https://www.mannheimer-morgen.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-mannheim-wie-stephan-pfitzenmeier-den-vfr-mannheim-wieder-nach-oben-fuehren-will-_arid,2267112.htmlWie Stephan Pfitzenmeier den VfR Mannheim wieder nach oben führen will
Früher SV Waldhof, jetzt VfR Mannheim: Stephan Pfitzenmeier hat als Geschäftsführer beim Deutschen Meister von 1949 angeheuert. Wie er den Verein nach schweren Jahrzehnten für eine erfolgreiche Zukunft umbauen will
3.12.2024 VON ALEXANDER MÜLLER
Der Netzwerker: Auf Veranstaltungen wie dem „Merito“-Businessabend bringt Stephan Pfitzenmeier die Entscheider aus der Region zusammen. © VFR MANNHEIM
Mannheim. Als das Angebot kam, war das alte Kribbeln schnell wieder da. Acht Jahre lang hatte sich Stephan Pfitzenmeier nur als Fan für Fußball interessiert, nach seinem Abschied als Geschäftsstellenleiter beim SV Waldhof 2016 arbeitete der mittlerweile 45-Jährige unter anderem für ein Schweizer Franchise-Unternehmen im Fitness-Bereich und stampfte die Regional-App „Kurpfalz erleben“ aus dem Boden. Aber als Boris Scheuermann, Präsident des Fußball-Oberligisten VfR Mannheim, vorfühlte, ob sich Pfitzenmeier ein Engagement beim Deutschen Meister von 1949 vorstellen könne, sagte Pfitzenmeier zu.
„Wir haben uns zusammengesetzt und entschieden, beim VfR etwas aufbauen zu wollen. Ich habe dann gesagt: Wenn wir etwas machen, machen wir es auch richtig“, berichtet Pfitzenmeier. Seit 21. November arbeitet der gebürtige Karlsruher als neuer Geschäftsführer beim Traditionsverein.
Es ist eine Personalie, die in der Szene sehr aufmerksam registriert worden ist. Denn der VfR schickt sich nach über zwei Jahrzehnten in den Niederungen der Verbands- und Oberliga offensichtlich an, wieder anzugreifen. Dafür spricht der Name Pfitzenmeier, darauf deuten die Verpflichtungen namhafter Ex-Profis wie Alexander Esswein und Andrew Wooten hin. In der aktuellen Oberliga-Saison steht das Team von Trainer Marcel Abele auf Rang drei, mit sechs Punkten Rückstand auf den zweiten Platz, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Regionalliga mit den Zweiten der Oberligen Rheinland-Pfalz/Saar und Hessen berechtigen würde.
Dementi zu einem Einstieg der „Mannheimer Runde“
Klappt es schon in seiner ersten Saison als Geschäftsführer mit dem nächsten VfR-Aufstieg nach 2023? Stephan Pfitzenmeier nimmt beim Treffen in einem Restaurant am Mannheimer City Airport einen Schluck Tee - und antwortet dann sehr differenziert. „Wenn es durch glückliche Umstände klappen sollte, würden wir es nicht ablehnen. Aber es ist kein Zwang“, sagt der Netzwerker.
Ein Aufstieg würde aber zu Pfitzenmeiers Credo passen: „Mein Leitsatz ist: Immer eine Liga höher denken und immer einen Schritt voraus sein. Und dabei sollte die Oberliga nicht die Endstation bleiben. “ Auch wenn der VfR (aktueller Zuschauerschnitt: 335) dem großen Stadtrivalen SV Waldhof beim Fanzuspruch in der Fußball-Neuzeit nie auch nur ansatzweise das Wasser reichen konnte, liegen die Zeiten, in denen sich beide Mannheimer Vereine sportlich auf Augenhöhe bewegten, keine Lichtjahre zurück. In der Saison 2007/2008 duellierten sich VfR und SVW in der Oberliga Baden-Württemberg, nachdem es in den 70er Jahren noch heiße Stadtderbys in der 2. Liga gegeben hatte.
Stephan Pfitzenmeier zu seinen Waldhof-Zeiten in der Saison 2015/2016. © PIX
Pfitzenmeier weiß um die Unterschiede zwischen beiden Clubs und hält nichts von vollmundigen Kampfansagen in Richtung des SV Waldhof. „Da würden mich doch alle auslachen. Wir wollen mit Leistung überzeugen, mit Taten und Inhalten“, sagt er. Der Sprössling der Fitnessclub-Dynastie sieht jedoch noch viel brachliegendes Potenzial, das beim VfR gehoben werden kann - um die Rasenspieler auch in der Stadtgesellschaft wieder relevanter zu machen. „Wir haben unser Konzept auf drei Säulen aufgebaut“, sagt Pfitzenmeier. Als da wären: die erfolgreiche Weiterentwicklung der 1. Mannschaft, der Fokus auf die Jugendarbeit - sowie die soziale und gesellschaftliche Funktion des VfR. „In Mannheim gibt es auch Brennpunkte. Wir wollen jungen Menschen Perspektiven aufzeigen und Werte vermitteln, sie von der Straße holen“, sagt der Geschäftsführer.
Was Stephan Pfitzenmeier beim VfR Mannheim verändert will
Pfitzenmeier will anpacken. Die in die Jahre gekommenen VIP-Räume im Rhein-Neckar-Stadion modernisieren, über Aktivitäten in den sozialen Medien neue und jüngere Fans anlocken sowie den Sponsoren eine größere Reichweite bieten. „Es geht um die drei Säulen und darum, in Mannheim etwas zu schaffen, das für gewisse Zielgruppen attraktiv ist. Wenn wir das schaffen, bin ich zufrieden.“
Es stehe ein „Veränderungsprozess“ bevor, bei dem er aber alle VfRler mitnehmen wolle. „Es sind gute Leute an verschiedenen Positionen. Wir müssen aber jeden Stein umdrehen, den Verein auf neue Füße stellen und die Strukturen verbessern. Es ist noch einiges ausbaufähig, auch wenn schon viel gut gemacht wird“, sagt der 45-Jährige.
Um wieder weiter nach oben zu kommen, brauchen die Blau-Weiß-Roten allerdings weitere Geldgeber. Für Oberliga-Verhältnisse sind die Mannheimer auf der Einnahmenseite sehr gut aufgestellt, aber bei einem Aufstieg in die Regionalliga müsste der Etat wohl die Millionen-Schallmauer durchbrechen. Auf den Sportplätzen der Region wird in diesem Zusammenhang eifrig diskutiert, ob Pfitzenmeier die Mittelstandsvereinigung „Mannheimer Runde“ (MR), auf deren Ticket er einst beim SV Waldhof anheuerte, jetzt beim VfR mit ins Boot holen könnte.
„Es gibt diese Gerüchte. Aber ich bin selbst Mitglied und es war bei keinem Treffen ein Thema, dass die Mannheimer Runde einsteigt“, dementiert der Geschäftsführer diese Spekulationen. Es sei allerdings durchaus vorstellbar, dass einzelne Unternehmen aus der „MR“ künftig den VfR unterstützen. Den ambitionierten Verein, der bei Stephan Pfitzenmeier das alte Fußball-Kribbelnwiedergeweckt hat.
Alexander Müller © RED
Man darf jetzt nicht alles so schlecht reden, wie es war.... (Fredi Bobic)