https://www.bild.de/sport/fussball/fussball-international/pel-nachruf-pel-war-besser-als-messi-maradona-und-ronaldo-zusammen-82391826.bild.htmlNACHRUF VON ALFRED DRAXLER
Pelé war besser als Messi, Maradona und Ronaldo zusammen
Von: ALFRED DRAXLER
30.12.2022 - 07:15 Uhr
Es heißt, für ihn habe der Fußball-Gott dieses schöne Spiel erschaffen.
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Edson Arantes do Nascimento, genannt Pelé. Niemand weiß so genau, warum dies sein Name wurde. Aber er steht seit Jahrzehnten für den besten Fußballer aller Zeiten. Das gilt bis heute, selbst die überragende WM von Lionel Messi in Katar konnte daran nichts ändern. Obwohl die meisten von uns ihn nie haben live spielen sehen.
Mit ihm gespielt hat Franz Beckenbauer. Die beiden trafen sich gegen Ende ihrer Karrieren bei Cosmos New York. Pelé nannte Franz „meinen deutschen Bruder“. Franz sagt: „Von allen großen Fußballern war er der Größte. Und ein großartiger Mensch dazu.“
Pelé wurde 82 Jahre alt.
Er war neben Muhammad Ali (†74) der wahrscheinlich größte und charismatischste Sportler, den die Welt je erlebt hat.
Tostão, sein Sturm-Kollege beim WM-Gewinn 1970, hat mal gesagt: „Nähme man alle Talente von Maradona, Cristiano Ronaldo und Messi zusammen, dann hätte man einen Spieler, der nah an die Klasse von Pelé heran käme. Aber Pelé wäre immer noch besser.“
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Er wuchs auf im Armenviertel von Bauru westlich von São Paulo und putzte Schuhe am Bahnhof. Der Vater musste seine Fußball-Karriere wegen einer schweren Verletzung früh beenden und war Reinigungskraft in einer Klinik. Die Mutter Wäscherin.
Fußball gespielt wurde barfuß. Der Ball bestand aus zusammengebundene Socken. Aber auch den konnte er minutenlang in der Luft jonglieren.
Als er längst Pelé hieß, bekam er mit 15 einen Vertrag beim FC Santos. Mit 16 war er Nationalspieler, mit 17 Weltmeister. Bis heute der jüngste aller Zeiten.
Der größte Fußballer aller Zeiten hat das Spielfeld verlassen. Pelé ist tot. Er wurde 82 Jahre alt.
Nach der WM 1958, bei der er sechs Tore in vier Spielen schoss, nannten sie ihn schon „O Rei“ – der König.
Er holte in 17 Jahren 26 Titel, schoss 1301 Tore in 1390 Spielen (Schnitt 0,94 pro Spiel). Als der „Weltfußballer des 20. Jahrhunderts“ gewählt wurde, gab es neben Pelé keinen ernst zu nehmenden Kandidaten.
Nach 1962 wurde er 1970 zum 3. Mal Weltmeister, was außer ihm auch niemand geschafft hat. Obwohl nur 1,73 Meter groß, machte er im Finale gegen Italien (4:1) das 1:0 hoch oben in der Luft per Kopf gegen den knallharten Verteidiger Burgnich, genannt „der Fels“. Der sagte später: „Vor dem Endspiel machte ich mir Mut und sagte mir, Pelé ist aus Fleisch und Knochen. So wie ich. Nach dem Spiel wusste ich, dass ich Unrecht hatte.“
Die Mythen, die sich um Pelé ranken, sind so legendär, dass sie wahr sein müssen:
► Wenn er einen Freistoß schoss, drehten sich die Spieler in der Mauer schon mal um, damit sie sein Tor sehen konnten.
►1967 wurde er in Kolumbien vom Platz gestellt. Die Zuschauer tobten so lange, bis der Schiedsrichter ihn wieder aus der Kabine holte. Er durfte weiterspielen.
► 1969 wurde wegen eines Spiels von Pelé mit Santos der nigerianische Bürgerkrieg unterbrochen. Erst danach wurde wieder geschossen.
► Auf jeden Fall wahr ist, dass er von der brasilianischen Regierung offiziell zum „Nationalen Gut“ erklärt wurde und deshalb nicht nach Europa wechseln konnte. In den damals zahlreichen Freundschaftsspielen kassierte Santos 150 000 Dollar. 50 Prozent davon waren jeweils für Pelé.
Er war Mittelstürmer, hängende Spitze und Spielmacher in einem. Und auch noch „falsche Neun“, obwohl es den Begriff zu seiner Zeit noch gar nicht gab.
Weil er wegen riskanter Immobiliengeschäfte den Großteil seines Vermögens verloren hatte, wechselte er 1975 nach New York, wo ihm ein Dreijahresvertrag 4,5 Millionen Dollar einbrachte. Weitere 5,2 Millionen schwemmten Werbeverträge in seine Kasse. Mit Pelé steigerte Cosmos den Zuschauerschnitt im Giants Stadion schlagartig von 4000 auf durchschnittlich mehr als 50 000 pro Spiel.
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Pelé privat: Er verbrachte seinen Lebensabend in einer Villa im mondänen Badeort Guaruja in der Nähe von Santos mit Blick auf den Atlantik. Mit 75 heiratete er zum 3. Mal. Die in Japan geborene Marcia Aoki ist 25 Jahre jünger als er.
Aus den ersten beiden Ehen stammen fünf Kinder. Außerdem nahm Pelé die Vaterschaft für zwei uneheliche Töchter an.
Nach seiner Karriere gründete er eine erfolgreiche Sport-Marketing-Agentur. Er wurde UN-Sonderbotschafter und war Sportminister Brasiliens (1995 – 98). Und er wurde zur Werbe-Ikone (u.a. Viagra). Sein Vermögen wird auf annähernd 100 Millionen Euro geschätzt.
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„O Rei“ – der König ist tot! Aber als bester Fußballer aller Zeiten wird er in den Köpfen der Fans für immer weiter leben. Er selbst hat einmal gesagt: „Ein Leben ohne Fußball kann ich mir nicht vorstellen. Ich hoffe, dass man auch im Himmel Fußball spielen kann.“