Die Ultras der Buwe setzten vor dem Spiel ein gigantisches Statement.
Es begann am Sonntag mit einem Augenschmaus, einer Mega-Choreografie der Ultras Mannheim zu Ehren der Aufstiegsmannschaft von 1983, die einmal mehr für Gänsehaut im Carl-Benz-Stadion sorgten – und endete mit einem weiteren Rückschlag: Der SV Waldhof kam im Kellerduell gegen den MSV Duisburg nicht über ein 0:0 hinaus. Zu wenig, viel zu wenig. Dass es dennoch ein bisschen heller im Drittliga-Keller für die Blau-Schwarzen wurde, lag am VfB Lübeck. Der Aufsteiger verlor am Samstag mit 2:3 gegen Unterhaching. Dadurch kletterte der Waldhof zunächst auf einen Nichtabstiegsplatz.
Und wenn wir schon mal bei den positiven Dingen sind, eine klitzekleine Sache gibt es da doch noch: Das torlose Unentschieden war das erste Spiel ohne Liga-Gegentor seit Mitte April 2023, damals erlegte man Rot-Weiß Essen auswärts mit 3:0.
Genug "gefreut": 14 Spiele, 13 Zähler, so punkten Absteiger. Die Buwe stehen mit dem Rücken zur Wand.
Die Vorzeichen waren eigentlich gut. Angespannt, aber optimistisch strömten die meisten der rund 8000 Fans ins Stadion. Gemeinsam wollte man den Bock umstoßen. Kämpfen und Siegen. Außerdem stirbt auch beim Waldhof die Hoffnung zuletzt: Ein Königreich für einen Dreier, nach dem so sehnlichst gewünschten Befreiungsschlag im Drittliga-Keller. Doch spätestens als eine Stunde vor Spielbeginn die Aufstellungen verteilt und im Internet hochgeladen wurden, gab’s den ersten Dämpfer: Ausgerechnet Tim Sechelmann, ausgerechnet der noch stabilste Defensivmann der Buwe, fehlte komplett auf dem Spielberichtsbogen. Die RNZ hakte nach: Der 24-Jährige ist verletzt, was der SVW schon seit Freitag wusste und sich darauf einstellen konnte.
Zum Spiel: Der Anfang war nicht gut. Ohne Biss, ängstlich und teilweise auch orientierungslos war’s, was der SVW aufs Rasenrechteck brachte. Das erste offensive Lebenszeichen der Blau-Schwarzen gab es in der 21. Minute – und was für eins: Nach einem Eckball von Berkan Taz kam Julian Rieckmann an den Ball, knallte ihn aus fünf Metern an den Pfosten. Der musste doch einfach rein – zum Haare raufen!
Stichwort Ecken. Taz hatte hier am Sonntag das Kommando. Eine gute Entscheidung von Trainer Rüdiger Rehm. Jeder Taz-Standard in der ersten Halbzeit brachte Gefahr. Geschickt zwirbelte der Ex-Dortmunder die Bälle in den Strafraum. Eine weitere dicke Chance hatte Pascal Sohm auf dem Schlappen: Kurz vor der Pause stürmte er auf den Kasten zu. Aber der Winkel war zu spitz, was den Schuss für Gäste-Keeper Vincent Müller zu einer leichten Beute machte.
Auf der Tribüne saßen übrigens einige bekannte Personen mit Waldhof-Vergangenheit. Drei Meter neben der RNZ schaute Ex-Co-Trainer Benjamin Sachs zu, der sich immer wieder Notizen in einem Block machte. Auch der ehemalige Cheftrainer Kenan Kocak fieberte mit. Nach der Pause bekam die "Prominenz" nicht mehr viel zu sehen. Es war eine Partie zum Abgewöhnen. Teilweise ein heilloses Durcheinander, das sich nur noch zwischen den Strafräumen abspielte.
Und wie geht’s weiter? Es wäre nicht das erste Mal, dass nach ausbleibendem Erfolg der Trainer, der stets das schwächste Glied ist, seinen Hut nehmen muss. Aber ist Rehm der alleinige Sündenbock? Sicher nicht. Da sitzen auch andere mit im Boot: Sportdirektor Tim Schork und auch Geschäftsführer Markus Kompp, der im Hintergrund mit die Fäden zieht.
Unmittelbar nach Spielschluss saßen Kompp, Präsident Bernd Beetz und sein Sohn, Aufsichtsratsboss Christian Beetz, oben in der Geschäftsstelle – die RNZ hat ein Foto dieser Szene auf seiner Homepage hochgeladen. Der erste Gedanke dabei: Das Trio könnte zu einem Krisengespräch zusammen gekommen sein und über die Zukunft von Trainer Rehm und vielleicht auch Schork diskutieren. War aber wohl falsch gedacht, denn kurz darauf betrat auch Bürgermeister Christian Specht den Raum, was von Treppenaufgang der Nord-Tribüne perfekt zu beobachten war. Demnach dürfte es wohl eher um das Thema Stadion gegangen sein.
Begonnen hatte der Sonntag mit einer denkwürdigen Aktion der Fanszene: In einer Nacht- und Nebelaktion wurde der Eingang zur Geschäftsstelle am CBS zu gemauert. Unbekannte zogen eine Mauer hoch und verzierten sie mit dem Schriftzug "Der Kompp muss weg". Eine originelle Idee, bei der kein Schaden entstand, da die Mauer vor dem Eingangsbereich errichtet wurde. Wieder eingerissen wurde sie zwischen 7 und 8 Uhr. Eine Art Bagger kam zum Einsatz.
Im Stadion setzten sich die Proteste gegen Markus Kompp, der die Partie vom VIP-Turm aus verfolgte, fort. Immer wieder wurden auf der Otto-Siffling-Tribüne Spruchbänder ausgerollt – eine Auflistung findet sich unter rnz.de. Wer nun meint, dass wegen all den Protesten die Unterstützung der Mannschaft litt, der täuscht sich: Die organisierte Fanszene war 90 Minuten im Vollgas-Modus. Nach Feiern war ihnen nach Spielende aber auch nicht zumute.
Als die Mannschaft vor die OST stiefelte, schallten ihnen zwei bekannte Sprechgesänge entgegen, die durcheinander gebrüllt wurden. Ein Teil stimmte "Wir wollen euch kämpfen sehen", der andere "Wir sind Mannheimer und ihr nicht ein" an.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung
