"Bei jedem persönlich entschuldigen"
Fans schimpfen nach Waldhof-Pleite in Regensburg
Die Anhänger der Blau-Schwarzen waren nach der 0:2-Niederlage bei bitter enttäuscht.
Der Ton wird rauer. "Normalerweise", grummelte ein Fan des SV Waldhof, als er sich am späten Mittwochabend in Regensburg auf den Weg zum Parkplatz machte, "normalerweise müssen sie sich bei jedem einzelnen Fan persönlich entschuldigen." Auch sein Nebenmann schimpfte: "Ich muss morgen um 6 Uhr wieder bei der Arbeit sein. Danke für nichts!"
Da war die 0:2-Pleite bei Jahn Regensburg gerade eine halbe Stunde alt. Viele der knapp 400 mitgereisten Anhänger befanden sich schon wieder auf der Autobahn. Was sie einte? Ein Mix aus Wut, Frust und Enttäuschung, der sich dann auch in geballter Form in den Sozialen Medien entlud. Manche riefen bereits den Abstiegskampf aus. Andere waren schon einen Schritt weiter, machten bereits Astoria Walldorf oder Balingen als künftige Prüfsteine aus.
Fakt ist, dass es – nichts gegen Walldorf – für solche Horror-Szenarien noch zu früh ist. Unbestritten ist hingegen, dass die Leistung in Regensburg alarmierend war. Gleiches gilt aber auch für den 3:1-Sieg davor gegen den SC Freiburg II. Auch da wurde sich schon über weite Strecken zum Dreier gerumpelt und gestolpert.
Doch Regensburg war nochmals eine Nummer härter. Erschreckend war’s, was sich da im Vorwärtsgang abspielte – oder besser gesagt nicht abspielte. Es hatte fast etwas vom guten alten Kick and Rush. Bälle vorkloppen – allerdings oft ohne Sinn und Verstand. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass ein Kelvin Arase, der vom Scheitel bis zur Sohle gerade mal 1,72 m misst, mehrfach in Kopfball-Duelle gegen baumlange Verteidiger geschickt wurde.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass das Beton anmischen in der eigenen Hälfte möglicherweise wirklich zu einem 0:0 hätte reichen können. Denn auch Regensburg war erschreckend harmlos. Getroffen wurde, weil ein abgefälschter Flankenball von Konrad Faber sich aus einem eigentlich unmöglichen Winkel gegen den Innenpfosten senkte und von dort über die Linie trudelte (41.); und weil die Buwe in der Schlussphase hinten aufmachten. Fabers Glücks-Streich erinnerte schwer an das 0:1 bei 1860 München, das dort die Auftakt-Pleite einleitete.
Wie auch immer, die Niederlage beim Jahn war verdient. Da gab es keine zwei Meinungen. Auch Trainer Rüdiger Rehm redete Klartext: "Wir haben nicht das auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen hatten." Auch die fehlende Gier, die es braucht, um beim Zweitliga-Absteiger zu bestehen, bemängelte er auf der Pressekonferenz. Später hakte der 44-Jährige in einer kleineren Runde nochmals nach, sprach von technischen Fehlern, die schwer zu erklären seien. Und jetzt wird’s bitter, auch davon, dass man dem "aggressiven Spiel von Regensburg fußballerisch und kämpferisch nichts entgegen setzen konnte". Auch selbstkritisch war er: "Wir waren als Mannschaft nicht gut genug und da nehme ich mich auch mit rein."
Weg von Regensburg, hin zu einem offensichtlichen Problem: Was fehlt, ist ein echter Anführer. Ein Chef im Waldhof-Ring, der in zentraler Position knallhart zu schlagen kann, aggressiv voran geht und – ganz wichtig – zu dem die jungen Spieler aufschauen können. Falls jemand einen Marco-Höger-Klon kennen sollte, der aktuell keinen Vertrag besitzt, fit ist und dem Geld nicht so wichtig ist – bitte mal auf der Geschäftsstelle durchklingeln.
Spaß beiseite, am Samstag soll alles es besser werden, dann gastiert ab 14 Uhr mit Viktoria Köln der nächste schwere Gegner im Carl-Benz-Stadion. Mit den Fans im Rücken wurden schon ganz andere Spiele gewonnen.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung