DER SV WALDHOF MACHT ES SICH MIT UNKONZENTRIERTHEITEN AUF EINEM KAPUTTEN RASEN SELBST SCHWER, DREHT GEGEN DREIEICH ABER AN DEN RICHTIGEN STELLSCHRAUBEN
Fremd auf dem eigenen Platz
09. August 2018Autor: Thorsten Hof (th)
Trainer Bernhard Trares als Rasenpfleger. Der Untergrund war alles andere als regionalligatauglich.
© Binder
MANNHEIM.Gestern nur ein lockeres Auslaufen, heute sogar frei – nach den Strapazen der vergangenen Tage genossen die Spieler des SV Waldhof ihre kleine Auszeit, bevor es am Freitagnachmittag in die Vorbereitung des nächsten Auswärtsspiels beim FSV Frankfurt (Montag, 20.15 Uhr, live in Sport1) geht. Zeit genug, den Kopf frei zu bekommen oder etwas die Gedanken kreisen zu lassen und Fragen nachzugehen, die beispielsweise Maurice Deville nach dem 4:2-Erfolg gegen den SC Hessen Dreieich am Dienstagabend aufwarf. „Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann wir das letzte Mal bei einem Heimspiel eine Führung vorgelegt haben“, wunderte sich der Torschütze zum Endstand (66.) über das ständige Spiel der Blau-Schwarzen mit dem Feuer.
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FOTOSTRECKESV Waldhof besiegt SC Hessen Dreieich
Der SV Waldhof hat das Heimspiel gegen Regionalliga-Neuling SC Hessen Dreieich am Dienstagabend mit 4:2 (1:1) gewonnen.
So katastrophal wie es sich für Deville anfühlte, ist die Heimbilanz zwar gar nicht, da die Mannheimer zuletzt Ende April am 35. Spieltag der vergangenen Saison gegen Schott Mainz (2:0) das Gefühl der eigenen Führung auskosten durften. Aber dass die Wahrnehmung eine andere ist, dürfte vor allem mit der Art und Weise zu tun haben, wie die Gegentore zustande kommen.
Schon gegen Ulm war der Matchplan nach nur zwölf Minuten durch eine etwas amateurhafte Fehlerkette über den Haufen geworfen, Dreieich durfte nun schon nach fünf Minuten jubeln. Und nachdem Jan Just in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs ausgeglichen hatte, dauerte es nach Wiederanpfiff keine 180 Sekunden, bis der Ball erneut im Waldhof-Tor lag. „Das war ein Brett“, beschrieb Neuzugang Timo Kern die zwischenzeitliche Gefühlslage bei den Mannheimern und Deville ergänzte: „Das geht gar nicht. Da müssen wir einfach wacher sein.“
Öffnende Seitenwechsel
Immerhin: Die Moral scheint bei den Waldhöfern intakt zu sein, denn weder von diesen beiden Nackenschlägen, noch von den äußeren Bedingungen auf dem eines Fußballspiels unwürdigen Untergrund ließen sich die SVW-Profis unterkriegen. Der in der zweiten Halbzeit überragende Kern (53.), Dauer-Läufer Dorian Diring (60.) und Deville drehten die Partie, was Dreieichs Trainer Rudi Bommer entsprechend ärgerte. „Wenn du beim Waldhof zwei Mal vorne liegst, musst du das Spiel eigentlich ziehen. Aber wir waren am Ende nicht mehr auf der Höhe und der SVW hat zum Schluss richtig aufgedreht“, meinte die einstige Eintracht-Frankfurt-Ikone.
Dass sich am Ende doch noch alles zum Guten wendete, hatte nicht zuletzt auch damit zu tun, dass der Waldhof schon kurz vor der Pause seine Spielweise radikal umstellte. Zuvor blieben die Versuche, sich Richtung des engagiert pressenden Gegners zu kombinieren, schließlich angesichts der ungenauen Pässe der Blau-Schwarzen oder viel zu oft im Rasen hängen. „Da haben wir uns schon sehr schwergetan“, räumte Torschütze Just ein.
Erst als der Waldhof mit öffnenden Seitenwechseln und langen Bällen in die Spitze agierte, ergaben sich die nötigen Räume. „Manchmal muss man sich eben anpassen und wir haben ja die Spieler dafür“, verwies Angreifer Deville auf den Laufradius seines Kollegen Valmir Sulejmani und seine eigenen Anstrengungen, die am Ende endlich auch belohnt wurden.
„Wir haben es nicht verstanden, uns herauszuspielen“, hatte Trainer Bernhard Trares ebenfalls wenig Freude an der ersten Halbzeit, freute sich allerdings über die „Super-Moral“ seines Teams. Über den Zustand des Rasens kam der Coach aber auch lange nach dem Spiel nicht hinweg.
„Das war ein Schock. Der Platz ist im Eimer“, brachte es der 52-Jährige ebenso deutlich wie direkt auf den Punkt. „Da müssen wir uns in Zukunft Gedanken machen, wie wir im eigenen Stadion auftreten wollen“, denkt der Ex-Profi schon daran, die in der Vorbereitung eingeübten Abläufe den Umständen anzupassen. Denn dass sich das Grün in naher Zukunft erholen wird – davon geht Trares nicht aus: „Das kann bis in den Herbst dauern.“ Besser sieht es da schon in seinem Kader aus: Für die Partie in Frankfurt rechnet der Coach wieder mit Marco Meyerhöfer und Gianluca Korte.
Info: Fotostrecke unter Morgenweb.de/svw
© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 09.08.2018
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