Der Spielverlauf der Partie Saints-Eagles hat mich daran erinnert, dass ich noch einen Bericht von meiner USA-Tour vergessen habe.
In Week 14 sollte es ein Trip ins Raymond James Stadium nach Tampa sein. Schon die Anreise aus Orlando mit Amtrak sollte sich als abenteuerlich erweisen. Zugverkehr ist in den Staaten im Vergleich zu Deutschland nämlich dramatisch unterentwickelt. An der Amtrakstation in Orlando halten am Tag nämlich exakt vier(!

) Züge.
Warten darf man in einem zugigen Gebäude mit zwei Mitarbeitern und einem Snackautomat...
Aber gut, ich bin für schlappe 13 Dollar mit dem Zug von Orlando nach Tampa gekommen, da kann man auch mal so nen Trip einstreuen. Der Hauptbahnhof von Tampa war dann auch unfassbarerweise noch trostloser als der von Orlando, da war echt der Hund begraben.
Weiter zum Hotel ging es dann mit einer Busverbindung der Marke hirntot. Am Wochenende fahren Busse in Tampa einmal pro Stunde, wenn dir der Bus vor der Nase wegfährt, gelitten...
Noch frohen Mutes stieg ich am Hauptbahnhof von Tampa ein, eierte mit dem Bus in Himmelsrichtung Hotel, dann ein geplanter Umstieg und weiter gehts, dachte ich zumindest. Am Umsteigebahnhof fuhr mir nämlich der Bus in Richtung Hotel direkt vor der Nase weg, wie sich nach Studium des Fahrplans erweisen sollte ist dieser Ablauf exakt so geplant, dass heißt man hat mit der Verbindung immer die A-Karte. Fehlt nur noch das der wegfahrende Bus in der hinteren Scheibe ein "Ey Ökospacko, kauf dir halt endlich mal ein Auto"-Banner drangepappt hat.
Naja, gibt ja zum Glück noch Uber und so lud mich ein Uberfahrer mitten in der Pampa, ähh mitten in Tampa in seine Karre ein. Wir hatten dann auch noch einen sehr netten Smalltalk über Football bei dem sich herausstellte das der Fahrer eigentlich Ravensfan ist und überhaupt nicht gut auf die Patriots zu sprechen war. Als ich dann erwähnte das man Brady und Co. doch zumindest für ihre Leistungen respektieren könnte bekam ich ein "I dont respect this Guys, fucking Cheatriots" zu hören

Gameday: Wenn euch jemand erzählen sollte das man im Dezember in Florida gefahrlos Footballspiele angucken kann ohne von Wetterkapriolen gepeinigt zu werden, that´s not true. Am Spieltag gab es in Tampa einen gepflegten Thunderstorm der sich gewaschen hatte. Bis kurz vor Spielbeginn hat es bei heftigen Windböen wie aus Eimern geschüttet. Spaßigerweise ist das Raymond James Stadium komplett unüberdacht und ich sah mich nach der Partie schon mit einer gepflegten Lungenentzündung im Hotel verrecken. Glücklicherweise hatte der Wettergott dann aber doch ein Einsehen und schloss seine Regenschleusen pünktlich zum Kickoff. Leider fiel das Tailgating nahezu komplett den Witterungsverhältnissen zum Opfer, schade. Das Raymond James Stadium wird im Jahre 2021 übrigens Austragungsort des Superbowls sein. Hoffentlich für die dann anwesenden mit besserem Wetter...
Die Partie hatte einige Brisanz zu bieten. Für die Bucs war es die allerletzte Chance doch noch in die Playoffs zu rutschen und die Saints kämpften um Platz 1 in der NFC. Zudem gelang es den Bucs in Week 1 einen aufsehenerregenden 48:40 Sieg in New Orleans einzufahren. Bis dato immer noch die einzige Heimniederlage der Saints in dieser Saison. Es war also angerichtet und das zelebrieren des Walkins der Bucs war schon der absolute Hammer. In das Stadion der Bucs ist ein Piratenschiff(!) integriert das bei jedem Walkin eines Bucs-Spielers aber mal richtig einen Kanonenschlag rausgehauen hat - megacool gemacht...
Megacool war auch mein Sitzplatz in Block 131 mit dessen Buchung ich mich ungewollt in die Saintskurve eingebucht hatte und die Jungs und Mädels waren nicht nur verdammt viele, sondern auch verflixt lautstark, hat wirklich Spaß gemacht in der Ecke.
Der Spielverlauf war nahezu eine Doublette dessen was gestern in der Divisional Round zu besichtigen war. Bis zum Stand von 14:3 für die Bucs bis weit ins dritte Viertel hinein ging bei den Saints aber mal gar nichts. Komischerweise hatte ich trotzdem den Eindruck das bei New Orleans nie Hektik aufgekommen ist. Die ruhen nach der Siegesserie im Laufe der Runde irgendwie in sich selbst. "Gamechanger" war dann ein geblockter Punt der Bucs und danach haben die Saints komplett übernommen und Tampa im eigenen Stadion noch mit 28:14 rasiert. Kamara und Ingram gleichzeitig auf dem Feld sind einfach irgendwann nicht mehr aufzuhalten, der Gegner wird konsequent mürbe gemacht und irgendwann überrollt. Deswegen hatte ich auch gestern beim Stand von 14:0 für Philly die Saints noch ganz dick auf dem Zettel.
Interessant war wie mit dem kippenden Spielverlauf die Ecke der Saints-Fans immer mehr Rabatz gemacht und irgendwann die Stimmung im Stadion komplett übernommen hat. Die "Who Dat"-Sprechchöre bei der Partie werde ich jedenfalls mein Lebtag nicht mehr vergessen, unfassbar gute Stimmung die in mir den Vorsatz reifen ließen in der kommenden Saison ein Spiel in New Orleans zu schauen

Tampa selbst ist eine nette Stadt, wenn ihr euch auch mal die Bucs vor Ort geben wollt reichen aber zwei-drei Tage locker um die Highlights dort mitzunehmen. Schaut zu das ihr einen Mietwagen nehmt oder immer ein prallvoll geladenes Handy am Start habt, um euch ein Uber ordern zu können. Mir ist abends in Ybor City einmal der Akku abgeschmiert, bin dann in eine üble Spelunke rein um das Teil wieder aufladen zu können. Düfte ich aber nur wenn ich was trinke meinte die Schabracke hinter der Theke, ich dann so "Do you have any German Beer?" und sie "Yes, Heineken." Amis halt
