Sechs Fragen zur Krise des SV Waldhof
Die Ergebniskrise des SV Waldhof wächst sich zur tabellarischen Krise aus. Die Abstiegsplätze sind nur noch einen Punkt entfernt.
Mannheim.
Der SV Waldhof kommt nicht vom Fleck und die Konkurrenz rückt immer näher. Nach dem jüngsten 0:1 bei Viktoria Köln stecken die Mannheimer nicht nur in einer Ergebniskrise, sondern sind nun ganz dick im Abstiegskampf angekommen. Anbei Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um den Drittligisten.
Wie stellt sich die Situation nach dem Wochenende dar?
Der SV Waldhof bleibt trotz des sechsten Spiels ohne Sieg über dem Strich, aber die Luft wird dünner und dünner. Durch das Stuttgarter Unentschieden bei 1860 München (1:1) schmolz der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz auf einen Punkt. Für alle die, die es optimistisch sehen wollen: Der SVW hat immerhin schon einen Zähler mehr als nach zwei Spielen in der Hinrunde. Dennoch ist klar: Die Lage ist prekär.
Ist der Ernst der Lage schon überall angekommen?
„Die Situation ist nicht gut, aber sie ist noch nicht dazu geeignet, den Kopf in den Sand zu stecken“, sagt Mittelfeldspieler Janne Sietan mit Blick auf die spielerischen Vorstellungen – doch der Druck steigt zusehends. Diesen Druck auszublenden oder von der Mannschaft zu nehmen, ist für Trainer Bernhard Trares keine Option. „Wir können nicht immer alles wegnehmen. Die Spieler wollen ja schließlich selbst alle 3. Liga spielen. Vielleicht müssen wir da sogar noch einen Zahn zulegen, sonst würde es ja reichen. Das werden wir auch klar ansprechen“, sagt der Coach vor dem heiklen Heimspiel gegen den SC Verl am Samstag.
Wurde der SVW beim 0:1 in Köln wieder verschaukelt?
Der dem 0:1 vorausgegangene Elfmeterpfiff gegen Lukas Klünter war hart, aber vertretbar. Das sah Klünter als Betroffener naturgemäß anders („der Kontakt verändert die Szene nicht“), hatte aber durchaus Recht mit seiner Einschätzung, dass ähnliche Szenen nicht mit dem selben Maßstab gemessen wurden. „Da stimmt dann das Verhältnis nicht“, meinte der Abwehrspieler. Für die Szene Niklas May gegen Nicklas Shipnoski (52.) hatte diese Einschätzung keine Gültigkeit, wohl aber für die Szene May gegen Julian Rieckmann (89.). Hier gab es einen Kontakt, der wie gegen Klünter auch einen Elfmeterpfiff gerechtfertigt hätte. „Wir werden Woche für Woche betrogen“, meinte Klünter nach der Partie, Trainer Bernhard Trares nahm es mit Fatalismus: „Was willst du da noch sagen?“
Spielt Neuzugang Arianit Ferati zu gut für den Rest?
Einmal 20 Minuten, einmal eine halbe Stunde – Rückkehrer Arianit Ferati deutete trotz langer Wettkampfpause an, dass er ein absoluter Zugewinn für den SVW werden kann. Teilweise scheinen seine neuen Mitspieler aber auch von seinen Pässen überrascht zu werden. Ferati scheint im Kopf weiter, als manch einer auf dem Platz. Für Trainer Trares eine fruchtlose Diskussion. „Da musst du dich nicht einstellen, das gehört zu einem guten Spieler dazu. Das lasse ich nicht gelten. Das hilft uns ja auch, weil nur Ari so einen Ball spielen kann, der da hinten durchgeht“, spielte Trares etwa auf die Situation an, als gleich zwei Waldhöfer die Kugel am zweiten Pfosten verpassten (85.). „Da muss man irgendwie den Ball ablenken, damit er ins Tor geht. Das war einfach nicht gut.“
Benötigt der SV Waldhof noch einen Stürmer?
Die Abschlussschwäche der Mannheimer ist nicht mehr von der Hand zu weisen und mit Terrence Boyd ist vor April wohl kaum zu rechnen. Dass Felix Lohkemper und Nachwuchsspieler Kennedy Okpala die Torflaute in vorderster Reihe alleine beenden können, erscheint fraglich. „Wir machen uns immer Gedanken, es wird sicherlich noch etwas passieren“, sagt deshalb Trainer Trares. „Das sollte dann aber schon ein Spieler sein, der ein anderes Format, ein anderes Profil hat, als die, die wir schon haben. Der final in seinen Aktionen ist. Alles, was uns angeboten wurde, ging bislang nicht in diese Richtung“, sagt Trares, der deshalb aber nicht in Aktionismus verfallen will.
Und wer muss dafür den Kader verlassen?
Sollte noch ein Angreifer zum SVW stoßen, müssen die Mannheimer ihren Kader zugleich verkleinern. Schließlich ist künftig wieder mit Kapitän Marcel Seegert zu rechnen und auch Terrence Boyd kehrt perspektivisch im Frühjahr zurück. Nach Informationen dieser Redaktion soll Youngster Arlind Rexhepi Spielpraxis in der Regionalliga sammeln. „Die jungen Spieler sollen sich ja weiterentwickeln“, bestätigt Sportchef Anthony Loviso mit Blick auf Rexhepis Vertrag bis 2026. Nach dem gescheiterten Transfer Richtung Polen ist wie Torwart Lucien Hawryluk auch Minos Gouras weiter auf Vereinssuche. Martin Kobylanski (in Köln schon nicht mehr im Kader) spielt künftig wohl ebenfalls keine große Rolle mehr. Adrian Fein könnte als nächster aus dem Kern-Team rutschen.
(Quelle Mannheimer Morgen)