Quelle: Rheinpfalz, Ludwigshafener Rundschau
Das Verteidiger-Dilemma
Fussball: Beim SV Waldhof hat sich die ideale Defensivformation unter Trainer Rüdiger Rehm noch nicht gefunden
Von Michael Wilkening
Mannheim. Der SV Waldhof verspielte gegen den VfB Lübeck eine 2:0-Führung – und hat ein zentrales Problem der vergangenen Saison noch nicht behoben.
Ein Händeschütteln, eine kurze Umarmung, danach verließ Marcel Seegert am Samstag das Gelände des Carl-Benz-Stadions. Der Kapitän des SV Waldhof verabschiedete sich von einem Vereinsmitarbeiter. Der gebürtige Mannheimer ist eigentlich ein kommunikativer Typ, aber am Samstag wollte er nicht sprechen. Seegert lebt für den Verein wie kein anderer im Kader der Mannheimer, aber beim 2:2 gegen den VfB Lübeck durfte er nicht auf dem Platz helfen, sondern nur von der Ersatzbank aus.
Hätten die Waldhöfer nicht eine 2:0-Führung aus der Hand gegeben, hätte der Schiedsrichter beim Ausgleich der Lübecker nicht eine eklatante Fehlentscheidung getroffen, wäre die Personalie Seegert nach dem Schlusspfiff wohl noch intensiver besprochen worden. Trainer Rüdiger Rehm hatte seinen Kapitän im zweiten Match in der Dritten Liga aus der Startelf genommen. „Ich habe gedacht, dass wir mit dieser Innenverteidigung den Gegner besiegen“, begründete Rehm seinen Entschluss, Julian Riedel und Tim Sechelmann in der Innenverteidigung den Vorzug zu geben.
„Beide haben eine sehr gute Trainingsleistung gezeigt“, sagte der Trainer, der deshalb die Innenverteidigung im Vergleich zum 0:2 beim TSV 1860 München komplett neu besetzte, nachdem Malte Karbstein wegen einer Verletzung am Sprunggelenk ohnehin ausgefallen war. An der Wertschätzung für Seegert ließ Rehm keinen Zweifel: „Der Cello ist ein brutal wichtiger Spieler für uns.“ In der Startelf fand er dennoch keinen Platz für ihn. „Ich glaube, dass wir in unserem Kader ein sehr ausgeglichenes Niveau haben. Da muss jeder ans Maximum“, erklärte Rehm.
Im Grunde ist nach dem zweiten Spiel der Drittligasaison kein Seegert-Dilemma, sondern ein Verteidiger-Dilemma offensichtlich geworden. In der Abwehrreihe neigen Trainer zu Kontinuität und dass Rehm in zwei Matches vier verschiedene Innenverteidiger aufstellte, unterstreicht, dass niemand von ihnen sich mit seiner Leistung unersetzlich macht. Zwar entstanden die Gegentreffer aus Standardsituationen und damit nicht durch Fehler der Innenverteidiger. Aber die Personalrochaden des Trainers machen deutlich, dass die ideale Formation noch nicht gefunden ist.