Simon Landa präsentierte sich gegen seinen künftigen Auftraggeber SV Waldhof in Topform und machte im Tor der TSG Weinheim viele Chancen des SVW im Derby zunichte. Der 28-Jährige wird nun verstärkt in den Trainingsbetrieb der Waldhöfer eingebunden.
"Das ist ein Gänsehautfeeling." Auch Simon Landa, Torhüter der TSG 62/09 Weinheim, konnte sich der beeindruckenden Atmosphäre im Derby der Fußball-Oberliga beim SV Waldhof nicht entziehen. Über 6000 Fans zauberten am Freitagabend eine wahrlich bundesligawürdige Stimmung ins Carl-Benz-Stadion. Wenn der Ultra-Block der Waldhof-Fans in voller Lautstärke sein "Ess, Vau, We-e" skandierte und die Menge auf der Haupt- oder Gegentribüne als Echo antwortete, lief es nicht nur den Spielern auf den Rasen eiskalt den Rücken herunter.
Nur schade, dass die Weinheimer Fußballer vorerst nicht mehr Teil einer solch einzigartigen Kulisse sein werden. Denn nach der 0:1-Niederlage der TSG 62/09 steht die Mannschaft von Trainer Michael Köpper als Absteiger aus der Oberliga fest. Da der Bahlinger SC gegen Reutlingen gewann, können die Weinheimer in den beiden abschließenden Saisonspielen höchstens noch den Tabellenfünfzehnten SGV Freiberg nach Punkten einholen. Bei fünf Absteigern würde aber auch das nicht mehr zum Klassenerhalt reichen.
Dagegen übernahm der SV Waldhof mit dem Derbysieg durch das Tor des eingewechselten Vllaznim Dautaj (75.) mindestens bis heute Abend die Tabellenführung - um 19 Uhr spielt der Verfolger FC Nöttingen gegen den ASV Durlach und könnte wieder vorbeiziehen. Dass der SVW angesichts seiner euphorischen Fans eigentlich nicht in die Oberliga gehört, bewies das stimmungsvolle Derby gegen Weinheim.
"Diese Kulisse pusht dich ungemein. Ich habe so etwas noch nie erlebt", war Marc Haffa tief beeindruckt. Der 20-Jährige wurde überraschend vom Stürmer zum Innenverteidiger der TSG umfunktioniert und sprang für den verletzten Patrick Geissinger in die Bresche. "In der Jugend habe ich mal Verteidiger gespielt, seitdem nicht mehr", sagte Haffa, der auf der ungewohnten Position dennoch eine sehr starke Leistung bot. "Nur das Kommunizieren mit den Mitspielern auf dem Platz war aufgrund der Fankulisse richtig schwer."
Richtig leid tun konnte einem Patrick Geissinger. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub fiel er aufgrund eines Ermüdungsbruchs im rechten Fuß aus. "Vor solch einem Publikum nicht spielen zu können, tut weh", sagte ein tieftrauriger Spieler, während er sich missmutig per Krücken am Spielfeldrand fortbewegte.
Dessen Verärgerung konnte auch (Noch-)Mannschaftskollege Simon Landa nachempfinden. "Solch ein geiles Spiel erleben schließlich nicht viele Fußballer in ihrer Karriere." Der 28-Jährige darf diese Kulisse künftig wohl häufiger genießen. Er wird die TSG nach der Saison verlassen und verstärkt in den Trainings- und Organisationsbetrieb beim SV Waldhof eingebunden. Bisher war er für die Mannheimer bereits im Torwart- und Athletiktraining im Jugendbereich tätig. Nun wird sein Aufgabenfeld erweitert. "Und der berufliche Weg geht eben vor", sagt er zum Ende seines gut zweijährigen Engagements bei der TSG 62/09. Ein definitives Ende seiner Sportlerlaufbahn wollte er aber noch nicht bestätigen. "Mit 28 ist man ja eigentlich im besten Torwartalter."
Dass er aufgrund seiner künftigen Tätigkeit im Derby am Freitag besonders unter Beobachtung stand, war Simon Landa klar. "Ich wollte auf keinen Fall einen Fehler machen. Sonst hätte es geheißen, das ist nur, weil du künftig für den SVW arbeitest. Allein deshalb habe ich im Spiel alles gegeben."
Landa war denn auch mit mehreren erstklassigen Paraden der beste Weinheimer Spieler und erteilte damit sämtlichen Spekulationen eine Absage. Dass er in der zweiten Halbzeit direkt vor dem Block der Waldhof-Fans spielen musste, die ihn wegen angeblichen Zeitspiels mehrfach mit derben Schimpfwörtern bedachten, spornte den Zerberus nur noch mehr an. "Ich habe darüber eher geschmunzelt. Außerdem willst du es dann erst recht zeigen und bist einfach geil darauf, jeden Ball zu halten", erklärte Landa.
Wie sehr ihn die knappe Niederlage ärgerte, war ebenfalls unverkennbar. Wutentbrannt pfefferte er nach dem Schlusspfiff seine Fußballschuhe und Schienbeinschoner auf den Rasen im Carl-Benz-Stadion - auch das gehörte am Ende zum "Gänsehautfeeling". bk
