Buwe-Juwel Okpala sorgt beim 3:1 für Fußball-Märchen
Der 18-Jährige bringt die Blau-Schwarzen auf die Siegerstraße. Die Mannheimer schaffen mit dem dritten Saisonsieg den Sprung ins Mittelfeld.
Rüdiger Rehm riss die Arme in die Höhe und umarmte jeden, der ihm über den Weg lief. Es waren Momente des Glücks, der totalen Erleichterung. Nach einem Sieg, der hart erkämpft war. Das 3:1 (1:1) gegen den SC Freiburg II war keine Gala, eher Kategorie Arbeitssieg.
Ein Mix aus Kampf, Leidenschaft und Wille.
"Wir haben gar nichts zugelassen. Unser 1:0 fällt eigentlich zu einem guten Zeitpunkt. Wir müssen von unseren Schüssen mehr aufs Tor bringen. Letztlich haben die Einwechselspieler den Unterschied gemacht", sagte Fridolin Wagner, der die 1:0-Führung besorgte. Und weiter: "Die drei Punkte waren sehr wichtig, alles ist sehr eng in dieser Liga. Wir müssen schauen, dass wir da irgendwie oben rein rutschen."
SC Freiburg II. Letztes Jahr Vize-Meister, der Schrecken vieler vermeintlicher Favoriten - und jetzt? Abgestürzt. Sieben Spiele, fünf Punkte. Vorletzter. Noch lange nicht da, wo man eigentlich sein will. Doch ganz so überraschend kommt der Stotterstart nicht. Viele gute Fußballer haben sich verabschiedet.
Zur Aufstellung: Überraschend stand Jan-Christoph Bartels, die eigentliche Nummer eins, wieder zwischen den Pfosten. Er profitierte von einer Verletzung von Lucien Hawryluk, der sich im Abschluss-Training einen Finger ausgerenkt hatte. Weniger überraschend: Laurent Jans kehrte nach seiner Sperre in die Startelf zurück, ersetzte Jonas Albenas, den eine Zerrung ausbremste. Der Franzose saß in einem hellblauen Jogginganzug nur ein paar Meter von der RNZ entfernt auf der Tribüne. Im Sturmzentrum machte Jesaja Herrmann diesmal den Sohm. Aus taktischer Sicht machte Trainer Rüdiger Rehm dort weiter, wo er in Saarbrücken aufgehört hatte: Fridolin Wagner, eigentlich im Mittelfeld zuhause, rückte wieder hinten rein, bildete mit Kapitän Marcel Seegert und Tim Sechelmann eine Dreierkette.
Los ging es im Vollgas-Modus: Bereits in der zweiten Minute knallte Jans den Ball von der Strafraumkante aufs Tor. Freiburgs Torhüter Niklas Sauter ließ den Ball abprallen, ehe er ihn kurz vor der Linie doch noch unter Kontrolle brachte. Danach war’s dann allerdings erstmal vorbei mit der Waldhof-Herrlichkeit. Zu wenig ging nach vorne, die Ideen fehlten. Bis zur 33. Minute, da flankte Herrmann von rechts und fand Wagner, der den Ball per Volley-Abnahme im langen Eck versenkte.
Freuen war aber nur kurz. Bereits in der 36. Minute klingelte es auf der anderen Seite – und zwar unter freundlicher Mithilfe der Buwe: Bartels und Sechelmann behindern einander und Hamadi Al Ghaddioui bedankte sich mit dem 1:1. Nach der Pause ließ Rehm dann das Waldhof-Juwel los: Kenny Okpala, 18 Jahre alt, durfte stürmen. Mit ihm war sofort mehr Zug zum Tor da. Es war klar zu spüren, dass die Blau-Schwarzen wollten, unbedingt einen Dreier im Visier hatten. Echte Torchancen blieben aber Mangelware. In der 64. Minute probierte es Seegert mal mit einem Distanzschuss, der tückisch aufsetzte und den Sauter nur prallen lassen konnte.
Und so musste halt ein Fußball-Märchen fürs Happy End herhalten: In der 78. Minute kam Okpala im gegnerischen Strafraum an den Ball, strauchelte, schoss dann aber doch und wie er das tat: Mit Karacho unaufhaltsam flach ins lange Eck. 2:1 Waldhof! Sein erstes Profi-Tor. Und da feiert man natürlich ausgelassen: Im Vollgas-Modus vor der Otto-Siffling-Tribüne. Dort waren sie außer Rand und Band. In Okpala-Ekstase.
Der Rest war zittern und bibbern – bis zur zweiten Minute der Nachspielzeit: Da schnappte sich Jalen Hawkins die Kugel tief in der eigenen Hälfte zündete den Turbo und hämmerte den Ball im Voll-Sprint satt und flach ins rechte Eck. Nun hatte die OST das Kommando, wippte, tanzte und sang das Waldhof-Lied. Das Wochenende konnte kommen.
Waldhof: Bartels – Jans (70. Hawkins), Seegert, Wagner, Sechelmann, Carls (46. Okpala) – Rieckmann, Arase (84. Karbstein), Bahn, Abifade (84. Lockl) – Herrmann (73. Sohm)
Tore: 1:0 Wagner (33.), 1:1 Al Ghaddioui (36.), 2:1 Okpala (78.), 3:1 Hawkins (90. +2)
Schiedsrichter: Weller (Neunkirchen)
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung