https://www.focus.de/sport/fussball/wutbrief-an-fussballvereine-psychoterror-gegen-schiedsrichter-16-zuschauer-drohen-seine-sachen-anzuzuenden_id_249959671.htmlSchon 16-Jährige massiv bedroht In Wutbrief enthüllen junge Schiedsrichter den üblichen Horror bei Amateurspielen
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Schiedsrichter
Robert Michael/dpa Eine Schiedsrichterin mit roter und gelber Karte sowie Trillerpfeife.
FOCUS-online-Chefreporter Göran Schattauer
Dienstag, 21.11.2023, 14:50
Ein verantwortlicher Thüringer Fußball-Schiedsrichter und seine Kollegen wehren sich gegen üble Anfeindungen durch Nachwuchsspieler, Trainer, Eltern und Zuschauer. Was die Unparteiischen jedes Wochenende erleben, ist ein Skandal.
Es sind Vorfälle, die sprachlos machen. Vorfälle, die zeigen, wie verroht unser Land geworden ist und wie schnell Emotionen in Aggressionen, Hass und Psychoterror ausarten – auf und neben dem Fußballplatz.
Die Opfer: Junge Schiedsrichter, die Spiele in Nachwuchsligen leiten – als Hobby, aus Spaß an der Freude. Doch allzu schnell schlägt der Spaß in Frust und sogar Angst um. Einige Beispiele:
Verbale und körperliche Übergriffe an der Tagesordnung
Ein 16-jähriger Schiedsrichter wird in einem C-Junioren-Spiel von Zuschauern massiv beleidigt. Man hält ihm ein brennendes Feuerzeug vor und droht, seine Sachen anzuzünden. Nach dem Spiel wird die anwesende Mutter des Schiedsrichters aufgefordert, sie solle ihren Sohn schlagen.
Ein Schiedsrichter-Assistent wird auf dem Feld von einem „Fan“ zur Rede gestellt und angefasst. Nach dem Spiel wird das Schiedsrichter-Team von „Fans“ verbal und körperlich attackiert. Der Schiedsrichter wird gegen eine Zuschauerin gestoßen, die sich beim Sturz gegen die Hauswand verletzt.
Ein 17-jähriger Schiedsrichter wird nach einem D-Junioren-Spiel in der Kabine massiv bedrängt, worauf dieser in Tränen ausbricht.
Ein Trainer bedroht nach dem Spiel den Schiedsrichter und muss von mehreren Personen zurückgehalten werden.
Ein Schiedsrichter wird nach dem Spiel aufgrund eines Sonderberichts (es geht um den Vorwurf der Schiedsrichter-Beleidigung) wegen Verleumdung verklagt.
Ein 16-jähriger Schiedsrichter wird nach einem C-Junioren-Spiel beim Abgang massiv von „Fans“ beleidigt. Anschließend wird er vom Trainer in seiner Kabine in aggressivem Ton „zur Rede gestellt“.
Ein 14-jähriger Schiedsrichter-Assistent wird während des Spiels von einem Spieler, der als Zuschauer anwesend war, mit Stöcken und Steinchen beworfen.
„Extreme Vorfälle“: Üble Beispiele aus Thüringer Provinz
Die Übergriffe stammen nicht aus einer deutschlandweiten Bilanz der vergangenen Jahre. Sie trugen sich alle in dieser Saison zu – in einer kleinen Fußballregion mit 85 Vereinen in Thüringen. Die Rede ist von der Stadt Jena sowie den Landkreisen Saale-Orla und Saale-Holzland.
Der für die Region zuständige Kreisfußballausschuss (KFA) schlägt jetzt Alarm. In einem Offenen Brief an alle Vereine haben die im KFA organisierten Schiedsrichter auf die beängstigenden Zustände bei Spielen im Jugend- und Amateurbereich hingewiesen.