Mehr Tief- als Höhepunkte
So verlief Waldhofs lange Reise durch die Niederungen des Fußballs
Nach 16 Jahren zurück im Profifußball - Trares ist der 15. Trainer in 16 Jahren
Es war nicht immer sportlich erfolgreich, eigentlich immer finanziell schwierig, aber ganz sicher nie langweilig. Die zurückliegenden 16 Jahre beinhalteten für den SV Waldhof mehr Tief- als Höhepunkte, aber den Traditionsklub aus dem Mannheimer Norden zeichnete eine beachtliche Beharrlichkeit aus, die jetzt dazu führte, dass der Klub in die 3. Liga aufsteigt. Seit 2003 gab es aber viele kritische Momente, manchmal musste gar um den Fortbestand des 1907 gegründeten Vereins gebangt werden.
Bernhard Trares ist die Nummer 15 und allein diese Zahl verrät, wie lang und wie beschwerlich der Weg des SV Waldhof heraus aus dem Niemandsland zurück auf die bundesweite Fußballbühne war. Ehe der 53-Jährige im Januar 2018 den Trainerposten bei den Blau-Schwarzen übernahm, versuchten sich 14 Kollegen mit mehr oder weniger Erfolg daran, die Mannheimer zu sportlichen Erfolgen zu führen. Unter ihnen befinden sich Namen wie Massimo Morales oder Slavko Petrovic, die in den ersten Jahren nach dem Absturz in die Oberliga im Sommer mit großen Visionen, aber überschaubarem Erfolg ihren Dienst am Alsenweg verrichteten.
Nach dem Zweitliga-Abstieg und der parallel damit einhergehenden Insolvenz endeten die ersten Versuche der Rückkehr in den bezahlten Fußball abgesehen von der ersten Saison unter Viktor Olscha stets im Herbst der Jahre, als der Rückstand zur Tabellenspitze trotz Investitionen im Sommer immer schon zu groß geworden war.
Unter Präsident Hans-Joachim Bremme, der kurz nach dem Abstieg auf Hans Regelein gefolgt war, versuchte sich zunächst Maurizio Gaudino als Sportdirektor, aber der Ex-Profi schaffte es nicht, das Maximale aus den Möglichkeiten herauszuholen.
In der Regentschaft des kürzlich verstorbenen Bremme fehlte den Blau-Schwarzen eine Aufbruchstimmung, die dessen Nachfolger kurzzeitig entfachte, allerdings wurden die Jahre unter Mario Nöll die wildesten in der jüngeren Vereinsgeschichte. Der Jurist aus Mannheim wurde im Oktober 2007 ins Amt gewählt und nutzte seine privaten Kontakte zu Dietmar Hopp, um Geld für den SVW zu generieren.
Gemeinsam mit "Berater" Rüdiger Lamm, der im Alltagsgeschäft als Manager fungierte und mit viel Geld viele teure Stars an den Alsenweg lockte. Es ging um die Qualifikation der neustrukturierten Regionalliga, was letztlich im Sommer 2008 gelang. Nöll und Lamm waren im Verbund mit Trainer Alexander Conrad verantwortlich dafür, dass die Waldhöfer sportlich nicht noch weiter absackten.
Verantwortlich war Nöll ein knappes halbes Jahr später auch an einem großen Knall rund um den SVW und vielen negativen Schlagzeilen. In einer groß aufgezogenen Pressekonferenz beschuldigte der Waldhof-Präsident Mäzen Hopp des Wortbruches und verlangte mindestens eine Million Euro zusätzlich von dem Förderer der TSG Hoffenheim, der Nöll daraufhin den Gang "zu einem Psychiater" nahelegte. Hopp stellte dem SVW zusätzliche Mittel in Aussicht, um eine Insolvenz zu vermeiden, stellte dafür aber die Bedingung eines Rücktrittes von Nöll. Der stellte sich erst quer, räumte im Januar 2009 aber seinen Posten, um eine Zahlungsunfähigkeit des SVW abzuwenden.
Der angestrebte Aufstieg in die 3. Liga misslang ein paar Monate später und nachdem das Budget stark gekürzt werden musste und der Abstieg ein Jahr später unter Waldhof-Legende Walter Pradt vermieden werden konnte, stürzte den Klub ein Lizenzentzug im Sommer 2010 in die nächste Krise - und in die Oberliga Baden-Württemberg.
Mit der Vereinsikone Günter Sebert als Sportlichem Leiter und Trainer Reiner Hollich gelang schon ein Jahr später unter dem Jubel von mehr als 18.000 Zuschauern durch ein 6:0 gegen den FV Illertissen der Wiederaufstieg. Zwischenzeitlich hatte der Klub in Steffen Künster auch einen neuen Präsidenten gefunden, der in seiner Amtszeit zwar nicht skandalfrei blieb, aber doch für mehr Kontinuität als seine Vorgänger stand.
Künster war noch im Amt, als mit Hilfe der Unternehmer-Vereinigung "Mannheimer Runde" im Sommer 2015 eine Aufbruchstimmung im Klub erzeugt wurde, die unter Trainer Kenan Kocak mit der Meisterschaft in der Regionalliga Südwest endete. Allerdings verloren die Mannheimer in den Aufstiegsplayoffs gegen den Westmeister SF Lotte und kurz danach brach ein offener Konflikt der "Mannheimer Runde" mit den Vereinsverantwortlichen aus, weil die Sponsorenvereinigung mehr und mehr Kontrolle im Klub übernehmen wollte und versuchte, Präsidiumsmitglieder aus dem Amt zu drängen.
Es ging um Geld, um Eitelkeiten sowie um Macht - und endete mit dem Rückzug der Mannheimer Runde und dem Einstieg von Bernd Beetz als Geldgeber für den SV Waldhof. Der Unternehmer stopfte seither die Budgetlücken und ließ sich von zwei weiteren verlorenen Aufstiegsrunden gegen den SV Meppen (2017, unter Trainer Gerd Dais) und den KFC Uerdingen (2018, unter Bernhard Trares) trotz eines Spielabbruchs gegen die Uerdinger nicht von seinem Ziel abbringen, den SVW in die 3. Liga zu führen.
Seit November 2018 ist Beetz nicht nur Mäzen, sondern auch Präsident des SVW, und feierte am Wochenende den lang ersehnten Aufstieg mit den Blau-Schwarzen.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung