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1:1 in Osnabrück - ein Mutmacher für den SV Waldhof Mannheim
Beim 1:1 in Osnabrück zeigt der SV Waldhof, wie er im Drittliga-Abstiegskampf bestehen kann und will. Nun steht ein Schlüsselspiel an.
Mannheim. Mehr als eine Stunde nach dem Abpfiff schrieben ein paar Profis des VfL Osnabrück vor dem Stadion an der Bremer Brücke noch Autogramme für die wartenden Fans. Kurz zuvor waren die Fußballer des SV Waldhof an gleicher Stelle in den Bus gestiegen und hatten sich nach dem 1:1 (1:1) bei den Niedersachsen auf den Heimweg gemacht. Ob sich beide Mannschaften in der nächsten Drittliga-Saison wiedersehen werden? Man weiß es nicht. Zwar präsentierten sich die zwei Teams am Sonntag keinesfalls wie zwei künftige Regionalligisten, sie stecken aber trotzdem mitten im Abstiegskampf. Und das liegt auch daran, dass einige Rivalen im Tabellenkeller aktuell ebenfalls punkten.
Rot-Weiss Essen sammelte in den zurückliegenden fünf Partien 13 Zähler ein, die U23 des VfB Stuttgart holte zuletzt sieben Punkte in drei Spielen und bezwang die beiden Spitzenteams Dynamo Dresden und Energie Cottbus. „Es zeigt sich immer mehr, dass in der 3. Liga jeder gegen jeden gewinnen kann. Das müssen wir uns auch vor Augen halten und als Motivation nehmen“, sah SVW-Torwart Jan-Christoph Bartels nach dem Unentschieden beim VfL weniger die Gefahr und mehr die Chance, die sich aus der Gesamtsituation ergibt. Denn in der Tat sind in der ausgeglichenen 3. Liga an jedem Spieltag Punkte drin.
Als Drittletzter haben die Mannheimer (27 Punkte) momentan zwei Zähler Rückstand auf den kriselnden TSV 1860 München (29), dazwischen liegt die U23 des VfB Stuttgart (28). In Reichweite sind ebenfalls die Osnabrücker (29), Essen (30), der SV Sandhausen (31) und Aufsteiger Alemannia Aachen (31), der am Sonntag (13.30 Uhr) ins Carl-Benz-Stadion kommt. Keine Frage: Gegen den Liganeuling ist für den SVW ein Sieg fast schon Pflicht.
Loviso fordert: „Diesen Weg müssen wir weitergehen“
„Wir müssen auf uns schauen“, formulierte Trares einen Satz, der in solchen Situationen gerne gesagt wird. Manch einer mag das als Durchhalteparole abstempeln, doch genau das ist es nicht. Denn in der Tat geht es darum, erst einmal die eigenen Aufgaben zu erledigen und selbst zu punkten. Und was das angeht, darf der couragierte Auftritt in Osnabrück getrost als Mutmacher bezeichnet werden.
„Wir haben uns gut dagegengestemmt. Und diesen Weg müssen wir weitergehen“, forderte Waldhof-Sportchef Anthony Loviso mit Blick auf die in vielerlei Hinsicht gute Leistung. Felix Lohkemper hatte den SVW in Führung gebracht (15.), Lars Kehl glich für die von Ex-Waldhof-Coach Marco Antwerpen trainierten Niedersachsen (39.) noch vor der Pause aus.
Die deutlich größeren Tormöglichkeiten hatten im ersten Durchgang aber die Mannheimer, die allerdings die Belohnung vergaßen. „Auf jeden Fall“ sei das so gewesen, meinte Trares: „Wir waren vor dem Seitenwechsel die bessere Mannschaft und hätten das zweite Tor machen können.“ Stattdessen trafen aber die Osnabrücker, was den SVW-Trainer ärgerte: „Unnötig, da waren wir nicht gallig genug.“ Und der 59-Jährige legte sich fest: „Wenn wir das Tor nicht bekommen, gewinnen wir.“
Diese These lässt sich natürlich nicht widerlegen. Doch in der Tat sah es auch nach dem Seitenwechsel trotz VfL-Überlegenheit nicht nach einem zweiten Treffer für die Niedersachsen aus. „Wir haben den Gegner im Strafraum gar nicht zum Abschluss kommen lassen“, freute sich Trares über eine ebenso disziplinierte wie leidenschaftliche Defensivvorstellung seines Teams. Und so wirkten die Osnabrücker nach der Pause zwar wie eine Horde Boxer, die kämpfen wollten. Aber die Waldhöfer absorbierten wie ein lebendig gewordener Boxsack einfach alle Schläge. Sie zuckten nicht einmal, sondern blieben stabil. Was ohne Zweifel eine optimistisch stimmende Erkenntnis ist, auch wenn die Mannheimer mit dem zweiten Durchgang nicht komplett zufrieden waren.
Denn so gut das Team auch im Kollektiv verteidigte – viel Entlastung gab es nicht mehr. Die Wege zum gegnerischen Tor wurden zu weit und die Umschaltmöglichkeiten schlampig ausgespielt. „Nicht so zufrieden“ sei er mit dem, was nach der Pause passiert sei, sagte Torschütze Lohkemper: „Wir haben uns zu sehr reindrücken lassen. Und wenn wir den Ball hatten, haben wir zu leichte Fehler gemacht.“ Bei aller Kritik habe sein Team aber ein „ordentliches Auswärtsspiel“ gemacht. Wenngleich das Wörtchen „ordentlich“ immer auch beinhaltet, dass es noch besser oder ganz einfach um die Eigenschaft geht, ein Spiel zu gewinnen, das man eigentlich nicht gewinnen darf.
Trares vermisste entsprechend den „Killerinstinkt, um solch ein Spiel für uns zu entscheiden“. Mit dem Punkt konnte der Trainer aber dennoch gut leben. Gegen Aachen geht es nun aber darum, dieses Unentschieden zu veredeln.