Quelle: Die Rheinpfalz am Sonntag
Jubiläumsabend und Debütantenball
Fussball: Dritter Heimsieg in Folge, zehn von 15 möglichen Punkten geholt – ein Trendwende will Waldhof Mannheims Trainer
trotzdem nicht sehen. Beim 3:0 gegen Aue überzeugt ein Neuer, mit dem kaum einer gerechnet hatte. Doch der Coach hält viel von ihm.
Von Christian Gerards
Mannheim. Die Zahl „drei“ hat beim Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim am Freitagabend gleich vierfach eine symbolische Bedeutung gehabt: Mit dem 3:0-Erfolg gegen Erzgebirge Aue, dem dritten Zu-Null-Spiel in dieser Saison, feierten die Kurpfälzer ihren dritten Heimsieg in Folge – und das beim 300. Spiel von Kapitän Marcel Seegert für die Blau-Schwarzen, der von den Anhängern ausgiebig gefeiert wurde.
Und doch war es am Ende der Partie ein Spieler, den keiner zuvor so wirklich auf der Rechnung gehabt haben dürfte, der dem Duell gegen die Sachsen seinen Stempel aufdrückte: Janne Sietan zeigte in seinem Debüt beim stark ersatzgeschwächten Waldhof auf der für ihn durchaus ungewohnten Sechser-Position neben Adrian Fein eine bärenstarke Leistung. Der Zugang vom Regionalligisten SV Babelsberg machte in Sachen Einsatzwille und Zweikampfstärke mächtig Werbung für sich.
„Ich habe das in der Jugend auch gespielt. Daher war das jetzt nicht ganz so artfremd für mich. Ich musste mich aber dennoch erst sortieren und die Abläufe wieder so ein bisschen reinbekommen“, sagte der 22-Jährige. Schon früh hatte er sich nach einem Foul die Gelbe Karte eingefangen, doch für ihn kein Grund weniger aggressiv zu verteidigen: „Ich bin da manchmal ein wenig anfällig, weil ich doch ein robustes zweikampfbetontes Spiel pflege. Aber ich bin trotzdem in den meisten Fällen clever genug, mir dann nicht die Gelb-Rote Karte abzuholen.“
Waldhofs Trainer Bernhard Trares verwies auf die Breite des Kaders, dass nach den Ausfällen von Julian Rieckmann (Sperre) und Rico Benatelli (Hexenschuss) sowie des Schonens vom angeschlagenen Maximilian Thalhammer gegen Aue keine große Baustelle auf den beiden Positionen vor der Abwehr entstand: „Wir sind dankbar dafür“, sagte er.
Sietan sei zweikampfstark und könne auch in der Innenverteidigung spielen: „Ich habe ihn im Training aber auch als Sechser gesehen. Er ist jung, hat gute Beine, kann laufen und bleibt an der Kugel ruhig“, sagte er.
Von einer Trendwende wollte der Trainer nach den Treffern von Terrence Boyd, Kelvin Arase und Kennedy Okpala derweil aber nicht sprechen: „Eine Trendwende gibt es nie. Man muss von Spiel zu Spiel schauen. Jede Partie ist auf Messers Schneide. Wir sind natürlich happy, dass wir jetzt drei Heimspiele gewonnen haben. Das gibt uns Sicherheit und Vertrauen“, sagte Trares. Unter seiner Ägide hat der Waldhof nun zehn von 15 möglichen Punkten eingefahren.
Auch wenn die Null am Ende stand, so war es im zweiten Durchgang ein gutes Stück Arbeit, die der Waldhof verrichten musste – auch wenn sich die Gäste nur zwei gute Chancen erspielten. Daran hatte auch der Jubilar einen entscheidenden Anteil: „Aue war schon dominant, aber wir haben bis auf ein, zwei Aktionen alles gut wegverteidigt. Dann haben wir eiskalt gekontert und die Fehler des Gegners bestraft“, sagte Seegert.
Trotz des Jubiläums wollte er das Spiel angehen wie jedes andere. Daher habe er die gleichen Routinen wie vor jeder Partie durchgezogen: „Ich habe mich natürlich über die Ehrung und die Sprechchöre vor dem Spiel gefreut. Aber am Ende war es ein Spiel, das für uns extrem wichtig war, weil wir die drei Punkte holen wollten.“ Nach dem Sieg könne er die Eindrücke sacken lassen und sie richtig genießen. Doch groß gefeiert wurden Sieg und Jubiläum nicht: Dazu drückt das Spiel bei Borussia Dortmund II (Dienstag, 19 Uhr) zu sehr im Terminkalender.