Presse, 06.08.2018

Entwicklung wurde torpediert“
06. August 2018Autor: Thorsten Hof (th)
SVW-Geschäftsführer Markus Kompp im Carl-Benz-Stadion. Dort gibt es weiter Unmut über die Verlegung des Fan-Bereichs.
© Blüthner
MANNHEIM.
Wenn am Dienstagabend (19 Uhr) Regionalliga-Aufsteiger SC Hessen Dreieich beim SV Waldhof zu Gast ist, werden im Mannheimer Carl-Benz-Stadion die Blicke nicht nur Richtung sportliches Geschehen, sondern auch auf die Zuschauerränge gehen. Dort herrschte zum Saisonstart gegen Ulm wegen der Aufhebung der Ost-Tribüne als angestammter Fan-Bereich eine seltsame Stimmung zwischen Unsicherheit und Boykott. Im Gespräch mit diesem Medium nimmt Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp Stellung zur aktuellen Situation und sieht Perspektiven, dass die Fans mittelfristig wieder auf ihre angestammten Plätze zurückkehren können. „Das ist nicht ausgeschlossen“, sagt der 35-Jährige.
Herr Kompp, gibt es gegen Dreieich wieder die angemessene Waldhof-Stimmung, wie man sie aus dem Carl-Benz-Stadion kennt?
Markus Kompp: Zuerst einmal möchte ich mich bei den Zuschauern bedanken, die bereits gegen Ulm versucht haben, die gewohnte Stimmung im Carl-Benz Stadion zu erzeugen. Selbstverständlich würde es uns freuen, wenn wieder alle die Mannschaft positiv unterstützen. Am Ende sollte es um den sportlichen Erfolg, die Unterstützung der Mannschaft und den SVW gehen.
Der Streit entzündet sich an der Aufhebung der Ost- oder Otto-Siffling-Tribüne (OST) als angestammter Fan-Bereich. Wäre es nicht möglich gewesen, den bisherigen Standort mit strengeren Kontrollen und der Aufhebung der Selbstverwaltung zu erhalten?
Kompp: Dies war und ist nicht ausgeschlossen. Hierzu bedarf es jedoch weiterer infrastruktureller Maßnahmen, wie etwa bauliche Umgestaltungen, welche die Sicherheit erhöhen würden. Beispielsweise ist die neue Videotechnik von der Stadt ja schon in Planung.
Die Initiative für diesen Schritt kam vom Club, also der Spielbetriebs-GmbH und dem Hauptverein. Welche Gremien waren denn an diesem Beschluss beteiligt und wurde er einstimmig gefasst?
Kompp: Der Maßnahmenkatalog wurde im Aufsichtsrat der GmbH besprochen und gemeinsam mit dem Präsidium des Vereins verkündet. Zur Verlegung des Fanbereichs gab es natürlich unterschiedliche Meinungen. Die komplette Sperrung der Siffling-Tribüne wurde vereinzelt ebenso gefordert wie der Wunsch, diesen Fanbereich zu erhalten. Als Ergebnis der Diskussion wurde die jetzige Verlegung des Fanbereichs beschlossen.
Viele Kritiker halten die Entscheidung für einen übereilten Schnellschuss , der nun erst einmal zementiert ist, weil das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) diese Maßnahme des Clubs als Auflage angeordnet hat. War damit zu rechnen?
Kompp: Es war wichtig, mit schnellen Maßnahmen ein deutliches Zeichen gegen die Vorkommnisse zu setzen und weiteren Schaden für den SV Waldhof zu minimieren. Mit der Aufnahme unserer Maßnahmen als Auflagen durch den DFB konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht rechnen. Wie in der Verhandlung beim DFB bereits von mir thematisiert, ist es unser Wunsch, diese Auflage aufzuheben und im Dialog mit den Fans die Vorkommnisse aufzuarbeiten, um einen gemeinsamen, zukunftsfähigen Umgang zu finden.
Sehen Sie eine reelle Chance, diese Auflage mittelfristig wieder rückgängig zu machen, wie das Kontrollausschuss-Mitglied Wolfgang Zieher bei der Verhandlung in Frankfurt angedeutet hat?
Kompp: Nach den letzten Wochen und Entscheidungen des DFB fällt es schwer, hier eine Prognose abzugeben. Wir haben jedoch sehr gute Argumente für eine weitere Reduzierung des Urteils und werden alles in unserer Macht Stehende versuchen. Wichtig ist vor allem, den Punktabzug und die meiner Meinung nach hierdurch falsche Sanktionierung zu verhindern. Die weiteren Auflagen und Maßnahmen sollten zudem mittelfristig wieder in unseren Entscheidungsbereich fallen.
Ein harter Kern der Fans trägt das Banner „Otto-Siffling-Tribüne - unverhandelbar“ vor sich her. Aber mit Maximalforderungen werden beide Seiten nicht weiterkommen . . .
Kompp: Die Vergangenheit beim SV Waldhof hat gezeigt, dass wir nur gemeinsam erfolgreich sein können. Ich kann die Forderungen nachvollziehen, bin jedoch der Meinung, dass es vorab einer ernsthaften Aufarbeitung der Vorkommnisse und weiterführender Gespräche bedarf.
Wie betrachten Sie aktuell den Dialog zwischen Fans und Verein? Vor allem die Ultras wollten sich neu aufstellen und mehr Verantwortung übernehmen.
Kompp: Bislang waren es vertrauensvolle und zielführende Gespräche mit den neuen Vertretern der Ultras. Das Vorhaben mehr Verantwortung zu übernehmen, sehe ich sehr positiv. Es wird sich jedoch nach den Vorkommnissen erst im weiterführenden Dialog und dem zukünftigen Handeln zeigen, wie dieses Vorhaben seitens der Ultras mit Leben gefüllt wird.
Die Vorfälle beim Uerdingen-Spiel werden sich bestimmt nicht positiv bei der Sponsoren-Suche ausgewirkt haben. Gibt es hier eine Tendenz und hat das Auswirkungen auf den aktuellen Etat?
Kompp: Die Vorkommnisse haben die Situation im Sponsoring natürlich um ein Vielfaches erschwert und auch direkte Auswirkungen auf die finanzielle Situation. Die mühevoll erarbeitete und sehr positive Entwicklung der letzten Jahre wurde hierdurch torpediert. Der Regionalliga-Etat musste vorerst aber nicht angepasst werden.
Die Berufung gegen das Sportgerichtsurteil wurde inzwischen auch schriftlich eingereicht. Stimmt es, das auch der Kontrollausschuss das Urteil nochmals überprüfen lassen will und bis wann rechnen Sie mit einer Verhandlung vor dem dann maßgebenden DFB-Bundesgericht?
Kompp: Wir haben inzwischen unsere Begründung an den DFB übermittelt und gute Argumente gegen das Urteil in Gänze vorgetragen. Der DFB-Kontrollausschuss hatte bereits vor unserer Berufung seinerseits Berufung eingelegt. Wann die Verhandlung terminiert wird, kann ich aktuell nicht sagen.
© Mannheimer Morgen, Montag, 06.08.2018
https://www.morgenweb.de/mannheimer-mor ... e=whatsapp
06. August 2018Autor: Thorsten Hof (th)
SVW-Geschäftsführer Markus Kompp im Carl-Benz-Stadion. Dort gibt es weiter Unmut über die Verlegung des Fan-Bereichs.
© Blüthner
MANNHEIM.
Wenn am Dienstagabend (19 Uhr) Regionalliga-Aufsteiger SC Hessen Dreieich beim SV Waldhof zu Gast ist, werden im Mannheimer Carl-Benz-Stadion die Blicke nicht nur Richtung sportliches Geschehen, sondern auch auf die Zuschauerränge gehen. Dort herrschte zum Saisonstart gegen Ulm wegen der Aufhebung der Ost-Tribüne als angestammter Fan-Bereich eine seltsame Stimmung zwischen Unsicherheit und Boykott. Im Gespräch mit diesem Medium nimmt Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp Stellung zur aktuellen Situation und sieht Perspektiven, dass die Fans mittelfristig wieder auf ihre angestammten Plätze zurückkehren können. „Das ist nicht ausgeschlossen“, sagt der 35-Jährige.
Herr Kompp, gibt es gegen Dreieich wieder die angemessene Waldhof-Stimmung, wie man sie aus dem Carl-Benz-Stadion kennt?
Markus Kompp: Zuerst einmal möchte ich mich bei den Zuschauern bedanken, die bereits gegen Ulm versucht haben, die gewohnte Stimmung im Carl-Benz Stadion zu erzeugen. Selbstverständlich würde es uns freuen, wenn wieder alle die Mannschaft positiv unterstützen. Am Ende sollte es um den sportlichen Erfolg, die Unterstützung der Mannschaft und den SVW gehen.
Der Streit entzündet sich an der Aufhebung der Ost- oder Otto-Siffling-Tribüne (OST) als angestammter Fan-Bereich. Wäre es nicht möglich gewesen, den bisherigen Standort mit strengeren Kontrollen und der Aufhebung der Selbstverwaltung zu erhalten?
Kompp: Dies war und ist nicht ausgeschlossen. Hierzu bedarf es jedoch weiterer infrastruktureller Maßnahmen, wie etwa bauliche Umgestaltungen, welche die Sicherheit erhöhen würden. Beispielsweise ist die neue Videotechnik von der Stadt ja schon in Planung.
Die Initiative für diesen Schritt kam vom Club, also der Spielbetriebs-GmbH und dem Hauptverein. Welche Gremien waren denn an diesem Beschluss beteiligt und wurde er einstimmig gefasst?
Kompp: Der Maßnahmenkatalog wurde im Aufsichtsrat der GmbH besprochen und gemeinsam mit dem Präsidium des Vereins verkündet. Zur Verlegung des Fanbereichs gab es natürlich unterschiedliche Meinungen. Die komplette Sperrung der Siffling-Tribüne wurde vereinzelt ebenso gefordert wie der Wunsch, diesen Fanbereich zu erhalten. Als Ergebnis der Diskussion wurde die jetzige Verlegung des Fanbereichs beschlossen.
Viele Kritiker halten die Entscheidung für einen übereilten Schnellschuss , der nun erst einmal zementiert ist, weil das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) diese Maßnahme des Clubs als Auflage angeordnet hat. War damit zu rechnen?
Kompp: Es war wichtig, mit schnellen Maßnahmen ein deutliches Zeichen gegen die Vorkommnisse zu setzen und weiteren Schaden für den SV Waldhof zu minimieren. Mit der Aufnahme unserer Maßnahmen als Auflagen durch den DFB konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht rechnen. Wie in der Verhandlung beim DFB bereits von mir thematisiert, ist es unser Wunsch, diese Auflage aufzuheben und im Dialog mit den Fans die Vorkommnisse aufzuarbeiten, um einen gemeinsamen, zukunftsfähigen Umgang zu finden.
Sehen Sie eine reelle Chance, diese Auflage mittelfristig wieder rückgängig zu machen, wie das Kontrollausschuss-Mitglied Wolfgang Zieher bei der Verhandlung in Frankfurt angedeutet hat?
Kompp: Nach den letzten Wochen und Entscheidungen des DFB fällt es schwer, hier eine Prognose abzugeben. Wir haben jedoch sehr gute Argumente für eine weitere Reduzierung des Urteils und werden alles in unserer Macht Stehende versuchen. Wichtig ist vor allem, den Punktabzug und die meiner Meinung nach hierdurch falsche Sanktionierung zu verhindern. Die weiteren Auflagen und Maßnahmen sollten zudem mittelfristig wieder in unseren Entscheidungsbereich fallen.
Ein harter Kern der Fans trägt das Banner „Otto-Siffling-Tribüne - unverhandelbar“ vor sich her. Aber mit Maximalforderungen werden beide Seiten nicht weiterkommen . . .
Kompp: Die Vergangenheit beim SV Waldhof hat gezeigt, dass wir nur gemeinsam erfolgreich sein können. Ich kann die Forderungen nachvollziehen, bin jedoch der Meinung, dass es vorab einer ernsthaften Aufarbeitung der Vorkommnisse und weiterführender Gespräche bedarf.
Wie betrachten Sie aktuell den Dialog zwischen Fans und Verein? Vor allem die Ultras wollten sich neu aufstellen und mehr Verantwortung übernehmen.
Kompp: Bislang waren es vertrauensvolle und zielführende Gespräche mit den neuen Vertretern der Ultras. Das Vorhaben mehr Verantwortung zu übernehmen, sehe ich sehr positiv. Es wird sich jedoch nach den Vorkommnissen erst im weiterführenden Dialog und dem zukünftigen Handeln zeigen, wie dieses Vorhaben seitens der Ultras mit Leben gefüllt wird.
Die Vorfälle beim Uerdingen-Spiel werden sich bestimmt nicht positiv bei der Sponsoren-Suche ausgewirkt haben. Gibt es hier eine Tendenz und hat das Auswirkungen auf den aktuellen Etat?
Kompp: Die Vorkommnisse haben die Situation im Sponsoring natürlich um ein Vielfaches erschwert und auch direkte Auswirkungen auf die finanzielle Situation. Die mühevoll erarbeitete und sehr positive Entwicklung der letzten Jahre wurde hierdurch torpediert. Der Regionalliga-Etat musste vorerst aber nicht angepasst werden.
Die Berufung gegen das Sportgerichtsurteil wurde inzwischen auch schriftlich eingereicht. Stimmt es, das auch der Kontrollausschuss das Urteil nochmals überprüfen lassen will und bis wann rechnen Sie mit einer Verhandlung vor dem dann maßgebenden DFB-Bundesgericht?
Kompp: Wir haben inzwischen unsere Begründung an den DFB übermittelt und gute Argumente gegen das Urteil in Gänze vorgetragen. Der DFB-Kontrollausschuss hatte bereits vor unserer Berufung seinerseits Berufung eingelegt. Wann die Verhandlung terminiert wird, kann ich aktuell nicht sagen.
© Mannheimer Morgen, Montag, 06.08.2018
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