Waldhof plant die Dritte Liga
Von Wolf H. Goldschmitt
Im vierten Anlauf will der SV Waldhof Mannheim den ersehnten Sprung aus der Fußball-Regionalliga schaffen. Derweil heißt es: Warten auf das Gerichtsurteil der Zivilkammer.
Es läuft beim SVW: Raffael Korte und Kollegen haben den Aufstieg in die dritte Liga fest im Visier. Foto: Gerold
MANNHEIM - Aller guten Dinge sind vier heißt es in diesem Jahr für den SV Waldhof Mannheim. Dreimal hintereinander bereits hat es der Fußball-Regionalligist vergeigt. Nun endlich winkt der Lohn der ersten Saison ohne Relegationsspiele – und die Chancen für einen Durchmarsch stehen gut. Der Lizenzantrag ist fristgerecht eingereicht, die Elf eilt von Sieg zu Sieg.
Die Ausschreitungen beim Verpassen des Aufstiegs vor einem Jahr, gefolgt von harten Sanktionen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), spielen für Geschäftsführer Markus Kompp deshalb zur Zeit nur eine untergeordnete Rolle. Das jüngste Heimspiel gegen den ungeliebten Konkurrenten Saarbrücken hat bewiesen: Die Mannheimer Ultras auf ihrer Tribüne können trotz Provokationen des gegnerischen Lagers lammfromm sein. Selbst der harte Kern weiß inzwischen, was die Stunde geschlagen hat. Die Regionalliga-Rekordkulisse von über 14 000 Zuschauern gegen die Saarländer belegt, dass Mannheim gerade wegen der langen Abstinenz ein attraktives Pflaster für Profifußball bleibt. Das haben auch die Sponsoren der Metropolregion mitbekommen. Fast wöchentlich kommen neue SVW-Partner hinzu, die am Erfolg der Mannschaft partizipieren und die finanzielle Basis für die höhere Klasse legen wollen.
Die VIP-Räume im Carl-Benz-Stadion platzen schon heute aus allen Nähten. Ein moderner Neubau mit Pressezentrum soll nach der Sommerpause bezugsfertig sein. Auch die Abteilung Merchandising ist dank moderner Präsentation von Fan-Artikeln aus dem jahrelangen Dornröschenschlaf erwacht. Über eine weitere Vermarktung des Namens SV Waldhof beraten Vorstand und Präsident Bernd Beetz noch. Man überlegt unter anderem, ob es eine Möglichkeit gibt, die vor 25 Jahren an den Stuttgarter Autokonzern vergebenen Namensrechte für das Carl-Benz-Stadion in anderer Form noch einmal zu verkaufen. Alle Augen sind jetzt auf das große Ziel gerichtet: dritte Liga. Zurzeit haben die Blau-Schwarzen unter dem 53-jährigen Chefrainer Bernhard Trares und dem Sportlichen Leiter Jochen Kientz acht Punkte Vorsprung auf den nächsten Verfolger. Und es könnten für das junge Team mit einem aktuellen Marktwert von knapp drei Millionen Euro sogar elf Punkte werden, wenn der Rechtsstreit um den Drei-Punkte-Abzug aufgrund des Relegationsdebakels gewonnen wird. Markus Kompp und der Vereinsanwalt zeigen Optimismus: die sechste Zivilkammer des Frankfurter Landgerichts will in ihrem Urteil, das am 20. März fallen soll, vor allem die Verhältnismäßigkeit der Bestrafung endgültig klären.
Das DFB-Sportgericht hatte zwar im September den Punktabzug für Waldhof in zweiter Instanz bestätigt, doch der SV Waldhof wählte den Zivilklageweg. Laut Geschäftsführer liegen beim DFB-Urteil Verfahrensfehler vor. Unter dem Strafantrag des Kontrollausschusses hatte zum Beispiel eine Unterschrift gefehlt. Zudem sei der willkürliche Punktabzug schon „materiellrechtlich“ ein Verstoß gegen die Statuten des Verbandes.
Während die Justizmühlen wie immer langsam mahlen, herrscht in der Kommandozentrale am Alsenweg Hochbetrieb. Unabhängig, ob die gewünschten drei Punkte dazukommen, laufen die Vorbereitungen auf den Sprung in die nächsthöhere Klasse. Wie Kompp gegenüber unserer Zeitung mitteilte, soll die Meisterschaftsfeier für den 28-köpfigen Kader und die treuen Fans auf alle Fälle standesgemäß ausfallen. „Wir haben zwar noch einen weiten Weg, aber die Richtung stimmt“, weiß Kompp. Was neben einem Autokorso durch Mannheim und dem obligatorischen Empfang beim Oberbürgermeister sonst noch geplant ist, will er zum „richtigen Zeitpunkt“ verraten. Das könnte theoretisch schon Ende April sein – falls Justitia den Ball zuspielt.
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