von abfahrer » 09.06.2023, 11:17
Irgendwie schon blöd, daß diesem Verein mit einem eigenen Thread so viel Aufmerksamkeit zu Teil wird, aber egal.
Heute in der Rheinpfalz, Ausgabe LU gibt es ein Interview mit dem Präsidenten zu lesen:
„Charakter des Teams reichte nicht“
Interview: Nach elf Jahren hat es den SV Sandhausen erwischt. Der Fußballklub stieg in die Dritte Liga ab. Präsident Jürgen Machmeier erklärt Udo Schöpfer, wie es weitergeht. Und rechnet mit dem Kader ab.
Herr Machmeier, wie geht es Ihnen im Moment, einige Tage nach dem Abstieg Ihres Vereins? Haben Sie es für sich akzeptiert?
Mir geht es beruflich und privat sehr gut. Das Thema SV Sandhausen habe ich für mich schon länger verarbeitet, weil absehbar war, dass es diesmal nicht reichen wird, wenn man den Charakter der Mannschaft sah. Ich bin mit neuer Energie ausgestattet, und schaue komplett nach vorne.
Wie schwer ist es, nun den Neustart in der Dritten Liga zu schaffen?
Man muss ja eins sehen: Wir haben uns schon eine Weile auf den Abstieg eingestellt. So planen wir schon eine Weile und haben mit Matthias Imhof einen neuen Sportdirektor, der schon eingebunden war in den ganzen Prozess. Das Wort schwer sehe ich für mich gar nicht. Ich sehe es für uns eher als neue Chance, das ist ein neues Anlaufnehmen. Es ist eine Riesenchance, viele Spieler wegzubekommen, die wir beim Klassenerhalt noch gehabt hätten und die uns überhaupt nicht weitergebracht hätten.
Aber wie konnte das passieren? Alois Schwartz, bis Februar Trainer, ist doch ein erfahrener Mann, und Sie kennen sich ja auch bestens aus. Wieso lag der Klub bei den Spielern so daneben?
Ich möchte mich nicht ganz frei sprechen, aber wir hatten mit Mikayil Kabaca einen Sportlichen Leiter und ja, mit Alois Schwartz einen erfahrenen Trainer. Für mich galt es in den vergangenen zwei Jahren nur noch, die finanzielle Seite der Spieler abzusegnen. Die Zwei waren überzeugt von jedem Spieler. Dann dachte ich, dass das so in Ordnung ist. Nichtsdestotrotz darf man eines nicht vergessen. Es gibt ja das geflügelte Wort „Im Erfolg macht man die größten Fehler“, das trifft auch auf uns zu, wir haben uns von der überragenden Rückrunde der vorigen Saison blenden lassen. Wir waren der Meinung, dass wir mit ein paar guten Jungs die Mannschaft verstärken. Aber mit den guten Jungs lagen wir daneben.
Wie leicht oder kompliziert ist es, neue Spieler zu holen?
Rouwen Hennings kommt ja zu uns. Wenn alle unterschreiben, die zugesagt haben, dann kriegen wir eine wesentlich bessere Mannschaft, vor allem von den Charakteren her.
Ist der Wiederaufstieg das erklärte Ziel? Kann man das so ausgeben?
Da gibt es keine zwei Meinungen.
Wie schwer ist es, einen Drittliga-Etat zusammenzustellen. Stichwort: die fehlenden üppigen Fernsehgelder.
Wir haben den Etat zusammen, weil wir ein unglaublich guten Zuspruch der Sponsoren haben, es sind alle weiter dabei. Das ist ein wichtiger Aspekt, wenn Sie überlegen, dass wir acht Millionen weniger Fernsehgelder bekommen. Die Spieler, die jetzt kommen, müssen jedoch wissen, dass sie bei uns nicht zu einem Zweitligagehalt unterschreiben können.
Matthias Imhof, der neue Sportchef, ist ein Hoffnungsträger, richtig?
Er passt zu 100 Prozent mit dem, was er erreicht hat. Klagenfurt war am Boden, da war keine Struktur, als er dorthin kam. Er hat den Verein quasi aus dem Nichts zu einem Teilnehmer in den Play-offs entwickelt. Er ist authentisch, ehrlich und zuverlässig. Er weiß, mit kleinem Geld umzugehen. Er vertritt genau die Werte, die für uns wichtig sind und die zu uns passen. Wir reden auch über das Trainerthema, vielleicht geht es schnell, vielleicht dauert es noch zwei Wochen.
Es gab auch an Ihnen Kritik. Zu Recht? Tenor: Zu viel Last auf ihren Schultern.
Ich bin schon seit Jahren in viele Dinge nicht direkt eingebunden. Volker Piegsa macht als Geschäftsführer einen grandiosen Job. Ich hatte die sportliche Leitung vor zwei Jahren an Mikayil Kabaca übertragen. Klar interessiert mich alles, was in dem Verein vorgeht, es wäre ja schlecht, wenn es nicht so wäre, ich bin im 24. Jahr Präsident. Wir besprechen die wichtigen Dinge, aber in den Bereichen ist eine komplette Selbstständigkeit da, meine Mitarbeiter brauchen mich nicht, auch wenn ich natürlich in alle Prozesse eingebunden bin.
Der SV Sandhausen hatte große Pläne, wollte sogar ein neues Stadion bauen. Sind Sie nun froh, dass es nicht klappte?
Im Nachhinein war es ein Glücksfall, dass das abgelehnt wurde. Weil die Baukosten ja explodiert sind. Deswegen wäre es ein schwieriges Unterfangen gewesen. Es wird keinen neuen Anlauf geben, der Plan ist, das bisherige Stadion im Falle der Zweitliga-Zugehörigkeit zum Schmuckkästchen auszubauen, mit ganz tollen Bereichen. Die Trainingsplätze wollen und müssen wir bauen, da wir das NLZ erhalten.
Abschließend: Man muss sich keine Sorgen machen um den SVS?
Wenn ich mir keine Sorgen mache, muss sich der Rest auch keine machen.
ZUR PERSON
- Jürgen Machmeier (62) ist seit 1999 Präsident und Vorstandsvorsitzender des SV Sandhausen. Er ist Diplom-Ingenieur und als Architekt sowie als Unternehmer in der Projektentwicklung und dem Bau von Wohn- und Gewerbeobjekten tätig.