
Pfitzners Frust nach dem Debüt - auch Vollmann wackelt
Braunschweig: Das Ende ist ganz nah
Eintracht Braunschweig
VOR 9 STUNDEN
Die Hoffnung lebte gerade einmal 15 Minuten, ehe Marc Pfitzner und Eintracht Braunschweig in der harten Realität aufgeschlagen waren. Zwei frühe Gegentore waren der Anfang vom Ende beim 1:4 gegen Fortuna Düsseldorf. Und Endzeitstimmung macht sich bereits nach dem 11. Spieltag breit.
Der Interimstrainer hatte die Startaufstellung bei seiner Premiere gleich auf sieben Positionen umgekrempelt. Beinahe noch bemerkenswerter: Mit Florian Krüger befand sich nur ein Neuling dieses Sommers darunter. "Da steckt keine Aussage dahinter", versichert Pfitzner, dass es allein um die Trainingseindrücke gegangen sei. Und doch sagt seine Nominierung genau das aus, was seit Saisonbeginn ersichtlich ist: Die Sommertransfers haben die namhaften Abgänge nicht ansatzweise kompensiert, der Kader ist nicht konkurrenzfähig.
Fans sehen Schuldigen in Vollmann
Das Braunschweiger Publikum hat den Schuldigen dafür auserkoren und am Freitagabend lautstark benannt: Sport-Geschäftsführer Peter Vollmann. Immer wieder hallte es "Vollmann raus" durch das Eintracht-Stadion. Dass der 65-Jährige trotz des Aus von Trainer Jens Härtel in der Vorwoche zunächst im Amt geblieben ist, ist tatsächlich noch keine Garantie für einen Verbleib. In den Vereinsgremien stehen die Zeichen auf Neuanfang - und der könnte kurzfristig auch Vollmanns Ende bedeuten.
Das sportliche Ende ist derweil deutlich näher als es immerhin 23 noch ausstehende Spiele suggerieren. "Wir kriegen zwei Standardgegentore, das sind Geschenke, das geht gar nicht", legt Heimkehrer Ermin Bicakcic nach seiner Premiere als Defensiv-Joker direkt den Finger in die Wunde und Kapitän Jannis Nikolaou unterstreicht: "Standard-Gegentore sind unser leidiges Thema." Aber bei weitem nicht das Einzige.
Es reicht vorn und hinten nicht
Die Qualität, selbst gefährlich nach vorn zu kommen, fehlt nahezu komplett, ganz gleich, wer vorn beginnt: Gegen die Rheinländer durften Luc Ihorst und Fabio Kaufmann, flankiert von Maurice Multhaup und Krüger starten, die Fantasie, einer Zweitliga-Abwehr Probleme bereiten zu können, weckte allein der eingewechselte Sidi Sané. Unterm Strich steht schlichtweg: Es reicht vorn und hinten nicht.
Pfitzner bereitet zudem ein weiteres Problem Kopfzerbrechen. In der Statistik waren nur 43 Prozent gewonnene Zweikämpfe für die Seinen notiert. "Diese Zweikampfquote", stöhnt der einstige Vorzeige-Zweikämpfer, "ist deprimierend." Sie belegt das, was er in den 90 Minuten von außen auch bereits empfunden hatte: "Es gab keine Duelle, in denen es richtig gescheppert hat, in denen wir gezeigt haben, dass wir hier zu Hause sind. Das sind Dinge, die unabhängig vom Matchplan, einfach da sein müssen." Doch der Eintracht im Herbst 2023 fehlen selbst die Grundelemente. Und in Summe damit eigentlich alles.
Sebastian Wolff