da geht es nicht unbedingt um das Motto ,Never change a winning team.‘“ Für Sietan ins Team rücken könnte Rieckmann, der gegen Aachen und Rostock nach Einwechslungen jeweils ein Tor erzielt hat.
Quelle: Mannheimer Morgen
