Kevin Conrad - die Rückkehr des Gladiators
Von unserem Redaktionsmitglied
Alexander Müller
Offenbach. Die von den Waldhof-Fans mitgebrachte Fischermütze tauschte Kevin Conrad (Bild) schnell gegen einen Müsli-Riegel. „Der war jetzt auch bitter nötig“, sagte der Abwehrchef des Mannheimer Fußball-Regionalligisten kauend in den Katakomben des Offenbacher Stadions. 1:0 hatte der SVW durch ein spätes Kopfball-Tor von Daniel di Gregorio (88.) beim Erzrivalen OFC gewonnen, 2500 mitgereiste Fans feierten draußen frenetisch den Prestigeerfolg, der für den Waldhof im Kampf um Relegationsplatz zwei ein echter „Big Point“ war.
„Wir haben uns jetzt eine gute Ausgangsposition erarbeitet“, attestierte sogar Waldhof-Trainer Bernhard Trares, der normalerweise äußerst ungern über die Tabellenkonstellation spricht. Mit dem Sieg im direkten Duell zogen die Mannheimer am nun punktgleichen Konkurrenten Offenbach vorbei auf Rang zwei, haben aber noch zwei Partien mehr in der Hinterhand als die Hessen. Auf den Vierten SC Freiburg II hat der SVW vier Punkte Vorsprung. „Die darf man nicht vergessen, die sind auch noch dran“, mahnte Trares.
Reck will nicht aufgeben
Dass der Prestigeerfolg am Bieberer Berg jedoch absolut richtungsweisend war, darüber herrschte im blau-schwarzen Lager Einigkeit. Und dass Rückkehrer Conrad am Derbytriumph einen gewaltigen Anteil hatte, daran gab es keinen Zweifel. Gerade in der Schlussphase, als Offenbach den Druck sukzessive erhöhte, warf sich der Künzelsauer in jeden Kopfball, gefühlt gewann er jeden Zweikampf. „Nicht nur tabellarisch war das ein Sechs-Punkte-Spiel, sondern auch für die Fans und die Stadt war es ein sehr wichtiger Sieg“, meinte Conrad, der beim 2:2 gegen Walldorf vor drei Wochen in einem Luftduell „die Zähne eingeschlagen“ (Trainer Trares) worden waren. Gegen Offenbach kehrte der Innenverteidiger mit einem speziellen Zahnschutz zurück - und schwang sich sofort wieder zum großen Stabilisator in der Waldhof-Defensive auf. „Den kann man nachts um drei wecken, dann geht er zum Kopfball und haut seinen Schädel rein. Der kennt da keine Gnade“, lobte SVW-Torwart Markus Scholz mit einem Grinsen seinen Vordermann. Coach Trares beschrieb den Stellenwert seines Abwehrchefs in leicht martialischen Sätzen: „Kevin ist einer, den kannst du immer in die Schlacht schicken. Er ist einfach ein Gladiator, der vorneweg geht. Dem kannst du ein Bein abschlagen, dann rennt er trotzdem weiter.“
Conrad, im vergangenen Sommer aus Chemnitz an den Alsenweg gewechselt, ist so etwas wie Waldhofs emotionaler Anführer geworden - auch auf ihn wird es in den nun anstehenden entscheidenden Wochen ankommen. „Die Perspektiven sind super, aber die beiden Spiele mehr im Vergleich zu Offenbach haben wir noch nicht gewonnen“, sagte Conrad: „Wir sollten die nächsten Wochen nutzen, um die nötigen Punkte einzusammeln, damit wir in den beiden letzten Spielen gegen Steinbach und Ulm nicht noch unter Druck geraten.“
Offenbachs Trainer Oliver Reck hatte nach der unglücklichen Heimniederlage vor der prächtigen Kulisse von über 13 300 Zuschauern schon eine kleine Kampfansage Richtung Mannheim geschickt. „ Ich habe in meinem Fußballerleben so einiges erlebt, diese Saison ist noch nicht vorbei.“ Auch Kollege Trares wollte von einer Vorentscheidung im Kampf um Platz zwei nichts hören: „Oliver Reck hat zu 100 Prozent recht. Wir haben noch fünf Spiele vor uns, müssen noch einiges tun und konzentriert bleiben.“ (Bild: SVW)
© Mannheimer Morgen, Sonntag, 15.04.2018
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