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Vor dem nächsten Anlauf
Die Situation beim SV Waldhof bleibt angespannt. Im letzten Spiel des Jahres müssen die Mannheimer nun unbedingt punkten
Mannheim. Drei Kerzen, drei Spiele, null Punkte – in der Adventszeit gibt es für den SV Waldhof derzeit wenig zu feiern. Auch der jüngste Rückschlag beim 1:2 in Dresden hinterließ entsprechende Spuren im Gemüt der Mannheimer, die den Blick in der Tabelle der 3. Liga weiter nach unten richten müssen. Anbei die Antworten auf die drängendsten Fragen rund um die Blau-Schwarzen.
Hat sich die Tabellensituation für den SVW weiter verschlechtert?
Nein, mit Blick auf die Abstiegsplätze konnten die direkten Verfolger VfB Stuttgart II (0:3 gegen Borussia Dortmund II) und Hannover 96 II (1:2 gegen Viktoria Köln) kein Kapital aus der SVW-Niederlage in Dresden schlagen. Vor dem letzten Spieltag des Jahres am Sonntag (13.30 Uhr, Carl-Benz-Stadion) gegen Arminia Bielefeld haben die Mannheimer weiterhin zwei Punkte Vorsprung vor dem ersten Abstiegsplatz.
Ist der Ernst der Lage dennoch bei allen angekommen?
Davon ist auszugehen. „Wir müssen punkten, der Druck steigt“, ließ Sportchef Anthony Loviso nach dem 1:2 in Dresden keine Zweifel an der aktuellen Lage und auch Trainer Bernhard Trares gibt sich keinen Illusionen hin. „Auch als wir eine gute Phase hatten, habe ich nie gesagt, dass es um etwas anderes als den Klassenerhalt geht“, sagte der 59-Jährige, der den SVW Mitte September als Letzter übernommen hatte.
Wo hat der SVW zuletzt wichtige Zähler liegen gelassen?
„Unter dem Strich musst du aus den vergangenen zwei Spielen vier Punkte holen, die fehlen uns jetzt in der Rechnung, sonst wäre das alles relativ safe gewesen“, sagt Trares nach der Partie in Dresden. Die 0:2-Niederlage beim VfB II spielt für den Fußball-Lehrer in dieser Betrachtung dabei offenbar keine Rolle, da der Waldhof dort aufgrund seines blutleeren Auftretens nicht für etwas Zählbares in Frage kam. Zuletzt war gegen die Spitzenteams Cottbus (0:1) und Dresden (1:2) dagegen eine klare Leistungssteigerung zu erkennen, wobei die Partie gegen Aufsteiger Energie wegen der mangelhaften Chancenverwertung verloren ging und in Dresden neben der verschlafenen Startphase auch ein wenig das Spielglück fehlte. „Ein Remis wäre super gerecht gewesen“, sagte Trares und lag damit wohl nicht verkehrt. „Wir waren am Drücker. Hier muss mindestens ein Punkt drin sein“, ergänzte Torschütze Sascha Voelcke nach der Niederlage bei Dynamo.
Gut gespielt, aber keine Punkte – knabbert das an der Pysche
Der Frust war am Freitagabend fast mit Händen zu greifen. Marcel Seegert graute es vor einer langen, „ekligen Rückfahrt“ und beschrieb eine „zermürbende Situation“. „Wir müssen punkten, das wird langsam etwas elendig, darüber zu reden.“ Voelcke sprach von einer „riesigen Enttäuschung“ in der ganzen Mannschaft.
Dass der Aufwärtstrend auf dem Platz derzeit ohne Lohn bleibt, wirkt fast etwas paradox und arbeitet tatsächlich in den SVW-Profis. Ob der Waldhof davon einen Knacks bekommt, wird auch die abschließende Partie gegen Bielefeld zeigen, Sportchef Loviso sieht dafür noch keine Anzeichen. „Wir haben gegen Cottbus und in Dresden ordentliche Spiele gemacht. Wenn wir gegen beide keine Chance gehabt hätten, hätte ich mir schon mehr Sorgen gemacht. Die Mannschaft hat eine gute Stabilität“, meint der 33-Jährige.
Spielte der SVW in Dresden wie ein Absteiger?
Die Startphase, die im 0:1 mündete (10.), ließ Schlimmes befürchten, doch im Anschluss und vor allem im zweiten Durchgang war der Waldhof auf Augenhöhe mit dem Aufstiegsanwärter. Samuel Abifade bewies, dass er auch vom Start weg eine Bereicherung sein kann, den grippegeschwächten Terrence Boyd ersetzten er und Nicklas Shipnoski ganz achtbar, während Julian Rieckmann dahinter im Mittelfeld viele Bälle eroberte. Ein noch besseres Pressing scheiterte daran, dass oft die Abstände zu groß waren und einigen Spielern die entsprechende Spritzigkeit fehlte. Lücken offenbarte der SVW zudem auf der linken Seite, über die beide Toren fielen.
Was ist im abschließenden Spiel gegen Bielefeld zu erwarten?
Die Arminia musste nach der Pokal-Sensation gegen den Bundesligisten SC Freiburg zuletzt zwei Rückschläge verdauen. Im Spitzenspiel bei Dynamo Dresden setzte es für die Ostwestfalen ein klares 0:3 und am Samstag kam Bielefeld im eigenen Stadion nicht über ein 3:3 gegen die abstiegsgefährdete SpVgg Unterhaching hinaus. Sechs Gegentore in zwei Spielen dürften ebenfalls nicht gerade für Sicherheit sorgen.
Der Waldhof will sich dagegen im letzten Heimspiel 2024 endlich für seinen spielerischen Aufwärtstrend belohnen. „Wir wissen, dass wir guten Fußball spielen können und genauso gehen wir in das nächste Spiel“, sagt Außenverteidiger Voelcke und Kapitän Seegert will trotz der jüngsten Erfahrungen noch einmal alles investieren. „Uns bleibt der Glaube daran, dass wir eine gute Mannschaft sind“, sieht auch das SVW-Urgestein gegen Bielefeld alle Chancen.