Kurpfalz vs. Baden

Hier ist Platz für Themen, die Mannheim und/oder die Kurpfalz betreffen.

Beitragvon FT-Waldhöfer » 12.11.2007, 22:00

Ich war bislang immer nur ab und an mal stiller Leser, das Thema interessiert mich aber so arg, da will ich meinen Senf dazu geben.

Fidi, eine Frage, ich geh mal davon aus, alle Karten bei kartografie.com sind von dir. Was mich wundert ist diese Karte http://www.kartografie.com/angebot/deutschland.html
Dort wird ein fiktives Bundesland "Pfalz" genannt.
Mich wundert der Zuschnitt.
Kurpfalz, Vorderpfalz, Südpfalz und als "Stiefbrüder" das Hinterland, der südliche Teil vom Kreis Bergstraße und vllt. auch die Saarpfalz. Der Landkreis Bad Kreuznach macht für mich auch noch Sinn, kann man zum Hinterland dazuzählen. Rheinhessen macht für mich auch nur der südliche Teil Sinn, also Worms und der Wonnegau. Aber warum im nordwesten soweit nach oben? Das Gebiet war zwar früher teils Kurpfälzisch, aber ansonsten, ne, das sind doch schon Rheinländer.
Was auch interessant ist, der Zuschnitt auf der rechten Rheinseite und damit mach ich warscheinlich ein Fass auf:
Was ist alles definitiv die Kurpfalz?
Wenn ich mir die Karte anschau, ist da ja Sinsheim z.B. dabei. Die warn zwar früher Teil der Kurpfalz, aber es sind mMn schon Badner. Außerdem, auf dem Zweitligadorfplatz wird das Badnerlied gespielt, also mMn eindeutig. Wie kann man die heutige Kurpfalz dann eingrenzen?
Die Städte/früheren Landkreise MA, HD und Viernheim, Lampertheim, ? Oder doch bis Mosbach hinter? Oder noch mehr vom Landkreis Bergstraße?
Hier drüben is es einfacher. Ab da wo Wald ist, ist Hinterland, ab Neustadt südwärts Südpfalz, Rest is Vorderpfalz. Aber Kurpfalz, alles schön und gut, Zusammenghörigkeitsgefühl, aber wo ist genau die Grenze? Die einen werden sagen Sinsheim noch dabei, für die anderen, wie ich ist das schon zu sehr "Ausland".
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Beitragvon woischorle » 12.11.2007, 23:25

@ft-waldhöfer, du mußt auch beachten, das worms eine freie reichsstadt war,
lampertheim gehörte meines wissens nach zum kloster lorsch später bistum mainz, speyer hatte auch länderreien, deshalb auch der flickenteppich.
sinsheim war 100% kurpfalz, bretten auch.
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Beitragvon FT-Waldhöfer » 12.11.2007, 23:35

Sinsheim war kurpfälzisch, klar, aber das waren Orte im Hunsrück auch, also ist das mMn kein Argument, dass man es heutzutage eher zur Kurpfalz als zu Baden zählt.
Lt. Wikipedia gehörte Lampertheim auch mal zur Kurpfalz.
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Beitragvon ma68 » 12.11.2007, 23:41

Da kann ich ja auch noch meinen Senf dazu kleckern... Lampertheim gehörte zum St.Andreasstift in Worms und wurde 1387 hälftig an die Kurpfalz verpachtet.

Generell lässt sich die Kurpfalz nach heutigen Vorstellungen kaum fassen. Auch Ladenburg gehörte hälftig dem Bistum Worms und der Kurpfalz.
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Beitragvon Maker » 12.11.2007, 23:41

Gab auch einige Ländereien in der Kurpfalz die heute zum Landkreis Karlsruhe zählen.

Mein schönes Heimatörtchen Wiesental. Gehörte früher zum Bistum Speyer, welches der Kurpfalz anhing.
Heute haben wir ein KA Nummernschild, ne 07er Vorwahl ABER ne 68er PLZ!
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Beitragvon Andice » 12.11.2007, 23:49

Hi Leute,

interessantes und mal ganz anderes Thema, das man hier nicht erwartet hätte ;-) Aus Badner Sicht muss ich allerdings sagen, dass ich wesentlich mehr Gemeinsamkeiten zwischen dem Landkreis Karlsruhe und dem Rhein-Neckar-Kreis als zwischen rechtsrheinischer und linksrheinischer "Pfalz" sehe. Mit den Bewohnern des flachen Pfälzer Landes westlich des Rheins würde ich jedenfalls nur ungern ein neues Bundesland aufmachen wollen. :o

Gearbeitet hab' ich schon in Karlsruhe und in Mannheim; OK, Mannheim würde ich jederzeit wieder bevorzugen, aber in Karlsruhe war auch vieles gut und ich habe auch viele positive Erfahrungen gemacht.

Dass der Badner an sich hier so negativ gesehen wird, überrascht mich natürlich auch. Gut, dialektmäßig gehört der nördliche Teil des Landkreises Karlsruuh vielleicht sogar eher zur Kurpfalz als zum badischen Kernland um Karlsruhe, aber die Identität seiner Bewohner (und auch vieler aus dem Rhein-Neckar-Kreis) ist doch klar badisch geprägt. Und nicht nur das: Nicht umsonst rekrutiert das "Super-Team aus Baden" nach wie vor einen guten Teil seiner Anhängerschaft auch aus der Region Hockenheim-Walldorf-Wiesloch (liegt vielleicht auch an der guten Autobahn-Anbindung), die das Badnerlied dann auch im Stadion inbrünstig mitsingen. Will damit nur sagen, dass die "Grenzen" zwischen Kurpfalz und Baden praktisch nicht mehr bestehen und ein immer kleiner werdender Kreis diese Fragen diskutiert. Was sie aber natürlich nicht weniger diskussionswürdig macht... :)

Ohnehin stellt sich die Frage, wie Regionen, die historisch (vor der Bildung des Großherzogtums Baden) nichts miteinander zu tun hatten, und die sich auch heute noch z.B. sprachlich um Welten voneinander unterscheiden (z.B. Bodensee - Freiburg - Karlsruhe), ein so ausgeprägtes badisches Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln konnten (kennt ihr noch den Aufkleber "'s gibt badische und unsymbadische"?). Für mich gibt es einen Grund, aber den kennt eigentlich auch schon fast keiner mehr, da dieses Thema auch in den Schulen fast nur nebenbei noch durchgenommen wird:

Der Grund darauf, stolz zu sein auf das Land Baden und seine Geschichte ist für mich weder das Großherzogtum, die "Übernahme" oder Einverleibung oder Dominanz anderer Gebiete oder dergleichen und auch nicht Carl Benz oder Freiherr von Drais, sondern die Tatsache, dass das Land Baden 1849 seinen eigenen Weg ging und die Republik ausrief, die Badische Revolution - individualistisch und mit den richtigen Ansätzen.

@ Fidi: Die Karte der historischen Kurpfalz ist klasse; gut vor allem, dass die ganzen kleinen Ortschaften, die bei größeren Darstellungen nie erkennbar waren, hier sichtbar sind.

Viele Grüße aus dem Norden!
Gibt es einen Gott im Fußball?
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Beitragvon Mark KSC » 13.11.2007, 00:15

@ Andice

Kann Dir da nur 101% zustimmen. Bin in KA aufgewachsen und habe in MA studiert. Die mentalen Unterschiede sind nur latent bemerkbar. Ich hatte immer den Eindruck in Mannheim hat man eine gewisse "Mannheimer Schnauze", die ich aber immer als symphatisch empfunden habe. In Karlsruhe ist man eher verschlafen und fühlt sich gegenüber STUXXGART benachteiligt. Meiner Ansicht nach ist auch die Rivalität im Fussball zwischen Waldhof und dem KSC eher gewollt als historisch gewachsen. Klassische Nachbarschaftsrivalität, aber eigentlich nichts Ernstes.

Bei uns ist der VfBÄH der Erzfeind Nummer eins und das auch völlig zu Recht! Das Fussballspiel ist doch nur das Ventil der (gefühlten) Benachteiligung Karlsruhes gegenüber der Landeshauptstadt (M. Franz: "Es ist wie Krieg"! Nein Herr Franz, ES IST KRIEG!).

Und es soll mir keiner sagen, dass Mannheim von Stuttgart in irgendeiner Form profitiert. Randregion, Arbeiterstadt, rot. Bestimmt nicht Öttingers Metier. Die Metropolregion war das einzig richtige....

Wie gesagt, ich habe mich in beiden Städten wohl gefühlt. :D
Hertha - Karlsruhe - Strasbourg - Pisa

Eine schönere Nord-Süd-Achse kann es kaum geben!
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Beitragvon Fidi » 13.11.2007, 09:54

FT-Waldhöfer hat geschrieben:Ich war bislang immer nur ab und an mal stiller Leser, das Thema interessiert mich aber so arg, da will ich meinen Senf dazu geben.

Fidi, eine Frage, ich geh mal davon aus, alle Karten bei kartografie.com sind von dir. Was mich wundert ist diese Karte http://www.kartografie.com/angebot/deutschland.html
Dort wird ein fiktives Bundesland "Pfalz" genannt.
Mich wundert der Zuschnitt.
Kurpfalz, Vorderpfalz, Südpfalz und als "Stiefbrüder" das Hinterland, der südliche Teil vom Kreis Bergstraße und vllt. auch die Saarpfalz. Der Landkreis Bad Kreuznach macht für mich auch noch Sinn, kann man zum Hinterland dazuzählen. Rheinhessen macht für mich auch nur der südliche Teil Sinn, also Worms und der Wonnegau. Aber warum im nordwesten soweit nach oben? Das Gebiet war zwar früher teils Kurpfälzisch, aber ansonsten, ne, das sind doch schon Rheinländer.
Was auch interessant ist, der Zuschnitt auf der rechten Rheinseite und damit mach ich warscheinlich ein Fass auf:
Was ist alles definitiv die Kurpfalz?
Wenn ich mir die Karte anschau, ist da ja Sinsheim z.B. dabei. Die warn zwar früher Teil der Kurpfalz, aber es sind mMn schon Badner. Außerdem, auf dem Zweitligadorfplatz wird das Badnerlied gespielt, also mMn eindeutig. Wie kann man die heutige Kurpfalz dann eingrenzen?
Die Städte/früheren Landkreise MA, HD und Viernheim, Lampertheim, ? Oder doch bis Mosbach hinter? Oder noch mehr vom Landkreis Bergstraße?
Hier drüben is es einfacher. Ab da wo Wald ist, ist Hinterland, ab Neustadt südwärts Südpfalz, Rest is Vorderpfalz. Aber Kurpfalz, alles schön und gut, Zusammenghörigkeitsgefühl, aber wo ist genau die Grenze? Die einen werden sagen Sinsheim noch dabei, für die anderen, wie ich ist das schon zu sehr "Ausland".



Nun, ich hab mir vor vielen Jahren mal Gedanken einer Neugliederung der Bundesländer gemacht (den Franken hab ich auch die Freiheit geschenkt), das war aber BEVOR ich mich eingehender mit dem Thema beschäftigte. Deshalb sind die Grenzen auch ein bisschen blöd gewählt, geb ich zu.

Es gibt übrigens eines Tourismus-Verband Kurpfalz (www.kurpfalz-tourist.de) da ist übrigens auch ewine Karte von mir zu sehen. hier sind die Grenzen der kurpfalz sehr willkürlich gewählt, eher danach, welche Gemeinden sich subjektiv zur Kurpfalz zählen.

Lampertheim gehörte übrigens lange Zeit zur Kurpfalz ebenso wie Heppenheim, Viernheim, Bensheim (die nicht so lange) und keine dieser Städte bis zum Ende 1803.

Ich denke, dass es heut eher ein subjektives Gefdühl ist, wie man sich sieht, das weder wirtschaftlich, sozial oder sonstwie auswirkungen hat. Die Kurpfalz (oder Pfalz, das Kur bedeutet ja nichts weiter als sowas wie bei Deutschland Bundesrepublik, ist also eine politische Bezeichnung) existiert ja seit 200 Jahren nicht mehr, ein Wunder, das da überhaupt noch ein Bewusstsein dafür da ist. Die heutigen Begriffe "Pfalz" und "Rheinhessen" sind reine Kunstbegriffe, die nach dem Wiener Kongress geschaffen wurden, und die heute niemand mehr hinterfragt.



@Mark ich hab halt in Karlsruhe sehr schlechte Erfahrungen gemacht, und zwar immer wieder. Irgendwann hatte ich die Schnauze voll und zog wieder in heimatlichere Gefilde. Meine Frau ist übrigens Westfälin.

Und als ich ein dickes buch über das Ende der Kurpfalz und das Verhalten der Badener las, bemerkte ich so viele Parallelen, ich wurde richtig wütend bei der Lektüre.

Ich war übrigens früher absoluter KSC-Fan, 2-3 Jahre SVW und KSC gleichermaßen bis zum Spiel 1984 gegeneinander, in das ich neutral reinging, aber mein Herz schlug dann nur noch für Waldhof.
SV Waldhof - unbestechlich, authentisch, unsterblich
http://www.kurpfalz.biz
erstes Spiel: 26.12.76 gegen FK Pirmasens 6:0
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Fidi
 
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