Hallenfußball Bammental
Warum 5 deutsch-türkische Mannschaften das Turnier boykottieren
Wegen der Einteilung der Gruppen - Ohlheiser: "Sie grenzen sich selbst aus" - Zuzenhausen meldet nach - Weitere Nachrücker gesucht
20.12.2019, 06:00 Uhr
Vor dem Hallenturnier um den 1603-Cup in der Elsenzhalle ist die Aufregung groß.
Von Wolfgang Brück
Bammental. Schock für den FC Bammental. Eine Woche vor dem traditionsreichen Hallenfußball-Turnier um den 1603-Cup der Heidelberger Brauerei haben fünf Vereine ihre Teilnahme abgesagt. Sie würden sich "ausgegrenzt" fühlen, begründeten Pokalverteidiger 1. FC Türkspor Mannheim, 1. FC Turanspor Mannheim, 1. FC Wiesloch, FC Hochstätt Türkspor und Türk Gücü Sinsheim ihre "unumstößliche" Entscheidung.
Da am Donnerstag der FC Zuzenhausen nachgemeldet hat, wird das Turnier statt mit 24 nun mit 20 Mannschaften stattfinden. Es sei denn der Appell von Stefan Ohlheiser findet Gehör und es gibt weitere Nachrücker. Die deutsch-türkischen Fußballer protestieren mit dem Boykott gegen die Zusammenstellung der Vorrunden-Gruppen. In der Gruppe B sollten vier deutsch-türkische Mannschaften gegeneinander antreten. Es wird bezweifelt, ob bei der Auslosung alles mit rechten Dingen zugegangen ist. In einer Presse-Erklärung heißt es: "Die jüngsten Erfahrungen zeigen, dass wir belegbaren Benachteiligungen ausgesetzt sind. Vereine und Spieler sind zunehmend extrem negativen Äußerungen, basierend auf ihrer Herkunft, ausgeliefert. Das macht uns traurig und betroffen."
Stefan Ohlheiser weist die Vorwürfe entschieden zurück. "Die Gruppen wurden aus vier Töpfen ausgelost. Wir können nicht so lange losen, bis alle zufrieden sind", erklärt das 29-jährige Spielausschuss-Mitglied, der zusammen mit Marc-André Waxmann Turnierchef ist.
Es sei absurd, dass der FC Bammental jemanden ausgrenzen wolle. "Wäre das so, hätten wir die Vereine nicht eingeladen", meint der Stellvertretende Leiter des Bammentaler Bauamts, "vielmehr grenzen sich die Klubs selbst aus." Ohlheiser versichert: "Woher einer kommt, ob er hell oder dunkel, arm oder reich ist, interessiert uns nicht. Es geht nur um den Fußball." Bammentals Spielausschuss-Mitglied Stefan Ohlheiser
Rückendeckung erhält er von Sven Wolf. Der FC Hochstätt Türkspor hatte sich an Wolf gewendet. Der langjährige Geschäftsführer des VfR Mannheim, der im Verband für die Vielfalt zuständig ist, hatte zu vermitteln versucht: "Der FC Bammental ist ein sympathischer Verein, der ganz gewiss nichts gegen Fußballer mit Migrations-Hintergrund hat." Auch Stefans Vater Friedbert Ohlheiser kann den Boykott nicht nachvollziehen. Der FCB-Sportchef sagt: "Die Deutsch-Türken sind gute Fußballer und deshalb herzlich willkommen bei uns. Südländisches Temperament kann nicht schaden. Wichtig ist, dass man sich hinterher wieder die Hand gibt."
So ist inzwischen auch ein Vorfall beigelegt, der die Gemüter erhitzte. CDU-Gemeinderatsmitglied Friedbert Ohlheiser wurde von einem deutsch-türkischen Spieler als Nazi beschimpft. Der Verein distanzierte sich, der Spieler wurde gesperrt. Die "komische Gruppen-Zusammenstellung" war schon in den letzten Tagen in den sozialen Medien heftig diskutiert worden. "Als ich die Gruppe gesehen habe, dachte ich, es handelt sich
um den Atatürk-Cup", äußerte sich Volkan Cetinkaya. Der Co- Trainer des VfB Leimen: "Ich empfehle dem, der ausgelost hat, künftig Lotto zu spielen."
Stefan Ohlheiser ist überzeugt davon, dass das Turnier am 26. und 27. Dezember nicht an Attraktivität verliert.
Zusätzlich zu den beiden Gruppenersten sollen jetzt auch die besten Gruppendritten in die Zwischenrunde kommen, in denen am Freitag, ab 17 Uhr, die beiden Halbfinalisten ermittelt werden. Der Sieger qualifiziert sich für den Sparkassen-Cup am 3./4. Januar in Ketsch.
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