Fußball-Oberliga: Waldhof-Trainer verteidigt nach 1:0-Arbeitssieg gegen Kellerkind Linx die Spielweise gegen Kritik von außen
Unmut auf der Tribüne - Hollich tobt
Von unserem Mitarbeiter Roland Bode
Mannheim. So unterschiedlich können Gemütslagen sein: Während Hans Kyei im Kabinengang strahlte wie ein Honigkuchenpferd, nachdem ihm im Oberliga-Spiel des SV Waldhof gegen Linx zwei Minuten vor dem Ende der umjubelte 1:0-Siegtreffer gelungen war, tobte Trainer Reiner Hollich zur gleichen Zeit in der Kabine.
"Das ist ein Unding"
Was den Übungsleiter nach insgesamt schwachen 90 Minuten auf die Palme brachte, waren einige Zuschauer auf der Haupttribüne. Denn ein paar Anhänger waren mit dem Auftritt der Blau-Schwarzen gegen den Vorletzten überhaupt nicht zufrieden. Die Folge: Unmutsäußerungen, laute Zwischenrufe, sogar nicht druckreife Beschimpfungen. Hollich: "Das ist ein Unding. Wir haben ein klar strukturiertes Spiel und das auch weitgehend umgesetzt. Das trainieren wir die ganze Woche. Aber dann kommen irgendwelche Leute, die wohl nie Fußball gespielt haben, und brüllen, wie der Ball gepasst werden soll. Von so etwas lassen sich die jungen Spieler verunsichern", sprudelte es aus dem Coach heraus. "Es sind sicher viele Fehler gemacht worden. Vor allem der finale Pass hat gefehlt. Aber ansonsten haben wir praktisch auf ein Tor gespielt", sagte der Übungsleiter.
Den späten Jubel erlebten die Blau-Schwarzen dabei schon in Unterzahl. Innenverteidiger Jurij Krause hatte nach einer Notbremse gegen SV-Routinier Cedric Stoll zu Recht Rot gesehen (74.). Viele der 1781 Besucher im Carl-Benz-Stadion bekamen den achten Saisontreffer von Kyei aber gar nicht mehr mit. Sie hatten bereits enttäuscht den Heimweg angetreten, weil sie gegen die seit nun 19 Spielen sieglosen Südbadener gar nicht mehr an einen Dreier glaubten. Kyei dagegen war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben: "Sicher war das nicht unser bestes Spiel. Aber der Sieg ist für uns trotzdem wichtig. Das bringt uns weiter in Sachen Selbstbewusstsein", analysierte der Matchwinner. Bereits beim 4:2-Sieg vor acht Tagen in Kirchheim traf der Youngster, für den es derzeit gut läuft, zweimal.
Warum aber tut sich Waldhof oft mit den sogenannten "Kleineren" der Liga so schwer? Kyei: "Ich denke, das ist reine Kopfsache. Für uns war wichtig, dass wir nach der Roten Karte gegen Jurij alle noch enger zusammengerückt sind. Die Moral hat, wie nach dem 0:2-Rückstand in Kirchheim, gestimmt."
Mit dem Ergebnis, weniger mit dem gezeigten Auftritt des SVW, war Günter Sebert zufrieden: "Wir machen uns das Leben immer wieder selbst schwer. Vielleicht überschätzen sich einige, was ihr Leistungsvermögen betrifft. In der Oberliga haut man auch einen Gegner wie Linx nicht einfach so weg", betonte der Sportliche Leiter. Äußerst frustriert war dagegen Gäste-Coach Dieter Wendling: "Das ist eine ganz bittere Niederlage für uns. Letztlich haben wir uns kurz vor Schluss durch einen individuellen Fehler wieder selbst bestraft."
Mannheimer Morgen
21. März 2011
http://www.morgenweb.de/nachrichten/spo ... 04484.html