DER ÖSTERREICHER TRAINIERTE DEN SV WALDHOF ZWEI JAHRE LANG IN DER BUNDESLIGA – UND IN DER LEGENDÄREN DARMSTADT-RELEGATION
Was macht … Felix Latzke?
11. Oktober 2018 Autoren: Andi Nowey ,Andi Nowey (wy)
Bundesliga-Saison 1988/89: Waldhof-Trainer Felix Latzke (v.r.), Co-Trainer Günter Sebert, Lizenzspielerchef Richard Wirth.
© Imago/Latzke
MÖNCHENDORF.„Wenn einer keine Lust mehr hatte, ist er einfach nicht mehr gekommen. Damit musste ich leben.“ Keineswegs klingt da Verzweiflung in der Stimme eines Mannes, der als Trainer von Welt auf einmal mit dem SC Mönchendorf einen österreichischen Kreisligisten im Bezirk Mödling zu trainieren hatte. Es ist vielmehr ein Stück weit Gelassenheit, die ihn diesen Job vollkommen frei von Aufregung machen ließ. „Ich habe gewusst, was auf mich zukommt“, schildert Felix Latzke, der als Spieler mit Admira Wien das Double im Nachbarland gewann und 1982 Österreich als Nationaltrainer bei der Weltmeisterschaft in Spanien in die zweite Runde geführt hatte – übrigens immer noch das letzte Mal bis zum heutigen Tag.
Auch zwei Operationen am Sprung- und Kniegelenk haben ihn das Pensum reduzieren lassen, dennoch entschloss er sich, dem Club seines knapp 2500 Einwohner fassenden Heimatortes zu helfen. „Man wohnt hier und kann sich dem nicht ganz verschließen. Letztlich war es für mich kein Problem“, sagt Latzke, der den SC Münchendorf in der 2. Klasse Ost/Mitte vom letzten auf den zweiten Platz geführt hat.
Inzwischen hat er sein einjähriges Intermezzo in der Fußballprovinz beendet und genießt sein Rentnerdasein. „Ich treibe viel Sport, lese viel und verfolge den deutschen Sport“, schildert Latzke seine Freizeitbeschäftigung. „Im Frühjahr habe ich das Spiel des SV Waldhof Mannheim in Saarbrücken im Fernsehen angeschaut.“
Mit Saarbrücken verbindet Latzke auch eine der nervenaufreibendsten Erfahrungen seiner Trainerkarriere. Zwar nicht mit dem 1. FC Saarbrücken, dafür aber mit dem Ludwigsparkstadion, in dem der SV Waldhof im Juni 1988 gegen den SV Darmstadt 98 die wohl denkwürdigste Relegationspartie aller Zeiten bestritt. Auf der Trainerbank der Blau-Schwarzen saß damals Latzke, auf der Gegenseite mit Klaus Schlappner ausgerechnet die Ikone, die die Waldhof-Buben einst in die Bundesliga geführt hatte. „Hätte es damals die Auswärtstorregel gegeben, hätten wir gar nicht in das dritte Spiel gemusst“, blickt Latzke auf das 2:3 in Darmstadt und das 2:1 im Südweststadion zurück.
Nervenaufreibender Krimi
„Hirnlos, die Mannschaft, einfach kein Hirn“, soll Latzke nach Darstellungen von damals nach dem Hinspiel, in dem Waldhof in Darmstadt eine 2:0-Führung aus der Hand gegeben hatte, in den Katakomben vor sich her gebrüllt haben. „Es war sehr nervenaufreibend, dass das entscheidende dritte Spiel erst einige Tage später stattfand“, erinnert sich Latzke, kann aber trotz der 30 Jahre Abstand, die nun dazwischen liegen, den Ablauf des Spiels und des Elfmeterschießens noch lebhaft wiedergeben. „Nach dem Fehlschuss von Martin Trieb waren wir eigentlich schon draußen.“ Dann jedoch hielt Uwe Zimmermann gegen Willi Bernecker und Latzke durfte mit dem Waldhof in sein zweites Bundesliga-Jahr gehen.
Der Österreicher in der Kurpfalz, der Trainer von Welt beim eher familiär geführten Bundesliga-Underdog – konnte das überhaupt gut gehen? „Das Problem war, dass ich zu einem ungünstigen Zeitpunkt kam, als der SV Waldhof mit Fritz Walter, Maurizio Gaudino, Jürgen Kohler, Ronny Borchers und Günter Sebert einige wichtige Spieler verloren hatte“, schildert Latzke und formuliert mit einem Hauch von Bedauern seinen einzigen, aber gravierenden Fehler: „Ich hätte damals auf bessere Verstärkungen drängen müssen.“
Die Folge war augenscheinlich. Der SVW kämpfte unter Latzke dauerhaft gegen den Abstieg – im ersten Jahr bis zum erwähnten dritten Relegationsspiel.
Das Ende der zweiten Saison erlebte Latzke gar nicht mehr mit. Nach einem 1:1 gegen Hannover 96 im November 1989 folgte die Trennung. „Ich muss sagen, dass das alles sehr korrekt und sauber abgelaufen ist und mir die Konsequenz in einer Präsidiumssitzung mitgeteilt wurde.“
An Mannheim und das Umfeld erinnert sich Latzke aber durchaus wohlwollend. „Mit dem Dialekt hatte ich keine Schwierigkeiten, alle Leute waren immer sehr korrekt zu mir“, bescheinigt Latzke, der nach seiner Zeit in Mannheim noch zehn weitere Trainerjobs hatte, die alle jedoch nur von kurzer Dauer waren.
© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 11.10.2018
FELIX LATZKE
Felix Latzke wurde am 1. Februar 1942 in Wien geboren.
Als Spieler lief er die längste Zeit für den SK Admira Wien auf.
1987 nahm Latzke nach Gesprächen mit Richard Wirth den Trainerjob beim SV Waldhof an.
1989 wurde er vor dem 15.Spieltag entlassen. Nach seiner Zeit in Mannheim hatte er noch weitere zehn Engagements als Trainer, die jedoch alle nur von kurzer Dauer waren. wy
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