Bernd Beetz bleibt Präsident – und der SV Waldhof finanziell von ihm abhängig
Bernd Beetz bleibt in den kommenden drei Jahren Präsident des SV Waldhof Mannheim. Bei der Jahreshauptversammlung am Mittwochabend erhielt er bei 209 anwesenden Wahlberechtigten rund 70 Prozent der Stimmen.
Damit geht der Mäzen mit einem ähnlichen Rückenwind in seine dritte Amtszeit wie bei den vorherigen Wahlen. Die SV Waldhof Spielbetriebs GmbH schloss die Saison 2023/24 mit einem Defizit in Höhe von rund 577.000 Euro ab – eine Verbesserung um rund 400.000 Euro.
Laut Geschäftsführerin Jennifer Schäfer standen bei der GmbH Einnahmen in Höhe von fast 13,6 Millionen Euro Ausgaben von 14,2 Millionen Euro gegenüber. Damit erhöhte sich der Etat im Vergleich zur Vorsaison um eine Millionen Euro. Für die Drittliga-Mannschaft gab die GmbH insgesamt 5,7 Millionen Euro und damit rund 150.000 Euro weniger aus als noch in der Saison 2022/23. Das lag vor allem daran, dass der damalige Sportliche Leiter, Tim Schork, vor der vergangenen Saison bevorzugt junge Spieler verpflichtet hatte. Die heutigen Leistungsträger Terrence Boyd, Lukas Klünter und Martin Kobylanski waren erst nach der katastrophalen Hinrunde verpflichtet worden, wodurch sich die geringeren Ausgaben für die Lizenzmannschaft erklären lassen.
Mäzen gleicht Defizit aus
Präsident Bernd Beetz sprach von einem wirtschaftlich „drastischen strukturellen Defizit“ der Spielbetriebs GmbH: „Das müssen wir lösen.“ Seit acht Jahren gleiche er dieses aus – teilweise mit bis zu fünf Millionen Euro pro Jahr. „Wir brauchen Strukturen, die den Verein zukunftssicher absichern“, sagte er. In der Diskussion sind, wie mehrfach berichtet, eine Sanierung des Carl-Benz-Stadions, aber auch ein Stadionneubau neben dem Mannheimer Flughafen auf dem sogenannten P 20. Sein weiteres Engagement beim Waldhof hatte Beetz schon vor wenigen Wochen bei einem Fantalk mit der Stadionfrage verbunden. „Ich hoffe, dass sich jetzt etwas bei der Stadt tut“, sagte Beetz am Mittwochabend.
Dass der Verein nicht auf Rosen gebettet und extrem von den Zuwendungen der Familie Beetz abhängig ist, verdeutlichen drei Zahlen: Die Einnahmen aus dem Sponsoring beliefen sich auf fast 2,8 Millionen Euro (kleines Plus zur Vorsaison), die Einnahmen aus den Ticketverkäufen auf etwas mehr als 2,4 Millionen Euro (kleines Minus zur Vorsaison). Dem stehen stolze 4,6 Millionen Euro an „Sonstigen Erträgen“ aufgrund von aufgelösten Rückstellungen und Geldern von Beetz gegenüber. Allein der letzte Posten stieg im Vergleich zur Vorsaison um etwas mehr als 1,9 Millionen Euro.
Nachwuchsleistungszentrum soll her
Aufgrund des Ausstiegs von „Anpfiff ins Leben“ vor zwei Jahren bei der Nachwuchsförderung hätte der Verein die Jugendarbeit neu aufstellen müssen. Beetz betonte, dass er unbedingt ein Leistungsnachwuchszentrum für die Fußballer, die „Buwe-Fabrik“, haben möchte. Hierdurch, so betonte auch Kai Herdling, Leiter der Nachwuchsabteilung beim Waldhof, könnten perspektivisch auch Einnahmen durch Spielerverkäufe für den Verein generiert werden. Das Nachwuchsleistungszentrum sei demnach eine Investition in die Zukunft des Vereins – auch weil hierdurch noch besser ausgebildete Talente in die erste Mannschaft aufrücken könnten. Herdling blickte auf die große Zeit des Waldhofs Anfang der 1980er-Jahre zurück, als die Buwe „tolle Jugendspieler hervorgebracht hat, die den deutschen Fußball geprägt haben“. Er wolle ein solches Kapitel für den Waldhof „neu und modern und mit unserer Art und Weise schreiben“.
Vor allem aufgrund nicht planmäßiger Sanierungsarbeiten am Trainingsgelände beendete der Verein die Saison 2023/24 mit einem Minus von mehr als 200.000 Euro und damit um fast 100.000 Euro schlechter als in der Saison zuvor. Der Aufsichtsratsvorsitzende, Stefan Fulst-Blei, betonte angesichts dieser Zahlen, dass der Verein derzeit von seiner Substanz lebe. Daher mahnte er eine Kostendisziplin an. Gut sei es da, dass es aktuell keine Verbindlichkeiten gebe, die kurzfristig zurückgezahlt werden müssten. Auch Fulst-Blei betonte die Wichtigkeit der Lösung der Stadionfrage für den Verein.
Neuer Vizepräsident
Aus dem Präsidium schieden derweil am Mittwochabend Vizepräsident Horst Seyfferle aus gesundheitlichen Gründen sowie Matthias Findeisen aus. Für sie wurden Bastian Geiser (Finanzen) und Bernd Helfmann (Mitglieder) ins Präsidium gewählt. Im Präsidium verbleiben neben Beetz auch Birgit Loewer-Hirsch (Schule und Integration) und Tobias Schmidt als neuer Vizepräsident.
Seyfferle verabschiedete sich mit emotionalen Worten von den Mitgliedern, die ihm stehende Ovationen entgegenbrachten: „Ihr seid es, der den Verein zu dem macht, was er ist“, sagte er. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Lizenzmannschaft schon von der Mitgliederversammlung verabschiedet, schließlich steht für sie am Samstag (16.30 Uhr) das nächste Spiel, dann beim VfB Stuttgart II, an.
(Christian Gerards - Die Rheinpfalz)