Blick in die 3. Liga
Nicht nur der SV Waldhof muss zittern
Im Abstiegskampf der 3.Liga sind inzwischen auch Teams angekommen, die sich schon sicher gefühlt haben dürften: Wie etwa der SV Sandhausen.
Von Thorsten Hof und Frederik Schneider
Vergebliche Mühe: Marco Schikora (li.) vom SV Sandhausen versucht in dieser Szene gegen den Dortmunder Antonio Foti an den Ball zu kommen. Der SVS unterlag in Dortmund mit 0:1. © IMAGO/Frank Zeising
Mannheim. Noch bis vor kurzem sah es am Tabellenende der 3. Liga aus, als ob maximal fünf Clubs die vier Absteiger unter sich ausspielen würden – mittendrin mal wieder der SV Waldhof, der in dieser Spielzeit eigentlich eher nach oben schauen wollte. Doch fünf Spieltage nach der Winterpause hat sich das Bild grundlegend gewandelt und die Abstiegszone reicht plötzlich bis zum zehnten Platz. Dort steht Borussia Dortmund II und hat nur sechs Zähler Vorsprung auf den SVW, der trotz der 5:0-Gala gegen Hansa Rostock noch immer auf dem ersten Abstiegsplatz rangiert.
Das hat vor allem damit zu tun, dass nach der Pause Kellerkinder wie Rot-Weiss Essen (zehn von 15 möglichen Punkten) und der VfL Osnabrück (13 von 15) so richtig ins Laufen gekommen sind und dafür andere Clubs auf der Stelle treten. Beispielhaft dafür ist etwa die Entwicklung beim Kurpfälzer Waldhof-Konkurrenten SV Sandhausen, der am Wochenende mit dem 0:1 bei Borussia Dortmund II den nächsten Nackenschlag verdauen musste. Der Trainerwechsel von Sreto Ristic zu Kenan Kocak hat keine wesentliche Wirkung gezeigt und auch beim ehemaligen Waldhof-Coach scheinen die Nerven blank zu liegen. Nach dem Abpfiff in Dortmund handelte sich Kocak eine Rote Karte ein.
Den Reißverschluss seiner Winterjacke bis ans Kinn hochgezogen, stürmte Kocak gemeinsam mit seinen Assistenten Joti Stamatopoulos und Emre Büyükakpinar auf den vierten Offiziellen Kristijan Rajkovski zu. Zu beruhigen war das Trainerteam des SV Sandhausen nach Abpfiff der Partie nicht. Zu früh habe Hauptschiedsrichter Cristian Ballweg ihrer Ansicht nach das Spiel abgepfiffen. Kocak sah aufgrund der Vehemenz, mit der er sich beschwert hatte, die Rote Karte – der Tiefpunkt der bitteren 0:1 (0:1)-Niederlage, bei der die Schwarz-Weißen erst nach dem Seitenwechsel ihr Leistungsniveau abriefen.
Diskussionen um die Länge der Nachspielzeit
Er wisse selbst nicht, warum er sanktioniert wurde, meinte der 44-Jährige und ergänzte: „Da muss man den Schiri fragen. Er hat nach dreieinhalb Minuten in der Nachspielzeit abgepfiffen, obwohl vier Minuten angezeigt waren – selbst das war grenzwertig nach unserem Ermessen. Ich bin selbst gespannt, wieso, weshalb, warum.“ Zur Wahrheit gehörte aber auch: Ballweg pfiff die Partie nach exakt vier Minuten Nachspielzeit ab, was auch durch die Fernsehbilder belegt wird.
Im Mittelpunkt stand in der ersten Halbzeit Torhüter David Richter, der nach seiner glänzenden Leistung beim Sieg gegen Bielefeld erneut zwischen den Pfosten beim SVS stand und direkt wieder gefordert wurde. Seine Vorderleute taten ihm dabei keinen Gefallen. Obwohl die BVB-Reserve zuletzt dreimal in Folge als Verlierer vom Platz gegangen war, dominierten die Gastgeber im Stadion Rote Erde das Geschehen. Gleich bei der ersten Großchance nach 17 Minuten war Richter machtlos. Die Dortmunder spielten die SVS-Defensive schwindelig, ehe Franz Roggow den Ball über die Linie beförderte.
Besser wurde es vonseiten des SVS bis zum Pausenpfiff nicht. Stattdessen waren die Hausherren deutlich näher dran am zweiten Treffer und Sandhausen meist einen Schritt zu langsam. „Es war eine katastrophale erste Hälfte. Ich weiß nicht, wo wir waren und was wir da gespielt haben. Deshalb lagen wir verdient hinten“, meinte Winter-Neuzugang Taylan Duman.
Waldhofs Ex-Trainer Patrick Glöckner hat mit dem TSV 1860 München nur noch drei Punkte Vorsprung auf den SVW, der aktuell den ersten Abstiegsplatz belegt. © Sven Hoppe/dpa
Mit Patrick Glöckner schaut ein weiterer ehemaliger Waldhof-Trainer mit Sorgen Richtung Abstiegszone. Nach dem 2:5 bei Dynamo Dresden am Sonntagabend haben die Münchner Löwen nur noch drei Zähler Vorsprung auf den SVW. Die Klatsche in Dresden war allerdings die erste Niederlage für Glöckner mit seinem neuen Club, bei dem er am Sonntag zum vierten Mal auf der Bank gesessen hatte.
Noch keine Diagnose bei Waldhofs Ferati
Entsprechend gab sich Glöckner nach außen unbeeindruckt von der brenzligen Lage. „Fakt ist: Ich habe noch nie auf andere Mannschaften geschaut“, sagte der Löwen-Coach nach dem Spiel bei „MagentaSport“ und richtete den Blick auf das eigene Team, das am Freitag gegen Arminia Bielefeld den Eindruck wieder zurechtrücken kann. Die Leistung bei den favorisierten Sachsen schönreden wollte der 48-Jährige aber keinesfalls. „Alles in allem haben wir heute viele Dinge gesehen, die wir vermeiden wollen. Wir waren in der Defensive viel zu verspielt und haben den Gegner eingeladen“, fasste Glöckner die überschaubare Leistung zusammen.
Beim SV Waldhof, der den Löwen nach dem 5:0 gegen Hansa Rostock nun wieder im Nacken sitzt, stand am Montag die individuelle Regeneration im Vordergrund. Der am Sprunggelenk verletzte Spielmacher Arianit Ferati wurde dabei nochmals bei der Physio-Abteilung vorstellig. Eine genauere Diagnose gab es am Montag aber zunächst nicht.
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