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Von wegen harmlos: Der SV Waldhof kann auch Offensivspektakel
Beim mitreißenden 5:0-Sieg gegen Rostock sorgt ein Trio im Angriff für Glücksgefühle beim SV Waldhof Mannheim. Aber wie schlimm ist Spielmacher Arianit Ferati verletzt?
Mannheim. Eine Viertelstunde nach dem Abpfiff stand Arianit Ferati am Eingang zu den Katakomben des Carl-Benz-Stadions. Sein lädiertes Sprunggelenk war mit einem dicken, kühlenden Verband versorgt. „Ist schon wieder besser“, rief der Spielmacher des SV Waldhof nach dem 5:0-Befreiungsschlag gegen Hansa Rostock in Richtung der Physios. Dass es den Mannheimer Spielmacher bei einer harten Grätsche von King Manu nicht schlimmer erwischt hat, hoffen alle, die es mit dem SVW halten. Denn Winter-Rückkehrer Ferati hat sich schon in wenigen Wochen quasi unersetzlich gemacht.
„Er ist natürlich ein wichtiger Spieler. Ich würde mir wünschen, dass ihm nichts passiert ist“, sagte Trainer Bernhard Trares über den 27-jährigen Stuttgarter, den er in der 60. Minute auswechseln musste. Ferati konnte nicht mehr auftreten und musste beim Weg vom Platz von zwei Betreuern gestützt werden. Das sah nicht gut aus. Genaueres wird man nach eingehenden Untersuchungen zu Beginn der Woche wissen.
Es wäre enorm bitter für den SVW, wenn das Offensivtrio, das sich gegen Rostock gefunden zu haben schien, sofort wieder gesprengt würde. Ferati als Vorlagengeber und Standardspezialist, Andre Becker als Wandstürmer, Felix Lohkemper als torgefährlicher Typ für die Tiefenläufe – diese Kombination stellte die Rostocker Defensive gerade in der ersten halben Stunde vor fast unlösbare Probleme. Lohkemper erzielte das 1:0 (6.) und leitete das 2:0 ein, das Becker nach einer Hereingabe von Ferati erzielte (12.). Bevor Ferati mit einem Kunstschuss aus 35 Metern ins nach einem Abspielfehler von Torhüter Benjamin Uphoff verwaiste Rostocker Tor traf (25.). So viel Offensivspektakel hat das Carl-Benz-Stadion in dieser Saison noch nicht gesehen.
„Bei Ferati müssen wir dankbar sein, dass wir ihn gekriegt haben“
„Das sind einfach Plusspieler“, sagte Trares zu seinem Angriffsdreieck, das die Debatte über die Mannheimer Torprobleme an einem zeitweise rauschhaften Nachmittag vorerst beendete. „Bei Ferati müssen wir dankbar sein, dass wir ihn gekriegt haben. Wie er die Bälle annimmt, sie spielt, die Übersicht hat“, schwärmte der SVW-Coach.
Lohkemper, der ebenfalls eine überragende Leistung zeigte, habe das Gefühl für den richtigen Raum, in den er starten könne. Ferati wiederum könne mit seinen technischen Fähigkeiten den finalen Ball in die Lücken spielen. Der wuchtige 1,97-Meter-Stürmer Becker bindet Gegenspieler und kann auch in der oberen Etage angespielt werden. „Das passt“, meinte Trares.
Nach einer schweren Knieverletzung, die ihn Ende vergangenen Jahres monatelang außer Gefecht setzte, geht auch Lohkemper als gefühlter Neuzugang durch. Was er der Mannschaft geben kann, demonstrierte er mit einer Gala gegen Rostock. „So ein Sieg muss Selbstvertrauen geben. Man hat in den letzten Wochen schon gemerkt, dass wir ein bisschen an uns selbst zweifeln“, sagte der 30-jährige Kumpel von DFB-Kapitän Joshua Kimmich mit Blick auf die Serie von zuvor acht Spielen ohne Sieg. Das Zusammenspiel mit Becker und Ferati sei vielversprechend gewesen. „Wir müssen fit bleiben, dann kann das gut harmonieren“, meinte Lohkemper.
Lohkemper: „Wir müssen das jetzt jede Woche abrufen“
Trainer Trares setzt auf den Angreifer, der im Sommer von Zweitligist 1. FC Nürnberg kam, wenn es in den nächsten drei Wochen mit Osnabrück, Aachen und Essen gegen drei direkte Konkurrenten im Abstiegskampf geht. „Gerade jetzt, wenn Gegner kommen, die wir schlagen können, ist Felix wichtig“, sagte der Waldhof-Coach. Auch Lohkemper hofft, dass das fußballerische Ausrufezeichen gegen Rostock nur der Anfang gewesen ist. „Wir müssen das jetzt jede Woche abrufen und auch in Osnabrück zeigen. Wir müssen unsere Spiele ziehen, vor allem mit der Art und Weise, die hat mir heute gut gefallen“, sagte der Stürmer aus der Jugend des VfB Stuttgart. Ob Lohkemper in Osnabrück aber wieder zusammen mit Ferati wirbeln darf, das hängt von der Schwere der Blessur ab, die sich der Waldhof-Spielmacher am Samstag zugezogen hat.