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Drei frühere Trainer könnten den SV Waldhof in die Regionalliga stürzen
Im Abstiegskampf der 3. Liga ist eine spannende und kuriose Konstellation entstanden: Gleich drei ehemalige Trainer des SV Waldhof Mannheim arbeiten für direkte Konkurrenten.
21.02.2025
VON:
ALEXANDER MÜLLER
Mannheim.
Das Fußball-Business ist letztlich auch nur eine kleine Blase, in der man immer wieder auf die gleichen Gesichter trifft – nur eben bei einem anderen Verein unter Vertrag. Für den SV Waldhof ist im Abstiegskampf der 3. Liga eine kuriose Konstellation entstanden: Gleich drei ehemalige Trainer arbeiten bei direkten Konkurrenten der Mannheimer, werden aber mit Sicherheit aus sentimentalen Gründen keine Rücksicht nehmen, wenn es in den kommenden Wochen zum Aufeinandertreffen mit dem Ex-Partner auf dem Rasen kommt.
Bei Marco Antwerpen, der am Sonntag (16.30 Uhr) mit dem VfL Osnabrück den Waldhof empfängt, kann man sogar davon ausgehen, dass er noch eine alte Rechnung zu begleichen hat. Die Trennung vom 53-Jährigen, der die Mannheimer in der Vorsaison knapp vor dem Abstieg bewahrt hatte, ging im September 2024 alles andere als harmonisch über die Bühne. „Mir wurden keine Gründe genannt“, beschwerte sich Antwerpen damals im „Kicker“-Interview. Er habe beim SVW keine „verbrannte Erde“ hinterlassen.
Am Alsenweg hieß es hingegen hinter vorgehaltener Hand, neben des sportlichen Fehlstarts (5 Spiele/kein Sieg/letzter Platz) habe es auch gravierende Defizite in der Menschenführung gegeben. Antwerpen habe, wie man Neudeutsch sagt, die „Kabine verloren“. Im Dezember heuerte Antwerpen dann in Osnabrück an und führte die Niedersachsen mit einer überragenden Aufholjagd und 17 von 21 möglichen Punkten blitzartig auf einen Nichtabstiegsplatz.
Die besondere Würze an der Bremer Brücke
Diese Vorgeschichte und die tabellarische Ausgangslage des Abstiegskrachers – Osnabrück liegt nur zwei Punkte vor dem Waldhof – sorgen für die besondere Würze beim brisanten Wiedersehen am Sonntag. „Das Spiel wurde in der Mannschaft schon das eine oder andere Mal thematisiert. Die Mannschaft steht komplett hinter dem Trainer und das werden wir versuchen, auch so zu zeigen“, sagte Osnabrücks Kapitän Dave Gnaase am Dienstag beim Drittliga-Podcast „4zu3“.
Kenan Kocaks Waldhof-Verbundenheit ist geblieben
Viel länger zurück als bei Antwerpen liegt die Zeit, als Kenan Kocak den SVWaldhof mit erfolgreicher Aufbauarbeit aus den Niederungen der Regionalliga bis fast zurück in den Profifußball geführt hat. Zwischen 2013 und dem Scheitern in den Aufstiegsspielen 2016 gegen Lotte trainierte der Ilvesheimer den Traditionsverein, bei dem er selbst noch in der 2.Liga gespielt hatte. Wenn Kocak am Mittwoch, 12. März (19 Uhr), als Coach des SV Sandhausen im Carl-Benz-Stadion spielt, dürften deshalb zwei Herzen in seiner Brust schlagen. „Ich bin immer noch sehr emotional an den Waldhof gebunden, das ist mein Verein“, sagte der Trainer vor rund einem Jahr im Gespräch mit dieser Redaktion und verriet: „Meine Söhne sind Waldhof-Nasen durch und durch.“ Wenn Kocak Mitte März zum ersten Mal als Trainer des Gegners in Mannheim antritt, dürfte der Empfang deshalb freundlich ausfallen. In den 90Minuten auf dem Platz gibt es aber gewiss keine Sentimentalitäten – die kriselnden Sandhäuser braucht ebenfalls weiterhin jeden Punkt, um sich von der bedrohten Zone fernzuhalten.
Glöckner kehrt mit den Münchner Löwen ins Carl-Benz-Stadion zurück
Ein anderer früherer Waldhof-Trainer, der erstmals auf seinen Ex-Verein trifft, heißt Patrick Glöckner. Der Frankfurter übernahm 2020 von Aufstiegstrainer Bernhard Trares, der wiederum im vergangenen Herbst für Antwerpen zurückkehrte, beim SVW. Unter Glöckner spielten die Mannheimer teils begeisternden Fußball – in der zweiten Saison unter dem Ex-Profi fehlten nur drei Punkte zum Relegationsplatz. Doch der Trainer verabschiedete sich ein wenig genervt, von der damals enormen Erwartungshaltung im Umfeld und an der Vereinsspitze. „Ich hoffe, ich habe neben der sportlichen Note auch Werte hinterlassen“, sagte Glöckner im Sommer 2022.
Am 20. Januar übernahm der 48-Jährige im TSV 1860 München nach einer Station bei Hansa Rostock einen anderen großen Traditionsverein – und kehrt mit den Löwen am Wochenende um den 12. April (noch nicht genau terminiert) ins Carl-Benz-Stadion zurück. Auch wenn bis dahin noch ein paar Wochen ins Land ziehen werden: Aktuell liegt 1860 nur drei Punkte vor dem SVW, vieles deutet deshalb auf ein weiteres heißes Duell im Abstiegskampf hin. Glöckner dürfte die vielen bekannten alten Gesichter herzlich grüßen – und dann mit Macht versuchen, die drei Punkte aus Mannheim zu entführen.
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