FANS DIE „ULTRAS MANNHEIM“ ARBEITEN MIT GROSSEM EHRGEIZ AN DER CHOREOGRAPHIE FÜR DAS MORGIGE RÜCKSPIEL GEGEN UERDINGE
„Wollen noch einen draufsetzen“
26. Mai 2018Autoren: Andi Nowey , Andi Nowey (wy)
„Beachtlich“ und „beeindruckend“: die Choreografie der „Ultras Mannheim“ beim Aufstiegsspiel SV Waldhof Mannheim gegen SV Meppen im vergangenen Jahr.
© PIX
Sicherlich dürfte den meisten Waldhof-Fans und -Sympathisanten das Relegationsspiel gegen den SV Meppen vor knapp zwölf Monaten noch vor Augen sein. Ein strahlender Frühsommertag, ein proppenvolles Carl-Benz-Stadion, eine knisternde Gänsehautatmosphäre und eine imposante Choreographie, die die Fußball-Arena in das Bildnis einer Mannheimer Stadtsilhouette hüllte.
Mit „beeindruckend“ („Neue Osnabrücker Zeitung“), „schmuck“ („turus.net“) oder „beachtlich“ („liga3-online.de“) beschrieben Medien die Choreographie, das Online-Portal „Faszination Fankurve“ nahm sie gar in die Gruppe der 50 besten Choreographien des Jahres 2017 auf.
Architekt und Bildhauer dieses Kunstwerks waren – wie bei früheren Choreographien – die „Ultras Mannheim“, eine Gruppierung, die gerne polarisiert, da sie nicht immer ganz linientreu zur Gesetzgebung läuft. Die Ultras lassen sich nicht gerne diktieren, sondern folgen geradlinig ihren eigenen Prinzipien und drücken das auch aus, sei es stimmgewaltig auf der Otto-Siffling-Tribüne oder optisch durch Choreographien oder Spruchbänder.
Das Ziel ist dabei immer dasselbe. „Wir wollen die Jungs auf dem Rasen beflügeln. Es ist ein Appell an die Mannschaft, wir wollen sie damit pushen. Wir gehen mit dem Support an unsere Grenzen und wollen erreichen, dass die Mannschaft das über 90 Minuten ebenfalls tut. Neben der Unterstützung möchten wir auch immer den SV Waldhof ehren, der einen wesentlichen Teil unseres Lebens bestimmt“, erklärt ein Vertreter der Ultras, der nicht namentlich genannt werden will.
Neues Kunstwerk
Dies nicht, weil er nicht erkannt werden will, sondern vielmehr, weil er einem Grundsatz folgt, den sich die Gruppierung zur Maxime gemacht hat. „Ich als einzelner möchte mich nicht in den Vordergrund stellen, genau wie wir Ultras nicht im medialen Mittelpunkt stehen wollen. Wir sehen uns als Kollektiv und agieren als solches auch in der Außendarstellung, auch wenn einzelne Mitglieder durch ihre Funktion einen höheren Bekanntheitsgrad inne haben“, betont der 33-Jährige, den man optisch auf den ersten Blick nicht in die von Vorverurteilungen geprägte Ultras-Szene stecken würde. Presse- und Medienanfragen werden daher zumeist abgeblockt.
Auch für das Rückspiel gegen den KFC Uerdingen im Carl-Benz-Stadion soll wieder ein neues Kunstwerk präsentiert werden. Die Ansprüche, die die Ultras dabei an sich selbst richten, sind ehrgeizig und lassen Raum für eine neuerliche Überraschung, die die Zuschauer in der zum Bersten gefüllten Mannheimer Arena zu erwarten haben. „Wir überlegen uns jedes Mal, wie wir nochmal einen draufsetzen können“, schildert der Ultras-Ansprechpartner, der jedoch einen anderen Inhalt als im Vorjahr ankündigt. „Dieses Mal geht es eher um die Symbolik. Wir wollen diejenigen belohnen, die jahrelang durch die Niederungen gegangen sind.“ Das Problem war von Beginn an der Wettlauf gegen die Zeit.
Seit dem 9. Mai sind die Ultras fast täglich mehrere Stunden lang dabei, um die Choreographie zu entwerfen und vorzubereiten. „Mindestens 15 bis 20 Leute waren immer da, in der Spitze waren wir auch 40 und mehr“, verdeutlicht er den immensen Aufwand, der dahintersteckt, um im Stadion ein Bild zu zaubern, das sich am Ende dann nach höchstens fünf Minuten wieder komplett auflöst.
Kosten im unteren fünfstelligen Bereich sind dafür aufzuwenden, ein Betrag, den die Ultras durch Spenden, T-Shirt-Verkäufe oder den eigenen Fan-Stand hinter der Otto-Siffling-Tribüne hereinholen müssen.
Appell an die Kurpfälzer
Dieses für den Verein so wichtige Spiel nutzen die Ultras auch, um eine Botschaft an die Region zu senden. „Wir richten einen Appell an die Mannheimer und die Kurpfälzer: Jeder sollte sich vor Augen führen, was für ein ehrlicher und authentischer Verein in unserer Stadt beheimatet ist. Ein Verein aus dem Arbeitermilieu, mit Ecken und Kanten und der Mentalität, auch nach schweren Rückschlägen und Fehlern aufzustehen“, erklärt der 33-Jährige, dass die Ultras einen großen Beitrag zur Außendarstellung des Vereins leisten.
„Es wäre einfach schön, wenn die Leute auch nach solchen Highlights wiederkommen.“ Für die Ultras eine Selbstverständlichkeit – egal, ob Dritte Liga oder Regionalliga.
Info: Mehr zum Spiel am Sonntag: morgenweb.de/svw
ULTRAS
Die „Ultras Mannheim“ gründeten sichim Jahr 1999.
Die Heimat der Gruppierung ist dieOtto-Siffling-Tribüne.
Bei Spielen mit hohen Zuschaueraufkommen kreieren die Ultras bundesweit beachteteChoreographien. Die Kosten für die Choreo gegen Uerdingen liegen imfünfstelligen Bereich. wy
© Mannheimer Morgen, Samstag, 26.05.2018
https://www.morgenweb.de/mannheimer-mor ... 56348.html