Presse 24.12.2024

SV Waldhof Mannheim
Was sich in der Rückrunde bei den Buwe ändern soll
Sportchef Loviso im großen RNZ-Interview über Ziele, Transferaktivitäten, Fans, Spielsystem, Trainingslager und Schiedsrichter.
23.12.2024 UPDATE: 23.12.2024 19:00 Uhr 4 Minuten, 12 Sekunden
Anthony Loviso fordert vor allem auswärts eine deutliche Leistungssteigerung. Foto: imago
Interview
INTERVIEW
Anthony Loviso
Sportchef des SV Waldhof
Von Daniel Hund
Mannheim. Drittligist SV Waldhof belegt nach der Hinrunde den 15. Platz. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge beträgt drei Punkte. Die RNZ hat sich mit Sportchef Anthony Loviso, 33, unterhalten.
Anthony Loviso, wie fällt Ihr Hinrunden-Fazit aus?
Mit Licht und Schatten. Wir haben zu wenig Punkte geholt. Der Saisonstart war katastrophal und kompliziert, wenn man alle Aspekte berücksichtigt. Danach haben wir uns gefangen, ehe Mitte November wieder etwas der Faden verloren ging. Mit einer Leistungs- und Ergebnisdelle, die sich bis in den Dezember gezogen hat.
In den letzten drei Spielen ging es auf Augenhöhe gegen Topteams. Es sprang aber nur ein Punkt heraus …
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SV Waldhof: Starke Buwe müssen sich mit einem 1:1 gegen Bielefeld begnügen
SV Waldhof Mannheim: Warum (noch) kein Grund zur Panik besteht
Da hatten wir mehr verdient. Die Mannschaft hat in diesen Spielen ihr Potenzial abgerufen. Sie hat das gezeigt, was sie in der Rückrunde konstanter zeigen muss. Unser großes Problem ist die Effizienz vor dem Tor. In der Defensive haben wir uns im Gegensatz zu den Vorjahren klar stabilisiert. Wir stellen aktuell die sechstbeste Abwehr der Liga und wollen das in der Rückrunde bestätigen.
Nach dem ernüchternden 0:2 gegen den VfB Stuttgart II gab es eine Systemumstellung. Aus einem 4-3-3 wurde ein 4-4-2 mit Raute. Das zahlt sich aus.
Das sehe ich auch so. Denn auch, wenn unser Mittelfeld oft kritisiert wird, haben wir dort eine gute Ballsicherheit. Das tut der Mannschaft gut, weil es jetzt nicht mehr so wild hin und her geht.
War die Pleite gegen Stuttgart eine Art Wachrüttler?
Definitiv. Dort waren wir vor der Pause nicht gut genug. Hätten wir diese Partie gewonnen, hätten wir einen großen Sprung machen können. Das war bitter. Im Nachhinein vielleicht aber auch wichtig, weil wir daraus gute Schlüsse gezogen haben.
Vor der Saison wurde der siebte Platz als Ziel ausgegeben. Ist er das noch?
Wir müssen auf jeden Fall deutlich mehr punkten als in der Hinrunde. Wenn wir die Konstanz reinbringen, werden wir die Punkte auch holen. Dann kommt vielleicht auch das Matchglück dazu. Dennoch müssen wir uns an die eigene Nase fassen – das wissen die Jungs. Auf einen Tabellenplatz legen wir uns jetzt nicht fest.
Das Lazarett ist groß. Kommt die Pause gerade recht?
Unter dem Aspekt ja. Es ist wichtig, dass sich die Jungs jetzt mal wirklich erholen können. Aber den spielerischen Lauf hätten wir natürlich gerne weiter mitgenommen.
Anfang Januar geht es ins Trainingslager in die Türkei. Werden dann alle verletzten Spieler dabei sein?
Das ist der Plan. Wir wollen noch mehr zusammenrücken. Bei Terrence Boyd, der mit einem Mittelfußbruch ausfällt, müssen wir sehen, was für ihn das Beste ist. Möglicherweise wäre es für ihn hier in der Reha besser, weil sich mehr Leute um ihn kümmern können.
Felix Lohkemper ist wieder fit, wird aber nicht mit in die Türkei reisen, weil er wohl zu diesem Zeitpunkt Vater wird.
Wir hätten ihn gerne dabei, aber er wird Papa, das ist ein wunderschönes Erlebnis. Ich habe selbst zwei Kinder. Wenn er hier bleiben sollte, werden wir Personal abstellen, das täglich mit ihm arbeitet. Er ist für uns eine sehr wichtige Personalie.
Wie sieht die Prognose bei Boyd aus, wann erwartet man ihn zurück?
Das wird man abwarten müssen. Eine seriöse Prognose kann man zu so einem frühen Zeitpunkt nicht abgeben.
Sie schauen nach einem Ersatz. Leicht wird das nicht, nach RNZ-Infos schaut die halbe Liga nach Angreifern …
Natürlich schauen wir. Es geht darum, was wirtschaftlich machbar ist und wer wie reinpassen würde. Wir haben Ideen und ein paar Optionen, aber man muss schauen, was umsetzbar ist und was uns wirklich auch weiterhilft.
Läuft die Suche nur nach Strafraum-Stürmern, oder kann es auch ein anderer Angreifer-Typ sein?
Da sind wir nicht festgelegt. Wir haben in den letzten Spielen auch mit anderen Typen vorne gespielt. Sie haben es sehr ordentlich gemacht.
Hat ein Zehner die höchste Priorität?
Ja, das ist definitiv eine Priorität. Die Gespräche mit Kandidaten für die Offensive laufen auf Hochtouren. Wir werden sehen, ob wir etwas umsetzen können bzw. etwas umsetzen wollen. Denn zuletzt hat sich die Mannschaft gut präsentiert.
Mit Martin Kobylanski hat man einen Zehner im Kader, der schon bewiesen hat, dass er ein Spiel lenken kann. Das bislang aber nicht zeigt.
Wir haben uns von ihm mehr erhofft, aber wir schreiben ihn nicht ab. Er hat seine Klasse und kann dem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Wir sollten aber nicht über einzelne Spieler diskutieren, es geht um das Teamgefüge, das macht in der 3. Liga am Ende den Unterschied.
Es bietet sich immer auch die Möglichkeit, Spieler auszuleihen ...
Sicherlich. Mit Henning Matriciani oder Manuel Braun haben wir das schon gemacht. Im Winter ist das für einen Verein, der nicht die Möglichkeiten hat wie andere, sogar eine gute Alternative. Es geht darum, dass der Spieler dir sofort weiterhelfen soll. Was im Winter schwierig ist, weil du in der Regel nur Fußballer bekommst, die kaum gespielt haben.
Themenwechsel: Der Waldhof und die Schiedsrichter, das passt nicht zusammen. Es hagelt Fehlentscheidungen. Ist das Pech, oder schon mehr?
Ich will dieses Thema in so einer Analyse definitiv nicht unter den Tisch fallen lassen, aber auch nicht als Ausrede für die tabellarische Situation benutzen. In so einer ausgeglichenen Liga sind es Kleinigkeiten, die über das Ergebnis entscheiden. Vor allem in den letzten vier Spielen waren wir wirklich nicht vom Glück verfolgt im Bezug auf Schiedsrichterentscheidungen. Grundsätzlich muss man sich zukünftig definitiv über die Möglichkeit eines Videobeweises in der 3. Liga unterhalten. Aber wir tun gut daran, bei unseren eigenen Hausaufgaben zu bleiben, effizienter vor dem Tor zu werden, dann muss man sich im Nachhinein auch nicht über strittige Diskussionen unterhalten.
Mit welchen Wünschen geht Anthony Loviso in die Rückrunde?
Ganz klar: mehr Torgefahr und die dazugehörige Effizienz. Und da sind alle gefragt. Unsere Innenverteidiger haben bislang kein Tor gemacht. Unsere defensiven Mittelfeldspieler sammelten hingegen ordentlich Scorerpunkte. Wir hatten in den letzten drei Spielen an die 20 Chancen, haben aber nur zweimal getroffen. Solch knappe Spiele wie gegen Cottbus oder Dresden sollten wir in der Rückrunde nicht mehr verlieren. Schön wäre es, wenn wir mal wirklich zwei, drei Partien am Stück mit der gleichen Elf machen könnten – und nicht immer etwas dazwischen kommt. So ist es schwer, sich einzuspielen.
Unter Bernhard Trares wurde man zuhause wieder zu einem Topteam. Welchen Anteil haben die Fans daran?
Einen riesigen. Sie haben uns super unterstützt. Ich denke, dass sie auch honoriert haben, dass wir in den Heimspielen mittlerweile wieder alles reinhauen und erfolgreich sind. Das Cottbus-Spiel klammere ich mal aus, wobei wir auch da gut gespielt haben. Auswärts muss von uns aber mehr kommen. Das ist nicht nur ein Wunsch. Das ist ein absolutes Muss.
Was sich in der Rückrunde bei den Buwe ändern soll
Sportchef Loviso im großen RNZ-Interview über Ziele, Transferaktivitäten, Fans, Spielsystem, Trainingslager und Schiedsrichter.
23.12.2024 UPDATE: 23.12.2024 19:00 Uhr 4 Minuten, 12 Sekunden
Anthony Loviso fordert vor allem auswärts eine deutliche Leistungssteigerung. Foto: imago
Interview
INTERVIEW
Anthony Loviso
Sportchef des SV Waldhof
Von Daniel Hund
Mannheim. Drittligist SV Waldhof belegt nach der Hinrunde den 15. Platz. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge beträgt drei Punkte. Die RNZ hat sich mit Sportchef Anthony Loviso, 33, unterhalten.
Anthony Loviso, wie fällt Ihr Hinrunden-Fazit aus?
Mit Licht und Schatten. Wir haben zu wenig Punkte geholt. Der Saisonstart war katastrophal und kompliziert, wenn man alle Aspekte berücksichtigt. Danach haben wir uns gefangen, ehe Mitte November wieder etwas der Faden verloren ging. Mit einer Leistungs- und Ergebnisdelle, die sich bis in den Dezember gezogen hat.
In den letzten drei Spielen ging es auf Augenhöhe gegen Topteams. Es sprang aber nur ein Punkt heraus …
Auch interessant
SV Waldhof: Starke Buwe müssen sich mit einem 1:1 gegen Bielefeld begnügen
SV Waldhof Mannheim: Warum (noch) kein Grund zur Panik besteht
Da hatten wir mehr verdient. Die Mannschaft hat in diesen Spielen ihr Potenzial abgerufen. Sie hat das gezeigt, was sie in der Rückrunde konstanter zeigen muss. Unser großes Problem ist die Effizienz vor dem Tor. In der Defensive haben wir uns im Gegensatz zu den Vorjahren klar stabilisiert. Wir stellen aktuell die sechstbeste Abwehr der Liga und wollen das in der Rückrunde bestätigen.
Nach dem ernüchternden 0:2 gegen den VfB Stuttgart II gab es eine Systemumstellung. Aus einem 4-3-3 wurde ein 4-4-2 mit Raute. Das zahlt sich aus.
Das sehe ich auch so. Denn auch, wenn unser Mittelfeld oft kritisiert wird, haben wir dort eine gute Ballsicherheit. Das tut der Mannschaft gut, weil es jetzt nicht mehr so wild hin und her geht.
War die Pleite gegen Stuttgart eine Art Wachrüttler?
Definitiv. Dort waren wir vor der Pause nicht gut genug. Hätten wir diese Partie gewonnen, hätten wir einen großen Sprung machen können. Das war bitter. Im Nachhinein vielleicht aber auch wichtig, weil wir daraus gute Schlüsse gezogen haben.
Vor der Saison wurde der siebte Platz als Ziel ausgegeben. Ist er das noch?
Wir müssen auf jeden Fall deutlich mehr punkten als in der Hinrunde. Wenn wir die Konstanz reinbringen, werden wir die Punkte auch holen. Dann kommt vielleicht auch das Matchglück dazu. Dennoch müssen wir uns an die eigene Nase fassen – das wissen die Jungs. Auf einen Tabellenplatz legen wir uns jetzt nicht fest.
Das Lazarett ist groß. Kommt die Pause gerade recht?
Unter dem Aspekt ja. Es ist wichtig, dass sich die Jungs jetzt mal wirklich erholen können. Aber den spielerischen Lauf hätten wir natürlich gerne weiter mitgenommen.
Anfang Januar geht es ins Trainingslager in die Türkei. Werden dann alle verletzten Spieler dabei sein?
Das ist der Plan. Wir wollen noch mehr zusammenrücken. Bei Terrence Boyd, der mit einem Mittelfußbruch ausfällt, müssen wir sehen, was für ihn das Beste ist. Möglicherweise wäre es für ihn hier in der Reha besser, weil sich mehr Leute um ihn kümmern können.
Felix Lohkemper ist wieder fit, wird aber nicht mit in die Türkei reisen, weil er wohl zu diesem Zeitpunkt Vater wird.
Wir hätten ihn gerne dabei, aber er wird Papa, das ist ein wunderschönes Erlebnis. Ich habe selbst zwei Kinder. Wenn er hier bleiben sollte, werden wir Personal abstellen, das täglich mit ihm arbeitet. Er ist für uns eine sehr wichtige Personalie.
Wie sieht die Prognose bei Boyd aus, wann erwartet man ihn zurück?
Das wird man abwarten müssen. Eine seriöse Prognose kann man zu so einem frühen Zeitpunkt nicht abgeben.
Sie schauen nach einem Ersatz. Leicht wird das nicht, nach RNZ-Infos schaut die halbe Liga nach Angreifern …
Natürlich schauen wir. Es geht darum, was wirtschaftlich machbar ist und wer wie reinpassen würde. Wir haben Ideen und ein paar Optionen, aber man muss schauen, was umsetzbar ist und was uns wirklich auch weiterhilft.
Läuft die Suche nur nach Strafraum-Stürmern, oder kann es auch ein anderer Angreifer-Typ sein?
Da sind wir nicht festgelegt. Wir haben in den letzten Spielen auch mit anderen Typen vorne gespielt. Sie haben es sehr ordentlich gemacht.
Hat ein Zehner die höchste Priorität?
Ja, das ist definitiv eine Priorität. Die Gespräche mit Kandidaten für die Offensive laufen auf Hochtouren. Wir werden sehen, ob wir etwas umsetzen können bzw. etwas umsetzen wollen. Denn zuletzt hat sich die Mannschaft gut präsentiert.
Mit Martin Kobylanski hat man einen Zehner im Kader, der schon bewiesen hat, dass er ein Spiel lenken kann. Das bislang aber nicht zeigt.
Wir haben uns von ihm mehr erhofft, aber wir schreiben ihn nicht ab. Er hat seine Klasse und kann dem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Wir sollten aber nicht über einzelne Spieler diskutieren, es geht um das Teamgefüge, das macht in der 3. Liga am Ende den Unterschied.
Es bietet sich immer auch die Möglichkeit, Spieler auszuleihen ...
Sicherlich. Mit Henning Matriciani oder Manuel Braun haben wir das schon gemacht. Im Winter ist das für einen Verein, der nicht die Möglichkeiten hat wie andere, sogar eine gute Alternative. Es geht darum, dass der Spieler dir sofort weiterhelfen soll. Was im Winter schwierig ist, weil du in der Regel nur Fußballer bekommst, die kaum gespielt haben.
Themenwechsel: Der Waldhof und die Schiedsrichter, das passt nicht zusammen. Es hagelt Fehlentscheidungen. Ist das Pech, oder schon mehr?
Ich will dieses Thema in so einer Analyse definitiv nicht unter den Tisch fallen lassen, aber auch nicht als Ausrede für die tabellarische Situation benutzen. In so einer ausgeglichenen Liga sind es Kleinigkeiten, die über das Ergebnis entscheiden. Vor allem in den letzten vier Spielen waren wir wirklich nicht vom Glück verfolgt im Bezug auf Schiedsrichterentscheidungen. Grundsätzlich muss man sich zukünftig definitiv über die Möglichkeit eines Videobeweises in der 3. Liga unterhalten. Aber wir tun gut daran, bei unseren eigenen Hausaufgaben zu bleiben, effizienter vor dem Tor zu werden, dann muss man sich im Nachhinein auch nicht über strittige Diskussionen unterhalten.
Mit welchen Wünschen geht Anthony Loviso in die Rückrunde?
Ganz klar: mehr Torgefahr und die dazugehörige Effizienz. Und da sind alle gefragt. Unsere Innenverteidiger haben bislang kein Tor gemacht. Unsere defensiven Mittelfeldspieler sammelten hingegen ordentlich Scorerpunkte. Wir hatten in den letzten drei Spielen an die 20 Chancen, haben aber nur zweimal getroffen. Solch knappe Spiele wie gegen Cottbus oder Dresden sollten wir in der Rückrunde nicht mehr verlieren. Schön wäre es, wenn wir mal wirklich zwei, drei Partien am Stück mit der gleichen Elf machen könnten – und nicht immer etwas dazwischen kommt. So ist es schwer, sich einzuspielen.
Unter Bernhard Trares wurde man zuhause wieder zu einem Topteam. Welchen Anteil haben die Fans daran?
Einen riesigen. Sie haben uns super unterstützt. Ich denke, dass sie auch honoriert haben, dass wir in den Heimspielen mittlerweile wieder alles reinhauen und erfolgreich sind. Das Cottbus-Spiel klammere ich mal aus, wobei wir auch da gut gespielt haben. Auswärts muss von uns aber mehr kommen. Das ist nicht nur ein Wunsch. Das ist ein absolutes Muss.