Nach 1:3 dürfte Abstiegskampf eröffnet sein
Die Lage spitzt sich zu: Schwache Mannheimer verlieren das Flutlichtspiel am Freitagabend. Sportdirektor Tim Schork wirkt ratlos.
Was ein Trauerspiel. Spätestens seit Freitagabend dürfte der Abstiegskampf in der Dritten Liga für den SV Waldhof eröffnet sein. Nicht nur, dass man Borussia Dortmund II mit 1:3 (1:2) unterlag, nein, vor allem die Art und Weise, mit der man sich fast über das komplette Spiel präsentierte, erschreckte. So harmlos, so orientierungslos.
Angespannt sahen sie aus, die Buwe, als sie um kurz nach 17 Uhr auf den Platz stiefelten. Es war eine erste Stippvisite, vertraut machen mit dem durchnässten Rasen, auf dem sie am Freitag viel vorhatten. Oder besser: viel vorhaben mussten. Siegen – egal wie – das war der Plan. Was auch sonst, nach zwölf Punkten aus elf Spielen.
SVW-Fans aus dem näheren Umfeld der RNZ wollten gar eine gewisse Endspiel-Stimmung vor dem Flutlicht-Duell ausgemacht haben. Was am 12. von 38. Spieltagen natürlich ein Tick zu viel Drama war. Und dennoch: Eine Extraportion Nervenkitzel war nach zuletzt drei Spielen, in denen nur ein Punkt hängen geblieben ist, nicht wegzudiskutieren.
Vor den Augen von Ex-Trainer Bernhard Trares und seinem ehemaligen Co-Trainer Benjamin Sachs, die direkt vor der RNZ saßen, lief der SVW verändert auf: Trainer Rüdiger Rehm baute hinten um, switchte von einer Dreier- auf eine Viererkette um. Julian Riedel und Malte Karbstein spielten im Zentrum, Laurent Jans und Tim Sechelmann auf den Flügeln. Und Kapitän Marcel Seegert? "Cello" saß nur auf der Bank. Genau wie Bentley Baxter Bahn, der noch nicht bei hundert Prozent war und von Julian Rieckmann und Per Lockl vertreten wurde. Ganz vorne sollte es eine Doppelspitze mit Jesaja Herrmann und Pascal Sohm richten.
Los ging‘s mit einem Schock: Keine Minute war gespielt, da klingelte es bereits im Mannheimer Kasten. Julian Hettwer legte den Ball an Torwart Jan-Christoph Bartels vorbei zum 0:1 in die Maschen. Weitere gute Chancen folgten. Neben dem "Tag der Inklusion" schien auch der "Tag der offenen Waldhof-Tür" zu sein. Und so kam es, wie es kommen musste: Falko Michel durfte aus 25 Metern unbedrängt abziehen und trifft zum 0:2 (14.).
Das Waldhof-Problem: Zweikämpfe wurden überhaupt nicht geführt, immer wieder brannte es lichterloh um den Sechzehner. Man war fast schon geneigt den Abgesang anzustimmen, doch plötzlich – wie aus dem Nichts – der Anschlusstreffer: Kelvin Arase legt im Strafraum quer, Karbstein macht sich ganz lang, trifft im Ausfallschritt zum 1:2 (27.).
So ging es auch in die Pause. Pfiffe gab’s keine. "Kämpfen Waldhof, kämpfen", hallte es von der OST. Das taten sie mittlerweile auch, wackelten hinten aber nach wie vor. Dortmund lauerte nur noch auf Konter. Es war ein Spiel mit dem Feuer. So wie in der 31. Minute, als erneut Hettwer Maß nahm und den Ball an den Pfosten knallte.
Wer nach dem Wechsel nun auf ein blau-schwarzes Offensiv-Feuerwerk gehofft hatte, wurde enttäuscht. Nach vorne fehlten die Ideen. Ein Königreich für einen Plan. Und Dortmund? Das konterte – und hätte sich fast belohnt. Nur ein Monster-Reflex von Bartels verhinderte nach einem Schuss von Ole Pohlmann das 1:3 (58.). Schwimmen war jetzt angesagt, zittern mit dem Waldhof. Julian Riedel und Co. bettelten förmlich um die Vorentscheidung. Zuhause schaltet man als Fan, der mit Herzblut dabei ist, da den Fernseher ab oder zertrümmert die Fernbedienung.
Ja, es war wirklich so schlimm. Der kleine BVB erspielte sich eine Chance nach der anderen. Der Lohn: In der 69. Minute packte der nächste Dortmunder einen vorgezogenen Sonntagsschuss aus: Pohlmann knallte die Kugel halb hoch an den Innenpfosten, von wo sie dann über die Linie rauschte.
Sportdirektor Tim Schork nach der Partie: "Seit dem Regensburg-Spielläuft es nicht mehr. Davor haben wir auch nicht geglänzt, aber es war Leben drin in der Truppe. Die Verunsicherung ist groß. Wenig Automatismen, keine Überzeugung in den Aktionen."
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung